Übernahme von Northvolt in Schweden: Optimismus kann nicht schaden
Ein Tech-Start-up aus Kalifornien will kaufen, was von Northvolt noch übrig ist. Das sollte optimistisch stimmen, nicht zweifeln lassen.

D as Tech-Start-up Lyten aus Kalifornien will kaufen, was vom schwedischen Batteriehersteller Northvolt noch übrig ist, inklusive des im Bau befindlichen deutschen Werks. Noch gebe es offene Fragen. Das Ganze sei höchst unsicher, betonen skeptische Stimmen. Recht haben sie. Nur: Da steht jemand und bietet einen veritablen Lösungsversuch an. Besser wird’s halt nicht in einer nahezu hoffnungslosen Lage nach der Northvolt-Pleite.
Lytens Lithium-Schwefel-Batterien verweilen bisher in der Testphase. Die Lösung dazu sollen die monumentalen Anlagen in Schweden sein. Eine Fabrik in Kalifornien hatte Lyten den Schweden schon 2024 abgekauft – ganz unbekannt ist man sich also nicht.
Der schwedische Batteriehersteller hatte vor der Insolvenz rund 5.000 Mitarbeitende, der Käufer hat bislang nur gut 300. David kauft Goliath, hieß es in Schweden sofort. Lyten-Chef Dan Cook lobte bei Bekanntgabe des Deals die jetzige Leitung Northvolts. Unter der Krisen-Führung des deutschen Matthias Arleth seien die meisten Probleme des Stammwerks im nordschwedischen Skellefteå gelöst worden – mit deutlich weniger Mitarbeitenden als zuvor.
Mangelnde Produktivität und Expansionspläne gelten als Ursache für den Niedergang des einstigen Hoffnungsträgers. Dabei wurde nicht nur Geld deutscher Investoren verbrannt, sondern auch Mittel aus dem schwedischen Pensionsfonds und öffentliche Fördergelder. Lyten plant nur mit privatem Risikokapital.USA, Schweden und Deutschland müssen dem Kauf noch zustimmen.
Bleibende Hoffnung auf westlichen Gegenpol zu China
Wenn Lyten hält, was es verspricht, sollte statt der Großspurigkeit der Northvolt-Gründer in Zukunft durchdachtes Vorgehen dominieren. Langfristiges Ziel ist die Produktionsumstellung von Lithium-Ionen- auf Lithium-Schwefel-Batterien, für die weniger Seltene Erden benötigt würden.
Europas Hoffnungsträger für grüne Batterie-Herstellung wäre dann ein US-Unternehmen in Europa – das Modell eines westlichen Gegenpols zur China-Dominanz bliebe bestehen. Bleibt zu Hoffen, dass der Plan des optimistischen US-Investors wirklich aufgeht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Patriarchale Schönheitsbilder
Unsere Bäuche gehen Euch nichts an!
Schwarz-Rot in der Krise
Der Brosius-Gersdorf-Rückzug löst die Probleme nicht
Tierwohl im Agrarministerium
Kritik an neuer Tierschutzbeauftragten
Nebeneffekte von Windkraftanlagen
Wenn Windräder sich die Böen klauen
Rückzug von Brosius-Gersdorf
Es ist die Stunde der Antifeministen
Mitarbeiter von SPD-Mann abgewiesen
Antifa-Shirt im Bundestag unerwünscht