USA: Marschieren für den Frieden

In Washington gehen Zehntausende auf die Straße, um gegen den Irakkrieg zu demonstrieren. 189 von ihnen werden festgenommen.

"Beendet den Krieg": Demonstranten vor dem Weißen Haus Bild: dpa

189 Irakkriegsgegner, darunter zehn Veteranen, wurden am vergangenen Wochenende in Washington bei einer teilweise chaotisch verlaufenden Demonstration vorübergehend festgenommen. Der Protestmarsch von einigen zehntausend Demonstranten und das symbolische Massensterben vor dem Capitol verliefen größtenteils friedlich. Die Spezialpolizei des Capitols setzte Tränengas ein, als eine kleine Gruppe von Demonstranten versuchte, über Gitterabsperrungen und eine Mauer auf den Sitz des Parlaments zu gelangen.

"Es ist jetzt endlich an der Zeit für die Friedensbewegung den nächsten Schritt in unserem Widerstand gegen den Irakkrieg zu tun", sagte der 26-jährige Kriegsveteran Geoff Milliard. Der Präsident der Washingtoner Sektion "Veteranen gegen den Krieg" lag im Drillichanzug auf dem Boden und umklammerte eine amerikanische Flagge, als er verhaftet wurde.

Rund 50 aus dem Irak heimgekehrte Exsoldaten in medaillendekorierten Tarnanzügen führten den von der "Answer Koalition" organisierten Protestmarsch an. Veteranen erzählten von ihren Erfahrungen "mit diesem sinnlosen Krieg", forderten eine Anklage gegen Präsident George W. Bush und seinen Vize Dick Cheney. Diese hätten die Nation mit Lügen und Tricks in ein endloses Blutvergießen gestürzt.

Der ehemalige Generalstaatsanwalt Ramsey Clark sagte: "Dieser Regierung kann man kein einziges Wort glauben." Redner kündigten eine Aktionswoche an, mit der die Antikriegsbewegung nun verstärkt auf einen Konfrontationskurs gegen die Irakpolitik von Präsident Bush gehen will.

Bush hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass er bis zum Sommer des kommenden Jahres nur rund 30.000 der derzeit 168.000 im Irak stationierten US-Soldaten zurückziehen wolle. Der Präsident zeigte sich zu keinem Strategiewechsel in seinem Krieg gegen den Terror bereit und sperrt sich weiter gegen jede Deadline für den Abzug des amerikanischen Militärs im Irak.

Am Samstag wurden die Kriegsgegner durch ein starkes Polizeiaufgebot von einer gleichzeitig stattfindenden Kundgebung von Kriegsbefürwortern, darunter ebenfalls etliche Irakkriegsveteranen, abgeschirmt. Demonstranten hüben wie drüben warfen sich hässliche Worte und Beleidigungen an den Kopf. "Diesmal lassen wir uns nicht von unseren einheimischen Feinden besiegen, die uns schon im Vietnamkrieg in den Rücken gefallen sind", schrie Deborah Johns, die Mutter eines Serganten, der bereits drei Einsätze im Irak hinter sich hat. "Unterstützt unsere Truppen - beendet den Krieg", schrie die Gegenseite zurück.

Derweil kündigte die 3,2 Millionen mitgliederstarke Organisation MoveOn.org eine Kampagne an. Mit dieser will sie insbesondere die Worte und Taten der Präsidentschaftsbewerber der Demokraten unter die Lupe nehmen, wenn die Mehrheitsfraktion im Kongress in dieser Woche versucht, dem Präsidenten doch noch einen Kurswechsel im Irak aufzuzwingen.

In der Tageszeitung New York Times hatte MoveOn unlängst eine ganzseitige Anzeige geschaltet, in der der US-Oberbefehlshaber im Irak, General David Petraeus als "General Betray Us" (Betrügergeneral) bezeichnet wird. Trotz eines Fragezeichens hinter diesem Wortspiel hatte diese Anzeige zu heftigen Angriffen auf die Antikriegsbewegung im Parlament geführt. Jüngsten Umfragen von CNN zufolge sind derzeit 63 Prozent der Amerikaner gegen den Krieg im Irak, 34 Prozent unterstützen auch weiterhin die Kriegspolitik von Präsident George W. Bush.

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