piwik no script img

Umgang mit den RechtsextremenEin Rezept gegen die AfD findet sich in Templin und Duisburg

Stefan Reinecke

Kommentar von

Stefan Reinecke

Jede Strategie gegen die AfD hat ungute Nebenwirkungen. Aber: Wenn die Stadtgesellschaften zusammenhalten, hat die Partei machtpolitisch keine Chance.

Der AfD keine Chance gelassen: Kommunalwahlen in Duisburg, am 14.9.2025 Foto: Christoph Reichwein/picture alliance

D ie AfD steht, anders als fast alle rechtspopulistischen und -extremen Parteien in Europa, unter politischer Quarantäne. In Parlamenten arbeitet keine Partei mit ihr zusammen, von Merz’ Anbiederung im Februar abgesehen. Die rechten Rowdys werden zu Recht von repräsentativen Ämtern wie dem Bundestagspräsidium ferngehalten. Wer Foul spielt, taugt nicht als Schiedsrichter.

Diese Ausgrenzung hat den Aufstieg der AfD nicht gestoppt. Der CSU-Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg möchte daher den Boykott beenden und die AfD entzaubern. Ex-CDU-Generalsekretär Peter Tauber, kein rechter Flügelmann, will die CDU „aus der babylonischen Gefangenschaft von Rot-Grün“ befreien. Keine Zusammenarbeit mit der AfD, beteuern beide – aber irgendwie doch.

Die Metapher dafür ist eine CDU-Minderheitsregierung. Diese könnte sich nach den Wahlen 2026 in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt links bei Rot-Grün-Rot oder rechts bei der AfD Mehrheiten besorgen. Dann hätten die Rechten den Fuß in der Tür. Ist das klug?

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Kühl betrachtet: Es gibt keine Strategie, die gegen die AfD hilft. Jede hat ungute Nebenwirkungen. Die Abgrenzung, unglücklich Brandmauer getauft, verschafft der zwischen Biederkeit und Rechtsextremismus changierenden Partei eine attraktive Aura des Gefährlichen, Subversiven. Die AfD nutzt ihre Ausgrenzung, um den Mitte-Parteien Doppelmoral unter die Nase zu reiben und sich als Robin Hood zu inszenieren.

Die Union setzt derzeit in Teilen auf eine andere Taktik: Imitation. Alexander Dobrindt versucht, die Rechten bei der Antimigrationspolitik zu überholen. Dieser Kurs enthält eine doppelte Botschaft: Es gibt ihn nur, weil die AfD existiert. Die Wähler aber trauen dem Original mehr als dem Imitat. Die Rechnung, dass sinkende Migrationszahlen gleich sinkende AfD-Zustimmung bedeuten, geht nicht auf.

Die politische Quarantäne für die AfD durch die politische Elite wirkt oft hilflos, ist aber auf eine unauffällige Art wirksam

Kurzum: Weder linke noch konservative Rezepte, weder Abgrenzung noch Wiederholung, schlagen an. Die Debatte, wie man die AfD wirksam bekämpft, erinnert an ein Formel-1-Rennen. Man braust mit viel Tempo und Energieaufwand im Kreis.

Es lohnt sich, nach Templin oder Duisburg zu schauen. Die Kommunalwahlen in NRW und Brandenburg zeigen: Die AfD bekommt machtpolitisch kein Bein auf den Boden. In Eisenhüttenstadt, wo die Rechten bei der Bundestagswahl mehr Erststimmen bekamen als CDU, SPD, FDP und Grüne zusammen, verlor der AfD-Kandidat die Stichwahl um den Posten des Bürgermeisters.

In Frankfurt (Oder) schlug ein Parteiloser den rechten Kandidaten, obwohl die CDU noch nicht mal eine Wahlempfehlung abgegeben hatte. In Duisburg, Hagen, Gelsenkirchen hatte die AfD bei den Stichwahlen keine Chance. Und in Templin zog der favorisierte AfD-Bürgermeisterkandidat gegen einen SPD-Mann den Kürzeren.

