Umwelt-NGOs siegen gegen Ölkonzern: Gericht verurteilt TotalEnergies wegen Täuschung
Es ist das erste Urteil gegen einen Ölkonzern wegen Greenwashing. Das französische Energieunternehmen wird wegen irreführender Klimawerbung belangt.
taz | Drei Umweltorganisationen haben einen Sieg gegen den französischen Energieriesen TotalEnergies errungen. Ein Pariser Gericht verurteilte das Unternehmen am Donnerstag, weil es irreführende Werbung für seine Klimaziele betrieben hatte. Es ist das erste Urteil gegen einen Ölkonzern wegen „Greenwashing“, also falscher Aussagen zur Umweltfreundlichkeit. Vor der Klimakonferenz COP30 in Brasilien sei das ein „starkes Signal“ an die fossile Industrie, so die drei Umweltorganisationen.
Greenpeace France, Les Amis de la Terre France und Notre Affaire à Tous hatten 2022 gegen TotalEnergies geklagt. Sie reagierten damit auf eine große Kampagne von Total, das sich 2021 in TotalEnergies umbenannt hatte. Im Fernsehen, in Zeitungen und sozialen Netzwerken warb das Unternehmen mit Fotos von Windrädern und Solarpaneelen für sein Engagement in erneuerbare Energien. Gleichzeitig investierte es aber weiter massiv in Öl und Gas. TotalEnergies habe falsche Informationen über seine Ambitionen verbreitet, bis 2050 CO2-Neutralität zu erreichen, entschied das Gericht. Außerdem habe der Konzern fälschlicherweise von sich behauptet, ein „wichtiger Akteur der Energiewende“ zu sein. Dadurch habe er die Verbraucher: innen in die Irre geführt.
„Diese historische Entscheidung hat weltweite Auswirkungen“, sagte Justine Ripoll von Notre Affaire à Tous (Unser aller Angelegenheit) der taz. „Wir hoffen, dass sich nun andere Gerichte ebenfalls mit Falschinformationen der Ölkonzerne zum Klima befassen.“ In einer gemeinsamen Mitteilung sprachen die drei Umweltorganisationen von einem „Wendepunkt beim Schutz der Konsument:innen, dem Erhalt des Klimas und dem Kampf gegen die Praktiken des Greenwashings.“ TotalEnergies kritisierte eine „Instrumentalisierung des Konsumentenschutzrechts“.
Das Gericht zwang den Konzern, die Falschinformationen zu korrigieren. Gleichzeitig verzichtete es aber darauf, dessen Kommunikation zum Thema Gas zu verurteilen. Die habe keinen direkten Bezug zum Konsumverhalten gehabt, hieß es. TotalEnergies hatte Gas als „Übergangsenergie“ auf dem Weg zu den Erneuerbaren angepriesen.
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