US-Wahlkampf in Berlin: Stimmen sammeln für Obama

Der Wahlkampf in den USA gewinnt an Fahrt - Mitt Romney tritt gegen Barack Obama an. Auch in Berlin kämpfen die Demokraten um Stimmen für ihren Präsidenten

Die 12.000 Amerikaner in Berlin können ins Gewicht fallen. Bild: DPA

Die Vorwahlen in den USA sind zu Ende, künftiger Gegner von Barack Obama im Rennen um die Präsidentschaft ist Mitt Romney. Für die Demokraten um Obama gewinnt der Wahlkampf nun an Schärfe – und wie das Wahlkampfteam in den USA bereitet sich auch die Berliner Sektion der Demokraten darauf vor, um die Stimmen der in der Stadt lebenden US-AmerikanerInnen zu werben.

Die Democrats Abroad Berlin sind der mitgliederstärkste von neun deutschen Zweigen der US-amerikanischen Demokratischen Partei. Ihre Aufgabe ist es, die „absentees“ – wie die außerhalb der USA lebenden BürgerInnen der Vereinigten Staaten genannt werden – zur Präsidentschaftswahl am 6. November zu mobilisieren.

In Berlin sind allein rund 12.000 US-AmerikanerInnen gemeldet, eine Zahl, die durchaus ins Gewicht fallen kann. 2009 etwa wurde die Wahl des Senators von Minnesota nur durch die Auszählung der Briefwahlstimmen entschieden. Die Mitglieder der Demokratischen Partei stehen jedoch vor einer schwierigen Aufgabe: In den letzten vier Jahren ist der einstige Hoffnungsträger Barack Obama an zentralen Wahlversprechen gescheitert. Der Abzug der US-Truppen aus dem Irak geht langsamer voran als geplant, das Gefangenenlager im kubanischen Guantánamo wurde doch nicht geschlossen, die angekündigte Gesundheitsreform steht vor ihrem möglichen Scheitern beim Obersten Gerichtshof. Zudem leidet das Land unter der wachsenden Staatsverschuldung in Folge der Krise an den Finanzmärkten.

„Obama ist für viele eine große Enttäuschung“, sagt der 81-jährige William Downey, der 1996 die Berliner Ortsgruppe der Demokraten gründete. Er arbeitete 19 Jahre als Pfarrer im Klinikum Steglitz, im politischen Spektrum der Bundesrepublik verortet er sich selbst zwischen SPD und Linkspartei – „aber im amerikanischen Zweiparteiensystem ist dafür kein Platz“, so Downey, der mittlerweile seinen fünften Wahlkampf aus Berlin bestreitet.

Nun wollen die Demokraten in der Stadt wieder mit Veranstaltungen für Obama werben. Bei der vergangenen Wahl, erklärt Jerry Gerber von der Berliner Sektion, ging ein Drittel der per Briefwahl abgegebenen Stimmzettel wegen formaler Fehler als ungültige Stimmen in die Wahlstatistik ein. Das soll diesmal verhindert werden: Auf Events wie einem Picknick am Unabhängigkeitstag wollen die Democrats Abroad über die komplizierten Regularien der Wahl aus dem Ausland informieren. Kurz vor der Wahl greifen die Aktiven dann auch zu den Telefonhörern, um die BürgerInnen an die rechtzeitige Abgabe ihrer Stimme zu erinnern.

2008 strömten noch mehr als 200.000 BerlinerInnen in den Tiergarten, um die Rede des damaligen Kandidaten Obama zu hören. So leicht wird es dieses Jahr jedoch nicht, die WählerInnen zu mobilisieren. Nancy Green, Opernsängerin und Vorsitzende der Berliner Demokraten, kann trotzdem keinen Nachteil darin erkennen, dass derzeit die Euphorie fehlt: „Obama hat so viele Menschen inspiriert. Auch wenn nicht immer alles glatt gelaufen ist – die BerlinerInnen sind fasziniert von ihm.“

„Wir sind guter Dinge“, sagt auch Gerber. Zwar werden die Wahlen wohl nicht außerhalb der USA entschieden – Optimismus im Rest der Welt könne jedoch auch Unentschlossene in den USA zum Gang an die Wahlurne bewegen. Eine Wahlparty wird es am 6. November auch geben. Wo, ist noch unklar – aber gefeiert werde hoffentlich, sagt Gerber.

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