Das Muster ist immer gleich: Die AfD wächst – aber der Widerstand gegen sie ist am Ende stärker. Die trübe Aussicht, von Rechtsextremen repräsentiert zu werden, mobilisiert die Stadtgesellschaften vom Rhein bis an die Oder. Das ist nicht selbstverständlich, es ist ein – mal positiver – deutscher Sonderfall. In Frankreich und Österreich regieren Front National und FPÖ teilweise schon seit Jahrzehnten Städte wie Perpignan, Orange oder Wels. Rechtsextreme Bürgermeister sind dort normal.

Scheinriese AfD

Was folgt daraus? Die AfD radikalisiert sich, bei Wahlen zahlt sich ihr völkischer Fundamentalismus sogar aus. Damit aber blockiert sie sich selbst. Sie ist ein Scheinriese. Sie gewinnt Umfragen, stößt aber, wenn es um etwas geht, regelmäßig an eine gläserne Decke. Weidel und Co sind weder willens noch fähig, auf den Spuren von Marine Le Pen einen Kurs der Entteufelung und zumindest scheinbaren Deradikalisierung einzuschlagen. Die AfD sitzt in einer strategischen Falle.

Die politpädagogischen Ideen von Peter Tauber und Andreas Rödder, die AfD mit Angeboten zu zähmen, würde nur eines bewirken – diese Falle lockern. Und aus dem Scheinriesen womöglich einen Riesen machen. Auf die Idee, sich zu entdämonisieren, muss die AfD schon von allein kommen. Alice Weidel wie ein bockiges Kind zur Mäßigung bringen zu wollen, ist naiv. Die Versuche von Konservativen, Rechtsextreme per Zusammenarbeit zu entzaubern, endeten in der EU fast alle im Desaster.

Die politische Quarantäne, die die bundesdeutsche politische Elite einigermaßen durchhält, wirkt oft hilflos, ist aber auf eine unauffällige Art wirksam. Sie ist die beste aller schlechten Strategien. Falls die Union die AfD als mehr oder weniger normal akzeptiert – dann wird es bald AfD-Bürgermeister und Landräte geben. Und später Ministerpräsidenten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
Mehr zum Thema

39 Kommentare

 / 
  • Nun fängt sogar die taz an, das Geschäft der Verharmlosung und der Normalisierung der AfD zu betreiben… Wie sonst soll man „Foulspielen“ oder „rechte Rowdies“ verstehen?

    Diese Partei „spielt nicht Foul“, sie will ihre Gegner und alles, was nicht in ihr Weltbild passt, entsorgen.

    Das sind keine „rechten Rowdies“, das sind stramme Faschisten, die an die Macht wollen, um alles zerstören, worauf die Bundesrepublik gegründet wurde. Der Verfassungsschutz hat sie als gesichert rechtsextrem eingestuft, in juristischen Kreisen ist man mehrheitlich der Ansicht, dass eine Verbotsverfahren gute Erfolgschancen hat.

    „Es gibt keine Strategie, die gegen die AfD hilft.“ Die gibt es sehr wohl: Beauftragung des Bundesverfassungsgerichts mit einem Verbotsverfahren.

    Dass die AfD machtpolitisch niemals ein Bein auf den Boden bekommen würde, mag naives Wunschdenken des Autors sein. Es ist nicht nur eine unzulässige Verharmlosung, sondern eine fatale Fehleinschätzung.

    Die Verrohung unserer Gesellschaft ist schon viel zu weit fortgeschritten. Dass wir eine völlig andere Politik brauchen, ist eine andere Diskussion. Ein Verbotsverfahren schließt nicht aus, überzeugende Politik zu machen.

  • In den letzten 75 Jahren der BRD wurde fast immer mit einer Mehrheit von maximal 60% an +-40% vorbeiregiert. Das war nie ein besonderes Problem. Jetzt wird an ca. 25 % vorbeiregiert und es ist ein Problem? Und Schuld daran sind linksgrüne Kulturkämpfer?



    Das Programm und das Personal der AfD sind zu vernachlässigen?



    Was will uns hier eigentlich wer einreden?

    • @Achsachbloß:

      Das Problem ist bzw wäre, dass mit der Wählerschaft der AfD und CDU die deutsche Bevölkerung eine konservativere Politik möchte, die Mehrheit in den Parlamenten aber immer links davon gefunden werden muss.

  • Es kann kein politisches Patentrezept gegen rechtspopulistische Parteien geben solange das Wählerparadoxon besteht. Bei Bundes- und Landtagswahlen machen viele Wähler ihr Kreuz gegen die etablierten Parteien und wählen AfD, nur kommunal, direkt vor der Haustür möchte man sich dann doch nicht von einem rechtsextremen Repräsentanten vertreten sehen.

