Unix- und C-Erfinder Ritchie ist tot: Fast jedes Gerät spricht seine Sprache

Dennis Ritchie, einer der größten Computer-Pioniere, ist gestorben. Die von ihm entwickelten Programmiersprachen sind die Grundlage für die Betriebs-Software auf fast allen technischen Geräten.

Ritchie (l.) und Bill Clinton bei der US-Technologiepreisverleihung 1999. Bild: Bell Labs

BERLIN taz | Dennis Ritchie ist am 8. Oktober in seiner Heimat New Jersey gestorben. Dies teilte sein Kollege und Freund Rob Pike am Mittwoch der Öffentlichkeit mit. Obwohl Ritchie nie zur Berühmtheit wurde, hatte er mit seiner Arbeit einen ähnlich großen Einfluss auf die Entwicklung der Computertechnik wie Steve Jobs.

Ritchie gehörte in den 70er Jahren zu den wesentlichen Entwicklern der Programmiersprache C und des Betriebssystems Unix. C und dessen Nachfolger C++ sind bis heute die mit Abstand wichtigsten Programmiersprachen.

Unix ist heute überall zu finden. Das freie Betriebssystem Linux und das Apple-Computersystem Mac OS X basieren darauf. Die Mehrzahl der Internetserver läuft auf Unix-Systemen. Noch wichtiger als Unix ist die Programmiersprache C. Kein Computer, keine moderne Waschmaschine, kein Handy und kein MP3-Player funktioniert heute ohne C.

Ritchie arbeitete von 1967 bis zu seiner Pensionierung 2007 bei den Bell Labs. Er entwickelte das Betriebssystem Multics und dessen Nachfolger Unix. Multics war das erste Betriebssystem, welches erlaubte, dass mehrere Menschen einen Rechner gleichzeitig nutzen.

1983 erhielt Ritchie gemeinsam mit seinem Kollegen Ken Thompson für sein Lebenswerk die höchste Auszeichnung in der Informatik. Der Turing Award ist vergleichbar mit dem Nobelpreis. Als Angestellter wurde Dennis Ritchie durch seine Erfindungen anders als andere Computerpioniere nicht besonders reich.

Die ersten Versionen von Unix waren noch in sogenannter Maschinensprache geschrieben, aber 1972 stellte Ritchie die Entwicklung um auf die Programmiersprache C. Für die damalige Zeit war es eine Revolution, ein ganzes Betriebssystem nicht direkt in Maschinensprache zu schreiben.

Inzwischen sind unzählige modernere Varianten aus C und Unix enstanden. Viele davon stehen heute als freie Software zur Verfügung.

Comments

[ulph0]

"einen ähnlich großen Einfluss auf die Entwicklung der Computertechnik wie Steve Jobs"? ich weiss nicht was jobs da grossartig für einen einfluss hatte, aber auch wenn er mehr als nur marginal war, hatte ritchie mit sicherheit einen wesentlich grösseren.

[Seeräuberjens]

@ Andreas H.:

"Linus hat ähnlich wie Steve eine Bewegung geschaffen"

Ahja? Welche? Meinst Du die, die Stallman geschaffen hat?

Linus hat einen Kernel geschrieben für ein schon existierendes GNU OS und ihn unter einer schon existierenden GPL gestellt, nichts weiter.

*

Zum Vergleich mit Jobs: Schlicht unstatthaft. Der eine hat Computer wesentlich miterfunden, der andere hat Computertechnologie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sehr verschiedene Sachen. - Mac OS ist das populärste Unix vonne Welt. Rietchie & Thompson haben es erfunden, Stallman hat es befreit, Jobs hat es unters Volk geschmissen.

[Hanno Böck]

@Lexi @drubi @Andreas H.:

Der Satz ist mir so reinredigiert worden. Ich hatte ursprünglich drinstehen, dass er wichtiger als Steve Jobs war.

Ob man das vergleichen kann, sei dahingestellt, möchte aber als genannter Artikel-Autor klar stellen, dass die Formulierung nicht von mir stammt.

[Lexi]

"Obwohl Ritchie nie zur Berühmtheit wurde, hatte er mit seiner Arbeit einen ähnlich großen Einfluss auf die Entwicklung der Computertechnik wie Steve Jobs." Das ist ja wohl maßlos untertrieben! C ist heute überall. Seine Bedeutung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Praktisch jedes elektronische Gerät basiert auf C. Unix schickt sich an, bald ebenfalls überall zu sein. Beide zusammen sind DIE Fundamente der modernen digitalen Welt, die diese überhaupt erst möglich gemacht haben. Ritchie war ein Pionier der aller ersten Stunde. Gegen Dennis Ritchie ist die Bedeutung von Steve Jobs ein Furz im Weltraum, um das mal deutlich zu sagen.

Ruhe in Frieden. Jeden Tag werden auf diesem Planeten Millionen Zeilen C Code geschrieben. Jede einzelne Zeile ist das Vermächtnis von Dennis M. Ritchie. Danke Dennis!

[drubi]

Dennis Ritchie hatte einen weitaus größeren Einfluß auf die Computertechnik und die Informatik als Steve Jobs. Ich würde ihn eher mit Douglas Engelbart vergleichen. Sowohl die Programmiersprache C als auch das Betriebssystem UNIX sind Beispiele dafür, dass durch Beschränkung auf überschaubare Aufgaben und überschaubrae Lösungen Komplexizität beherrschbar werden. Mit dem Konzept eines Präprozessors und einer Makro-Sprache für C wurde zudem ein Konzept eingeführt, mit dem C zur objektorientierten Programmiersprache C++ weiterentwickelt wurde.

[Yadgar]

Man kann es etwa so sehen: ein Programmierer in Ausbildung, der einen Bogen um C/C++ machen will, ist durchaus vergleichbar mit einem angehenden Islamwissenschaftler, der sich partout weigert, Arabisch zu lernen - es ist das Fundament der gesamten heutigen Computerwelt, ohne geht es einfach nicht!

[Stimmvieh]

Multics war mitnichten der erste Mehrbenutzersystem - vor Multics gab es mindestens noch das Dartmouth Timesharing System und das Compatible Timesharing System. SCNR ;-)

[MachenSieWitzeHerrBoeck?]

Dennis Ritchie und Herrn Jobs in einem Satz zu nennen ist einfach schlechter Stil. Die Auswirkungen Ihrer Arbeit zu vergleichen simpel Unwissenheit und Ignoranz.

[Andreas H.]

Ähnlich großer Einfluss wie Steve Jobs? Ich bin von diesem Herrn weit mehr beeinflusst worden in positiver Hinsicht, als das beim Stevie der Fall ist. Und der Vergleich zwischen beiden hinkt ungemein. Nur weil beide etwas mit Computern zu tun haben, sind sie noch lange nicht vergleichbar, auch nicht in ihrem Einfluss. Ohne Dennis Ritchie wäre Jobs ein Niemand mit Rollkragenpulli. Meiner Meinung nach verdient Ritchie mehr Anerkennung als Jobs.

Man dürfte auch Linus Torvalds nicht mit Dennis Ritchie vergleichen, nur weil Linux in C programmiert worden ist. Linus hat ähnlich wie Steve eine Bewegung geschaffen, wobei mir die von Linus deutlich zusagt und langsam in den Massenmarkt eintritt. Mal sehen, wann Linux gefragter als MacOS ist.

Doch der Ursprung dessen beruht auf Dennis Ritchie und seinem Kollegen Ken Thompson. Ohne sie gäbe es solche und andere legendäre Pioniere nicht.