Überwachung durch Facebook auf Websites: Den "Gefällt mir"-Knopf entfernen

Facebooks Sammelwut ruft Kiels obersten Datenschützer auf den Plan. Thilo Weichert verlangt nun von Websites aus seinem Bundesland, ihre Facebook-Buttons zu entfernen.

Dieses Facebook-Element gefällt dem Datenschützer überhaupt nicht. Vor allem, wenn es auf anderen Websites in irgendeiner Form eingebunden ist. Bild: dpa

KIEL dpa/taz | Schleswig-Holsteins oberster Datenschützer Thilo Weichert hat dem Online-Netzwerk Facebook schwere Verstöße gegen Datenschutzgesetze vorgeworfen. Es nehme eine umfassende persönliche, bei Mitgliedern sogar personifizierte Profilbildung vor, erklärte das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz (ULD) am Freitag in Kiel.

Um das einzudämmen, fordert Weichert alle Betreiber von Websites in Schleswig-Holstein auf, ihre Facebook-Fanseiten und die "Gefällt mir"-Buttons zu entfernen. Denn auch darüber erstelle Facebook Nutzerprofile. Das ergab eine eingehende technische und rechtliche Analyse des ULD.

Das Ganze läuft so: Wer eine Facebook-Fanseite oder schlicht den "Gefällt-mir"-Button anklickt, gibt laut Weichert automatisch seine Verkehrsdaten in die USA weiter – selbst, wenn er nicht Mitglied bei Facebook ist. Ein Cookie, also eine winzige Datei, werde nämlich auf dem Rechner oder dem Smartphone für mindestens zwei Jahre gespeichert.

"Jedes Mal, wenn wir mit einer Stelle zu tun haben, die eine Facebook Anwendung hat, meldet er sich dann", sagt Weichert. Die verbreitetste "Anwendung" ist sicher der "Gefällt mir"-Button. Manche Websites installieren aber auch Facebook-Anwendungen, die einem zum Beispiel auf Empfehlungen von Freunden hinweisen. Wenn Facebook so auf einer Website eingebunden ist, dann sammelt es Daten, erstellt ein Nutzerprofil.

Dies ist im übrigen auch der Grund, warum die taz keine Facebook-Widgets auf ihrer Website verwendet. Auch den "Gefällt mir"-Button (bzw. Facebook-"Empfehlen"-Button) setzt die taz bewusst nicht ein, um Facebook nicht automatisch mit Daten der taz.de-User zu versorgen – obwohl immer wieder mal Leser der taz nach so einem Button fragen. (Auf Facebook ist die taz natürlich präsent. Das ist nach unserer Einschätzung vertretbar, da hier jeder User deutlich erkennen kann, dass er sich auf der Website von Facebook befindet.)

"Jeder Klick auf einer Seite, wie lange ich darauf bin, für was ich mich interessiere, kann Facebook nachvollziehen", betont Weichert. Das Ganze geschehe, ohne dass die Betroffenen es zur Kenntnis nehmen könnten. Die Formulierungen in den Nutzungsbedingungen seien nicht transparent. Facebook nutze die Profile wahrscheinlich für Werbezwecke. Die Webseitenbetreiber wiederum erhalten den Datenschützern aus Kiel zufolge von Facebook eine Analyse zur Nutzung ihres Angebots.

Das ULD sieht die rechtliche Verantwortung auch bei diesen Betreibern. Es setzte ihnen eine Frist bis Ende September, um die Datenweitergabe zu stoppen. Sonst drohen ihnen im schlimmsten Fall Bußgelder von bis zu 50.000 Euro. Der Online-Riese selbst ist für den Datenschützer schwer zu fassen: "Facebook hat keinen Sitz in Deutschland und wahrscheinlich auch keinen rechtlich verantwortlichen Sitz in Europa. Die sind in den USA nicht greifbar."

Facebook ist das weltgrößte Online-Netzwerk mit rund 600 Millionen Mitgliedern, knapp 20 Millionen davon in Deutschland. Zuletzt sorgte es mit einer Funktion zur Gesichtserkennung für harsche Kritik von Datenschützern.

Update 22.8., 17 Uhr: Wir haben ein Facebook-Icon unter dem Artikel, damit unsere User etwas auf Facebook posten können. Dabei handelt es sich aber nur um einen Link. Das heißt, es passiert nur etwas, wenn man ihn klickt. Anders als ein "Gefällt mir"-Button, der bereits dann einen Kontakt zu Facebook herstellt, wenn die Website, auf dem der Button sitzt, geladen wird.

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