    Um Parteien wie die AfD klein zu halten, ist vor allem Aufklärung angesagt, besonders in jungen Jahren. Demokratieförderprogramme sind der Schlüssel dazu um den Social Media Bereich etwas entgegenzusetzen.

    Bei der letzten Wahl hier in Norwegen lag das Wiedererstarken der rechtspopulistischen Fremskrittspartiet besonders an dem Stimmenzuwachs von jungen Männern. In dieser Gruppe ist in Norwegen gerade Rechts trendy.

    Als Gegenmaßnahme wird derzeit die Demokratieförderung speziell auf diese Gruppen zugeschnitten. Von Schulen bis Social Media und mit einem großen Budget werden Aufklärungskampagnen gestartet.

    Das Ziel kann daher nur sein die zu erreichen, die noch erreichbar sind. Und das ist nicht allein die Aufgabe der Politik sondern auch der Zivilgesellschaft. Der Erfolg dabei hängt auch von den politischen Rahmenbedingungen ab.

  • Alle extremen Parteien wachsen mit der Höhe der Mieten, der Arbeitslosenquote, der Migrationsquote, der Inflationsrate, der Staatsschulden, Schulden der Länder und Gemeinden, der Anzahl und Größe von Attentaten und der Kriminalitätsquote.

    Fühlen sich die Bürger durch mittlere Parteien nicht mehr vertreten wird's extremer.

    Business as usual.

  • Das ist eine gute Strategie, nur ist zu befürchten, dass die csDU nicht gleichmäßig mitzieht. Zunächst sind denen alle die weiter links stehen als sie selbst (und das ist z.Zt. gar kein Problem) suspekt und gehören bekämpft. Man arbeitet nicht mit links-grün versifften Leuten zusammen, nicht in meiner Kleinstadt (50000 EW) und nicht in sehr, sehr vielen Kommunen in unserem Land. Hinzu kommt, dass sich die csDU insgesamt auf Koalitionen mit den Faschos auf allen Ebenen vorbereitet und da stört so etwas nur....

  • Wenn linke Parteien dann konservative Politik noch mal extra unterstützen, kann das funktionieren. Wenn der Hebel dazu genutzt wird linke Politik mit unterzubringen bei ansonsten konservativen Mehrheiten, dann wird das nicht lange gut gehen.

  • Ja, wenn das so ist, dann ist doch alles in Ordnung. Da braucht man sich doch nirgendwo Gedanken zu machen. dann kann doch überall, ob im Bund, im Land und in den Kommunen die bisherige erfolgreiche Politik fortgesetzt werden. 51 % dürfte doch sogar in Sachsen-Anhalt die sogenannte demokratische Mitte noch zusammenbekommen. Wie überzeugend allerdings im Einzelfall unter der Prämisse politische Entscheidungen aussehen, das werden die Wahlberechtigten sehen und beurteilen.

    • @Hans Hermann Kindervater:

      Es gibt ja durchaus noch andere Möglichkeiten als "alles wie bisher" und "alles nach Wunsch der AfD".

  • Nach der rbb-doku und der nachfolgenden Diskussion, ist die afd scheinriese und Bauern Partei mit ordentlicher friseur. Ohne Idee für mieten und Umwelt.

  • Danke für den Kommentar und die Bestandsaufnahme. Nur das im Titel angekündigte Rezept vermisse ich.

  • Was funktionieren würde, wäre mal dicke Bretter bohren. Das bedeutet, dass Verwaltung nicht mehr dis funktional sind. Das Vorschriften massiv entschlackt werden für Betriebe aber auch für Bürger. Das Ding einfach funktionieren die auch die meisten Menschen betreffen wie zum Beispiel die Bundesbahn. Das würde massiv helfen. Aber das ist natürlich wirklich mit Arbeit verbunden. Da kann man als großer Manager oben, der eigentlich ein Bundeskanzler sein sollte natürlich nicht viel ausrichten, wenn man meint, das ginge einfach nur mit. Macht ihr mal.

  • Ich bin mir sicher die Taktik.....Volksfront gegen die AfD geht auf lange Sicht nicht auf.



