Umweltschützer erwirken Baustopp: Ein Sieg gegen Victoria

Baustopp für Gewerbegebiet im Hamburger Osten. Der Victoria-Park darf vorerst nicht gebaut werden – Grund dafür ist die Haselmaus.

Haselmaus mit großen, schwarzen Knopfaugen wird von jemandem in der Hand gehalten

Ist Bauunternehmern ein Dorn im Auge: die Haselmaus Foto: dpa

HAMBURG taz | Die Haselmaus hat wieder eine Chance. Der kleine Nager, 2017 von der Deutschen Wildtier-Stiftung als Tier des Jahres ausgezeichnet, profitiert von einem Baustopp im Osten Hamburgs. Das Gewerbegebiet Victoria-Park an der Grenze zwischen dem Hamburger Stadtteil Rahl­stedt und der schleswig-holsteinischen Gemeinde Stapelfeld wird vorerst nicht weiter gebaut: Die Hamburger Umweltbehörde hat am Freitagabend einen Baustopp verhängt, nachdem der Umweltverband BUND diesen beim Verwaltungsgericht beantragt hatte.

Das sei „eine wirklich gute Nachricht“, freut sich Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND in Hamburg. Sein Ziel bleibe es jedoch, „das umstrittene Gewerbegebiet auf Dauer zu verhindern und somit das Landschaftsschutzgebiet und den Biotopverbund zu erhalten“.

Das Gewerbegebiet Victoria-Park soll nach dem Bebauungsplan Rahlstedt 131 um gut 26 Hektar Äcker und Weiden im Landschaftsschutzgebiet erweitert werden. Das Areal an der Ausfallstraße nach Stapelfeld liegt unweit der Autobahn A1 nach Lübeck. Wegen der direkten Verkehrsanbindung in Richtung Skandinavien sei diese Fläche „enorm angefragt“, verkündete vor drei Jahren bereits die Stadtentwicklungsbehörde. Entstehen soll dort laut Eigenwerbung der Victoria Park GmbH „einer der attraktivsten Gewerbeparks Deutschlands“.

Ein Bürgerbegehren gegen den Bebauungsplan war 2016 gescheitert. Die Kritiker vor Ort lehnen das Vorhaben weiterhin ab, weil der Wohn- und Freizeitwert der wenige Hundert Meter entfernten Wohnsiedlung Großlohering, in der der frühere Bürgermeister Olaf Scholz seine Kindheit verbracht hatte, verringert werde.

Lebensraum geht verloren

Der Boden werde versiegelt, der Verkehr nehme zu und die Artenvielfalt werde beeinträchtigt, so die Kritik der AnwohnerInnen. Auch die Arbeitsgemeinschaft Naturschutz warnte, Lebensraum für Vögel, Fledermäuse und Amphibien würde verloren gehen.

Die Umweltbehörde des grünen Senators Jens Kerstan geht trotz Baustopps davon aus, dass die Planung für das Gewerbegebiet „unverändert“ weiterläuft. Sie hatte im Januar dem Bauvorhaben auf den geschützten Flächen zugestimmt, „weil es einen umfassenden Ausgleich geben wird“. Das Areal sei zuvor von Biologen gründlich untersucht und kartiert worden, vor benachbarten Gewässern wurden Amphibienschutzzäune aufgestellt, damit Frösche und Lurche nicht unter die Bagger kommen.

Die Umweltbehörde geht deshalb weiterhin davon aus, dass der Bau des Gewerbegebiets „naturschutzfachlich rechtmäßig ist“ und dass dies „in der Sachklärung vor Gericht bestätigt“ wird. Das sieht der BUND naturgemäß anders, weil im Bezirk Wandsbek bereits über 20 Hektar Gewerbeflächen ausgewiesen seien. Zusätzlich zur naturschutzfachlichen Kritik, sagt Braasch, „gibt es für das neue Gewerbegebiet keinen wirklichen Bedarf“.

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