Übergriffe beim Karneval der Kulturen: Warum regt sich keiner auf?

Die Übergriffe auf Frauen beim Karneval sind am Montag Thema im Innenausschuss. Für die Grünen sind sie eine neue Form der Gewalt gegen Frauen.

Teilnehmer am Karneval

Nicht nur freudig war der Karneval dieses Jahr Foto: dpa

Zehntausende waren am Pfingstwochenende beim Karneval der Kulturen unterwegs. Die allermeisten feierten friedlich. Dass es in dem Gedränge auch Szenen gab, die an die Ergebnisse in der Silvesternacht in Köln erinnern, ist in der Berichterstattung fast untergegangen. Der Polizei liegen sieben Anzeigen vor, wonach Frauen von Männern umzingelt und im Intimbereich begrapscht wurden.

Das perfide Spiel, das unter anderem von Demonstrationen in Kairo bekannt ist und im arabischen Raum den Namen „taharrush gamea (gemeinschaftliche sexuelle Belästigung) trägt, hat nun offenbar Berlin erreicht. Aber anders als nach Köln regt sich kaum jemand darüber auf. „Jeder Fall ist einer zu viel“, sagt der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Hakan Taş auf Nachfrage.

Bevor er sich ein Urteil anmaße, gelte es aber, den Ausgang der Ermittlungen abzuwarten. Von einer neuen Qualität wollte Taş nicht sprechen: Er gehe davon aus, dass es ähnliche Fälle in Berlin schon früher gegeben habe, die Opfer aber nach Köln eher bereit seien, Anzeige zu erstatten. Die Vorfälle seien dennoch nicht mit Köln vergleichbar, weil es dort mehr als 1.000 Anzeigen gegeben habe.

Eine Ohnmachtsituation

Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Benedikt Lux, wertet die Vorkommnisse dagegen als neue Form der Gewalt. Die Frauen seien durch die Umzingelung in eine Ohnmachtsituation gebracht worden. Wohin das führen könne, zeigten die Vergewaltigungen in Kairo.

Das sei etwas anderes, als wenn ein Besoffener einer Frau im Gedränge unter den Rock fasse. Dass die öffentliche Empörung ausbleibt, erklärt Lux damit, dass die Übergriffe in Köln eine ganze Nacht dauerten, die Polizei kapituliert habe und schwieg. Ein weiterer Grund sei, dass es keine Videobilder von den Berliner Vorfällen gebe. Am Montag will sich der Innenausschuss mit den Fällen beschäftigen.

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