    Die Unruhe in der Wählerschaft steigt.....

    aktueller Umfrageschock vom 18.10.

    AfD 27%



    CDU/CSU 25%

    Ps auch wenn's kaum irgendwo thematisiert wurde.....

    Ludwigshafen Stichwahl zum OB....wie bekannt AfD Mann wurde von der Wahl ausgeschlossen..... Wahlbeteiligung bei 25 % !!......



    CDU Mann hat gewonnen. Die Wahlbeteiligung von 25 %.... zeigt mehr Verdruss, mehr Abwendung geht nicht.



    Taz....Volksfront und die Verteufelung von bis zu Eindrittel der Wählerschaft ist auf lange Sicht KEIN ERFOLGSREZEPT.

  • "Die Rechnung, dass sinkende Migrationszahlen gleich sinkende AfD-Zustimmung bedeuten, geht nicht auf."



    Für mich bedeutet dies, dass die Zustimmung für die AfD nicht nur mit der Frage der Migration verknüpft ist. Es muss andere Gründe geben. Und als erstes fällt mir das Problem der zunehmenden Verarmung oder der Angst, zu verarmen, auf. Immer mehr Familien können sich keine gesunde Ernährung leisten oder wichtige Medikamente. Zwei Millionen Menschen sind auf die Tafeln angewiesen. Nicht neu ist auch, dass Menschen, die arm sind, früher sterben. Kurz und gut: Wenn die Schere zwischen arm und reich immer größer wird, werden auch die Zahlen der rechts-radikalen Menschen immer größer werden.

    • @Il_Leopardo:

      Aber die Rechten bieten keine Lösung



      !

      • @A.S.:

        Ist doch den Wählern wurscht - die "glauben" das die AfD Lösungen präsentieren wird. Merkwürdig, dass es in schwierigen Zeiten schon immer einen Drang nach rechts gab - selten nach links.

  • Um die AfD wieder zu schrumpfen, braucht es eine fähige Regierung und einen fähigen Kanzler (oder Kanzlerin), aber beides haben wir momentan nicht.



    Vielleicht lernt die Bundesregierung und die sie tragenden Bundestagsfraktionen noch hinzu, wenn nicht, haben wir im nächsten Bundestag drei Blöcke, die sich gegenseitig boykottieren und nicht koalitionsfähig sind, ähnlich wie in Frankreich.



    Rechts die AfD, links die Linken (eventuell auch BSW), dazwischen in der "Mitte": Grüne, SPD und CDU/CSU. Und eine Koalition dieser "Mitte" wäre noch wackliger und in sich konfliktreicher wie die letzte Ampel. Für eine Koalition Mitte-Links von Grünen, SPD und Linken wird es schon rechnerisch nicht reichen. Falls doch, wären aber hier die inhaltlichen Unterschiede noch größer als zwischen Grünen, SPD und CDU/CSU.



    Was die Ergebnisse der Kommunalwahlen angeht: die AfD stellt deshalb (fast) keine Bürgermeister und Landräte, weil in der Stichwahl alle nicht AfDler den oder die Nicht-AfD-Kandidaten/Kandidatin gewählt haben. Und von der absoluten Mehrheit ist die AfD in allen Bundesländern noch weit entfernt.

  • Die Ausgrenzung hat die AfD groß gemacht und ihre Radikalisierung erst ermöglicht. Von der Brandmauer wegzukommen hat ebenfalls schwere Nebenwirkungen, die an ihrem vorherigen Bestehen lagen - diesen Drogenentzug muss die bundesdeutsche Politik durchstehen.



    Allerdings macht die Abschottung nicht nur die AfD stärker, sondern untergräbt fundamental das Vertrauen in die Demokratie. Denn wenn bei einer Wahl eine Mehrheit links der Mitte herauskommt, sollte auch eher linke Politik die Folge sein. Wenn eine Mehrheit rechts der Mitte herauskommt, wie im aktuellen Bundestag und in vielen Landtagen, sollte auch eine eher rechte Politik stattfinden. Doch genau das geschieht häufig dank schiefer Koalitionsauswahl nicht. Zu Recht entsteht der Eindruck, dass das demokratische System nicht mehr richtig funktioniert.



    Nun hat die Union aus Eigeninteresse gute Gründe, nicht mit der Chaostruppe AfD zu regieren.



