"Unser Star für Baku": Charisma ist anderswo

Das war nichts: Die Qualifikationsschau für den Eurovision Song Contest leidet unter mangelndem Appeal der Kandidaten. Das wirkt sich auf die Quote aus.

Rachel Scharnberg, Kandidatin bei "Unser Star für Baku". Bild: dapd

BERLIN taz | Das muss eine unliebsame Überraschung für Stefan Raab gewesen sein - am Morgen nach der zweiten Folge von "Unser Star für Baku" das allgemeine Interesse an der Show zur Kenntnis zu nehmen. Besser: das Desinteresse.

Nur 1,71 Millionen Zuschauer guckten zu, und das waren erheblich weniger, als kurze Zeit nach dem letzten Takt von "Unser Star für Baku" auf RTL das Dschungelcamp lockte - und das mit stupendem Erfolg. Und, wichtiger noch, es waren in der Vorwoche 2,44 Millionen Menschen, die diese Qualifikationsschau für den Eurovision Song Contest einschalteten.

Jedenfalls scheint sich selbst die Innovation, die Raab und Thomas D (Jurypräsident über alle Kandidierenden) feierten, die sogenannte "Blitztabelle", bei der alle Aspiranten dauerhaft sehen können, wie sie gerade in der Sympathie des Publikums stehen, nicht besonders attraktiv zu sein: Offenbar ist quotenträchtig nur das Finale des Eurovision Song Contest selbst.

Am 26. Mai tritt der Sieger von "Unser Star für Baku" in der aserbaidschanischen Hauptstadt beim populärsten Popwettbewerb Europas an - wenigstens unter die Top 10 der 43 Länder, so Fanta4-Prinzipal Thomas D, soll der Baku-Star kommen. Siegen jedenfalls müsse der oder die Ausgesuchte nicht.

Behaglich in Routine eingerichtet

Allein: Am Donnerstagabend hatte keiner der Kandidierenden jenen Appeal, mit dem vor zwei Jahren Lena Meyer-Landrut, allen handwerklichen Sangesschwächen zum Trotz, das Publikum für sich einzunehmen wusste.

Umut, Yana, Vera, Jörg oder all die anderen - sie wirkten authentischer und wahrhaftiger in ihren Ambitionen als all die Krawalleure bei "Deutschland sucht den Superstar" auf RTL, weniger hervorgeputzt als alle, die bei "The Voice of Germany" antreten, aber ihnen allen fehlte jenes Quäntchen Charisma, also performatives Sendungsbewusstsein, das es nun einmal nötig hat, um bei den ganz Großen mitspielen zu dürfen.

Irgendwie hatte man bei der zweiten Sendung von "Unser Star für Baku" sogar den Eindruck, als spulten die JurorInnen - neben Thomas D und Stefan Raab auch Alina Süggeler von Frida Gold - ihre Urteile herunter: Ganz so, als begännen sie sich in ihrer Routine ein wenig zu stark behaglich einzurichten.

In der kommenden Woche geht es schließlich um die nächste Runde - wie es das sportliche Prinzip will, werden dann aus zehn nur noch acht in die nächste Show gelobt: Favorisiert sind nach letzten Umfragen die in der Vorwoche siegreichen SängerInnen Roman und Shelley. Aber Lena? Hängt sie wie ein Verhängnis über allen, ein Menetekel, dass nach ihr nichts mehr Anständiges kommen kann?

Spiegel online fragt zurecht: "Wird überhaupt ein "Star" für Baku gefunden?" Das muss als Frage gleichwohl nicht ernst genommen werden - alles, was in Dieter Bohlens Castinggehegen geboren wurde, war nicht einmal sternchenhaft. Und, auch das ließe sich ins Spiel bringen: Die Quote bei "Unser Star für Oslo" lag in der zweiten Sendung auch im grottigen Bereich - und von Lena Meyer-Landruts Triumph sprach auch noch niemand.

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