Unternehmer über fairen Internethandel: „Wir setzen auf Teilhabe“

Netzunternehmer Felix Weth über den fairen Onlinemarktplatz fairnopoly.de, das damit verbundene Genossenschaftsmodell und Gütesiegel.

fairnopoly.de: Shopping im Einklang mit der Welt. Bild: Steve81/photocase.com

taz.de: Sie sind gerade dabei, eine neue Verkaufsplattform aufzuziehen. Fairnopoly soll „das Spiel umdrehen“ und fairen Konsum fördern. Wie kam es zu der Idee?

Felix Weth: Ganz am Anfang saßen wir in lockerer Runde zusammen und dachten darüber nach, wie man ein Netzwerk für junge Antikorruptionsaktivisten finanzieren könnte. Daraus entstand dann auf verschlungenen Wegen die Idee für eine faire Verkaufsplattform. Wobei Antikorruption mittlerweile nur noch ein kleiner Aspekt des Modells ist.

Okay, dann reicht Ebay heute nicht mehr aus?

Ebay ist mittlerweile ein von Aktionären getriebenes E-Commerce business. Deswegen dominieren dort die Powerseller. Wir wollen eine Alternative aufbauen und verantwortungsvollen Konsum fördern. Das heißt, dass wir einerseits die Leute abholen wollen, wo sie sind: traditionell gehandelte Produkte werden nicht ausgegrenzt, die wird man bei uns auch kaufen können. Andererseits soll man fair gehandelte Produkte leicht herausfiltern können, und wir bieten preiswertere Konditionen für Partner an, die faire Ware feilbieten. Dadurch wird eine Quersubventionierung sichergestellt. Außerdem ist angedacht, zu gängigen Produkten eine faire Alternative einzublenden, sofern es sie gibt, damit der Käufer sich zwischen den beiden entscheiden kann.

Es soll also alles gehandelt werden, womit man handeln kann?

Sofern es legal ist, ja. Wir behalten uns allerdings vor, Unternehmen rauszuhalten, die ihre Ware durch Ausbeutung produzieren.

ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Genossenschaft, die fairnopoly.de betreibt.

Sie haben sich als Genossenschaft organisiert.

Das ist wichtig, damit wir für die Nutzer kontrollierbar bleiben. Wir wollen möglichst niedrigschwellig Anteile anbieten – für 50 Euro, so dass auch Menschen mit geringem Einkommen mitmachen können. Wir verzichten komplett auf große Investoren. Dass jemand mit dem Projekt reich wird, ist ausgeschlossen. Wir setzen auf Teilhabe, Fairnopoly soll vielen gehören.

Gibt es schon Kooperationen?

Wir haben eine Absichtsvereinbarung mit einem Payment-Anbieter, der faire Bezahlwege anbietet. Ansonsten arbeiten wir mit speziellen Netzwerken und Organisationen zusammen, die sich mit der Materie auskennen, und haben schon einen Pool interessierter Händler, die bereits ihre Produkte anbieten.

Und wie geht es weiter?

Die Crowdfunding-Aktion läuft bis zum ersten März, da kann man auch Genossenschaftsanteile erwerben. Die Pionierversion wird Mitte Februar online gehen, der tatsächliche Launch ist dann im Laufe des März.

Es gibt ja unzählbare Unbedenklichkeitssiegel. Wie kann man sichergehen, dass, wenn auf einer Ware „fair gehandelt“ steht, auch tatsächlich fair gehandelt wurde?

In unserem Team arbeiten drei Leute daran, die Siegel zu prüfen. Wir haben verhältnismäßig hohe Standards und orientieren uns beispielsweise an Transfair und den Weltläden-Partnern – da vertrauen wir auf die Vorselektion. Gleichzeitig erkennen wir an, dass es viele kleine Produzenten gibt, die sich nicht siegeln lassen; die wollen wir nicht ausschließen, sondern bieten ihnen die Möglichkeit, über ein Formular zu belegen, dass sie fair handeln. Wir geben einen Vertrauensvorschuss. Sollte sich durch Nutzerfeedback herausstellen, dass sie täuschen, werden wir dann wegen Betrug anzeigen.

Mit Korruptionsbekämpfung hat das tatsächlich nicht mehr viel zu tun.

Das stimmt, aber wir wollen trotzdem unseren Beitrag leisten. Ein Prozent jedes Umsatzes wird an eine Antikorruptionsorganisation gespendet. Das wird am Anfang Transparency Deutschland sein, weil sie den gängigen Ansprüchen – etwa der Rechtsform – genügen. Es können später aber auch andere Organisationen gefördert werden.

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