    Nur muss es immer um Sachfragen geben. Ein richtiger oder auch nur legitimer Beschluss wird nicht verfassungswidrig, nur weil die AfD zustimmt. Daher ist eine Minderheitsregierung mit wechselnden Mehrheiten durchaus eine gute Option, wenn sie in den Einzelfragen den Wählerwillen abbildet.

    • @Frauke Z:

      Das ist leider unlogisch in sich; wenn eine rechte Wählermehrheit* nicht 'links regiert' werden will, gilt das doch genauso für Einzelfragen.

      * Diese Analyse stimmt auch nur bedingt, denn die Mehrheit der Wahlberechtigten hat nicht AfD und CDU gestimmt.

    • @Frauke Z:

      Guter Kommentar!

      Minderheitsregierungen bieten eine hohe Flexibilität und können eine gute Antwort auf die heutige politische Situation sein. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die politische Vorstellungskraft unserer etablierten Politiker für "neue" Lösungen noch unterentwickelt ist.

  • Konservative Politik könnte man auch noch versuchen. Aber da es dafür leider keine weiteren Partner für die Union gibt, stellen die sich selbst ins Abseits und schauen zu, wie die AfD immer stärker wird. Noch funktionieren solche Bündnisse und ich bin gespannt, wie lange.

    • @SGouldo:

      Es muss doch nichtmal konservative Politik sein, es muss einfach nur gute Politik sein.



      Eine Anpassung der Renten zB ist keine klassische Richtung, eigentlich unumgänglich, aber wurde von SPD und CDU nun solange verschoben das es nun eigentlich zu spät ist.



      Auch sozialer Wohnungsbau gemischt mit weniger Regulierung des normalen hilft einfach allen. In der Migration gibt es doch eine große Einigkeit das weniger gewaltbereite junge Männer kommen sollen bzw. diese abgeschoben werden müssen und stattdessen echte verfolgte Frauen und wirklich qualifizierte Facharbeiter kommen müssen.

    • @SGouldo:

      Gibt es ein Beispiel für diese konservative (hoffentlich eindeutig von der offenen Menschenverachtung Rechtsradikaler abgegrenzte) Politik, die man nur machen müsste, aber gegen die höchst prinzipientreue SPD nicht durchsetzen kann?

  • Wir sollen also weiterhin unsere Demokratie damit belasten das wir die AfD ausschliessen zum Vorteil linker Parteien? Ich bin kein AfD Wähler, aber demokratisch ist das nicht da quasi an den Wählern vorbeiregiert wird.

    Ein sehr große Mehrheit der Leute wollen bürgerlich regiert werden. Leider spiegelt sich das nicht in den Parteien wieder. SPD und Grüne sind weit linker als ihre Wählerschaft was zusätzlich zur Brandmauer Probleme verursacht.

    Aber ja, lasst uns weiter so dahinsiechen bis wirklich gar nichts mehr geht...

    • @lord lord:

      Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Mitte austrocknet.



      Die "Grüne Jugend" möchte die Grünen linker machen. Wer bleibt denn bald noch in der Mitte?

    • @lord lord:

      "Ein sehr große Mehrheit der Leute wollen bürgerlich regiert werden. Leider spiegelt sich das nicht in den Parteien wieder."

      Alle größeren Parteien, außer Teile der Linken, sind zutiefst bürgerlich. Wem das immer noch nicht ausreicht, der meint damit vielleicht eher "sozialdarwinistisch".

  • Die AfD hat doch schon längst viel Kreide gefressen, mehr geht kaum noch. Die peinlichsten Extremisten, die beim Coaching nicht aufgepasst haben und sich nicht an die Sprachregelungen halten, werden aus der Partei ausgeschlossen. Damit will man ein Verbotsverfahren verhindern. Jetzt hilft nur noch durchhalten, bis der Burgfrieden in der AfD endet.

