Umweltministerin zu Besuch in der Asse: All along the Salztower

Barbara Hendricks (SPD) sieht keine Möglichkeit, den Strahlenmüll in der Asse vor dem Jahr 2033 zu bergen. Wissenschaftlern dauert das zu lange.

Die Umweltministerin zusammen mit dem Chef des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, in der maroden Asse. Bild: dpa

REMLINGEN taz | Vor knapp zwei Jahren klang es noch so, als ob in der Asse jetzt richtig Tempo gemacht werden solle. „Ich werde tun, was ich kann, um die Rückholung des Atommülls zu beschleunigen“, hatte der damalige Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) verkündet, als er, frisch im Amt, das einsturzgefährdete Atommülllager in der Nähe von Braunschweig besuchte. Den Start der ersten Probebohrung in eine der Einlagerungskammern bezeichnete er damals als „großen Schritt zur Lösung eines drängenden Problems“.

Bei seiner Amtsnachfolgerin Barbara Hendricks (SPD) klingt das ganz anders. „Es gibt hier leider noch richtig viel zu tun, und das wird auch noch sehr lange dauern“, sagte sie am Dienstag bei ihrem Antrittsbesuch in der Asse, 750 Meter unter der Erde. „Mit der Umsetzung der Rückholung kann aus jetziger Sicht erst 2033 begonnen werden.“

Daran wird sich nach Einschätzung der Ministerin auch durch das „Asse-Gesetz“ nichts ändern, das im vergangenen Jahr fraktionsübergreifend im Bundestag verabschiedet worden war – mit dem ausdrücklichen Ziel, den Prozess der Bergung zu beschleunigen. „Es gibt technische Grenzen“, sagt Hendricks dazu. So dürften derzeit nicht mehr als 120 Menschen gleichzeitig unter Tage arbeiten. Ändern wird sich das erst 2028, wenn ein zusätzlicher Schacht ins Bergwerk führen soll.

In den letzten zwei Jahren sind die Arbeiten unter Tage nur in kleinen Schritten vorangekommen. Stollen werden erweitert und teilweise neu aufgefahren. Andere Bereiche sind verfüllt worden, um die Einsturzgefahr zu verringern. Die rund 12.000 Liter Wasser, die täglich aus unbekannter Quelle in den Stollen sickern, werden mittlerweile in ordentlich abgedeckten Becken aufgefangen und in großen Tanks abtransportiert.

Offiziell nur ein Versuchslager

Rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll sind bis zum Jahr 1978 in dem offiziell als Versuchslager deklarierten Bergwerk eingelagert worden. Einer Bergung ist man noch nicht viel nähergekommen. Altmaier hatte bei seinem ersten Besuch eine Bohrung gestartet, die Einblick in eine der Kammern gewähren sollte – die allerdings ist verfehlt worden. Die Decke hatte sich im Lauf der Jahrzehnte abgesenkt. Zwei weitere Bohrungen waren aber erfolgreich.

Aus Strahlenschutzgründen finden diese Arbeiten in einem abgeschirmten Bereich statt. „Das ist schon ein riesiger Aufwand“, sagt Wolfram König, Leiter des Bundesamts für Strahlenschutz, das im Jahr 2009 die Verantwortung für die Asse übernommen hat. Es sei „eine berechtigte Frage“, warum die Arbeiten so langsam vorangehen. Die Planungen würden laufend an neue Erkenntnisse angepasst.

Es dauert zu lange

Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne), der Hendricks beim Besuch begleitete, ist mit dem bisherigen Tempo nicht zufrieden. „Wir hoffen nach wie vor auf eine höhere Geschwindigkeit“, sagte er der taz. „In jeder Phase muss immer wieder geprüft werden, ob es Wege gibt, das Ganze noch schneller zu vollziehen.“

Das sehen auch die in der Asse-Begleitgruppe vertretenen Wissenschaftler und Bürgerinitiativen so. Sie forderten in einem Gespräch mit der Ministerin, den neuen Schacht schneller zu planen und zu bauen.

Hendricks hörte sich die Forderungen geduldig an, hielt sich aber – im Gegensatz zu ihrem Vorgängern – mit neuen Versprechungen zurück.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.