Übernahme durch Pharmakonzern: Viagra verleibt sich Botox ein

Mit einer Fusion würde die US-Firma Pfizer zum größten Pharmakonzern – und spart dabei jede Menge Steuern. Donald Trump findet das „widerlich“.

Viagrapillen

Auch wenn Pfizer alle Profite in Irland versteuert, spart der Konzern durch den Umzug eine Milliarde Dollar im Jahr. Foto: dpa

DUBLIN taz | Das US-Unternehmen Pfizer will die irische Allergan für 160 Milliarden Dollar kaufen und dadurch zum größten Pharmakonzern der Welt werden. Pfizer produziert unter anderem die Erektionspille Viagra, Allergan stellt den Faltenbügler Botox her. Das Motiv für die Übernahme ist Steuervermeidung: Auf dem Papier wird Pfizer von der kleineren Allergan übernommen, damit der Firmensitz nach Irland verlegt werden kann, obwohl das Management in New York bleibt.

Man nennt es „Steuer-Inversion“, und die ist legal, wenn auch moralisch „widerlich“, so meint Donald Trump, der sich um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner bemüht. Allergan ist erst vor wenigen Monaten aus demselben Grund in Irland entstanden: Die irische Actavis kaufte den US-Konkurrenten Allergan für 66 Milliarden Dollar und gab sich dann dessen Namen.

Die Körperschaftsteuer liegt in den USA bei 35, in Irland nur bei 12,5 Prozent, und selbst die zahlen nur die wenigsten multinationalen Konzerne, weil es genügend Schlupflöcher gibt. Auch wenn Pfizer sämtliche Profite brav in Irland versteuert, spart der Konzern durch den Umzug nach Irland eine Milliarde Dollar im Jahr, wenn man die Zahlen von 2014 zugrunde legt. Damals hat Pfizer 5,3 Milliarden Dollar Profit verzeichnet.

Die irische Regierung hofft auf zusätzliche Steuereinnahmen von 620 Millionen Euro im Jahr. Die Insel ist für US-Unternehmen noch attraktiver geworden, seit die Regierung in Washington die Steuerflucht in Nullsteuerparadiese wie die Cayman-Inseln unterbunden hat. Pfizer muss zwar weiterhin US-Steuern auf Profite zahlen, die in den USA erwirtschaftet werden, aber die lassen sich reduzieren, indem US-Pfizer zum Beispiel Geld beim „Stammhaus“ in Irland leiht und es mit hohen Zinsen zurückzahlt.

Die Übernahme – die größte aller Zeiten in der Pharmabranche – soll in der zweiten Hälfte 2016 abgeschlossen sein. Beide Konzerne, die in Irland insgesamt 5.000 Menschen beschäftigen, heißen dann für einen Moment Allergan, werden dann aber in Pfizer umbenannt. Man sei Aktionären und Patienten verpflichtet, sagte der Pfizer-Vorstandsvorsitzende Ian Read. Bernie Sanders, der von den Demokraten als Präsidentschaftskandidat aufgestellt werden möchte, sieht das anders: Die Fusion wäre eine Katastrophe für die US-Kundschaft, die ohnehin schon den weltweit höchsten Preis für verschreibungspflichtige Medikamente zahlt.

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