  • Momentan produziert die aktuelle Regierung eher ein Bild des Jammers, so wie die Vorgängerregierung. Gleichgültig woran das im einzelnen liegt und ob es Rezepte gibt das zu verbessern und damit der AFD vielleicht den Wind aus den Segeln zu nehmen, es bleibt aber dabei, dass ein großer Teil der Bevölkerung, vor allem im Osten des Landes, fest zur AFD steht und die rechten Überzeugungen teilt. Wie aber überwindet man fest sitzende rechte Überzeugungen? Eigentlich überhaupt nicht. Die wenigen Erfolge die AFD im Zaum zu halten oder zurück zu drängen, liegen einzig darin, dass es dort noch keine ausgeprägt festsitzenden rechten Überzeugungen gibt. Dennoch flammt jetzt in der CDU die Brandmauerdiskussion auf. Das heißt: Rechte Überzeugungen werden im Lande der Vernichtungslager wieder akzeptabel. Ist das hinnehmebar? Wenn man nichts dagegen unternimmt ... Das Grundgesetz fordert (!!!) bei eindeutig verfassungswidrigen politischen Bestrebungen ein Verbotsverfahren gegen solche Parteien. Zum Schutz der Demokratie und ihrer Bürger. Menschen, die die Verfassung ablehnen, müssen nicht geschützt werden. Die müssen sanktioniert werden, zum Schutze der wehrlosen verfassungstreuen Bürger.

    • @shitstormcowboy:

      "Rechte Überzeugungen werden im Lande der Vernichtungslager wieder akzeptabel. Ist das hinnehmebar?"

      Ich habe gerade einen ketzerischen Gedanken: "Linke Überzeugungen werden im Lande der Mauertoten wieder akzeptabel."

      Will heißen: rechte und linke Überzeugungen sind erlaubt. Gottseidank! Nur bei Überschreitungen des erlaubten Korridors greifen persönliche (z.B. strafrechtliche) und parteipolitische Mechanismen ein. Diese grundsätzliche Regelung halte ich für gut.

      Wie aber überwindet man fest sitzende rechte Überzeugungen?

      Einfach ausgedrückt: durch eine Politik, die den Menschen und seine Bedürfnisse ernstnimmt und ihn respektiert. Nicht ganz einfach und vor allen Dingen kann das dauern.

  • Das wirksamste Mittel kann wohl nur aus ihren Wählern selbst kommen, nämlich in dem Moment, in dem die AfD aufhört für sie "geil" zu sein (dieser Ausruck passt tatsächlich auf die Gefühlslage wohl am besten), z.B. weil sie merken, eigentlich doch wegen des einen Themas Flüchtlinge gar nicht zwingend in einer faschistischen Diktatur leben zu wollen, und weil die extrem neoliberalen Konzepte der AfD, von Thiel, Musk & Co. für sie doch ein finanzielles Desaster bedeuten, wenn man nüchtern nachrechnet - was spätestens passiert, wenn die AfD tatsächlich mal eine Machtoption erhält, also wenn es zu spät ist.

  • Bei stabilen 55% rechts und 40% links wird die Union die Quarantäne nicht lange durchhalten. Bedeutet sie doch, linke Politik zu unterstützen für die es keine Mehrheiten mehr gibt und für die sie ihre Wähler nicht halten kann.

  • Ich würde es ja begrüßen wenn das Hauptthema hier nicht wäre: „gegen AFD“, gegen etwas ist immer schlechter als für etwas zu sein.



    Die AFD hatte keinerlei Regierungsverantwortung oder sonstige Macht. Sie ist nicht schuld an den aktuellen Verhältnissen in Deutschland oder Duisburg oder Gelsenkirchen.



    Besser wäre es zu argumentieren wofür man ist und wie man das erreicht.



    Disclaimer: offensichtlich nicht mit weiter SpD und CDU in Regierungsverantwortung, Sie haben Deutschland dahin gebracht wo wir jetzt sind.



    Also überlegen was will ich eigentlich.



    Und dann wie erreiche ich es.



    Weniger Stimmen für AFD bedeutet einfach nur mehr für CDU- was hat man damit erreicht???

  • "Die Rechnung, dass sinkende Migrationszahlen gleich sinkende AfD-Zustimmung bedeuten, geht nicht auf."



    Diese Schlussfolgerung kann man sachlich nie und nimmer jetzt schon ziehen.



    Das rangiert von der Logik her auf dem gleichen Niveau wie: 'wenn wir morgen kein CO2 mehr ausstoßen, werden die Temperaturen sofort wieder sinken'.



    Das ist Quatsch und das weiß jeder - so argumentieren höchstens absolute Gegner oder Trolle, um bewusst die Maßnahmen zu diskreditieren bevor sie überhaupt Wirkung zeigen können.



    Ob migrationsbegrenzende Maßnahmen der AfD das Wasser abgraben oder nicht kann man sachlich erst beurteilen, wenn die Unterkünfte nicht mehr überfüllt sind und Migranten nicht mehr ewig und drei Zeiten auf Deutschkurse oder Weiterbildungsangebote warten müssen - wenn also der Rückstau, der sich seit 2015 in allen damit verbundenen Systemen gebildet hat, aufgelöst wurde.

    • @Saskia Brehn:

      Guter Kommentar. Die AFD ist ja nicht von einer Sekunde auf die andere entstanden und der Aufwärtstrend hält an, bezeichnenderweise ist die rein rechnerische Anzahl der Wähler im Westen mehr, als der Osten Einwohner hat (habe ich irgendwo mal gelesen). Und wenn türkische Arbeitskollegen AFD-Wähler sind, ist irgend etwas ganz schief gelaufen. Die AFD hat bereits eine "Stammwählerschaft", der Aufwärtstrend ist ungebrochen..... Grün, CDU, SPD haben sich zu sehr auf ihren Lorbeeren ausgeruht, zu viel Wasserpredigt betrieben, das Vertrauen ist weg und kommt so schnell nicht wieder. Dumm gelaufen. Leider habe ich keine Lösungsansätze. Ich bin richtig sauer, alles versägt, was es zu versägen gab!

  • Das gefühlt 100.te Rezept gegen die AfD. Geholfen hat keines.



    Als Diffamierung der CDU reicht jedes.



    Auf EU-Ebene wird so verfahren wie bald auch bei uns.

  • Man hat der AfD viel zu lange nur zugeschaut. Sie nicht ernst genommen. Die AfD wiederum konnte in aller Ruhe die Schwachstellen im politischen System ausloten und sich von dort aus festsetzen. Jetzt erlaubt es die Demokratie nicht, mit der Faust einfach auf den Tisch zu hauen und die AfD rauszuschmeißen. Ein Dilemma, dass aus purer Bequemlichkeit und Opportunismus entstanden ist. Die Unionsparteien sehe ich da eher als Brandbeschleuniger denn Feuerlöscher.

  • Für den Moment funktioniert es, die AfD von Machtpositionen fernzuhalten - das kann aber nicht der einzige Fokus/Strategie sein.

    Immer weiter wachsende Unzufriedenheit in Parteien und demokratische Strukturen werden dazu führen, dass es irgendwann knallt.

    Ich teile die Analyse, dass die Radikalität der Partei sie von Machtpositionen fern hält. Wenn die AfD schlauer wäre, würde sie zahmer auftreten, gerade so noch im Rahmen der Verfassung und damit eine tatsächliche Zusammenarbeit mit der CDU ermöglichen.

    Was die Antimigrationspolitik der CDU angeht stimme ich nicht zu: Die CDU war schon immer konservativ und migrationsskeptisch. Das ist nicht zwangsläufig eine Imitation der AfD, sondern einfach innere Überzeugung viele CDU-Leute. Die paar liberalere Merkel-Jahre waren die Ausnahme.

    • @gyakusou:

      Das Problem ist halt, dass in einer bekanntermaßen alternden und schrumpfenden Gesellschaft "Migrationsskepsis" mit keinem Amtseid zu vereinbaren ist. Vor einer Generation konnte man das leichter abstreiten als jetzt (vgl. die "Kinder statt Inder"-Jahre oder Unterschriften sammeln gegen Einbürgerungen). Heute ist offensichtlich, dass offener Rassismus allen Interessen des Landes zuwider läuft.



      Rechtsradikale stört das natürlich nicht und der Merz-Spahn-Fraktion ist sowieso alles egal, solange ein Posten und ein günstiger Hauskredit dabei rausspringt - aber echte Konservative würde es vor ernsthafte Zielkonflikte stellen.

      • @nihilist:

        Das Problem der auf dem Kopf stehenden Alterspyramide löst man doch nicht mit einer Einwanderungspolitik nach dem Prinzip „survivil of the fittest“, sondern durch Auswahl und Rekrutierung von Menschen die:



        A) dem Staat helfen



        B) sich integrieren wollen



        Und Z) politisch verfolgt sind