Untersuchungsausschuss zu Neonazi-Terror: Beckstein in Erklärungsnot

Fünf der NSU-Morde passierten in Bayern. Bayerns ehemaliger Innenminister Beckstein soll schon früh ein fremdenfeindliches Motiv für möglich gehalten haben – ging der These aber nicht nach.

An verantwortlicher Stelle: Günther Beckstein war von 1993 bis 2007 bayerischer Innenminister. Bild: ap

BERLIN dpa | Der Neonazi-Untersuchungsausschuss im Bundestag befragt am Donnerstag um 14 Uhr Bayerns früheren Innenminister Günther Beckstein. Der CSU-Politiker ist der erste ehemals politisch Verantwortliche, der als Zeuge in dem Gremium auftritt.

Bereits bekannt wurde, dass Beckstein schon im Jahr 2000 nach dem ersten Mord auch ein fremdenfeindliches Tatmotiv für möglich hielt.

Der Ausschuss will nun klären, warum Beckstein dieser These nicht stärker nachging. Zudem wollen die Abgeordneten fragen, warum das Bundeskriminalamt die Ermittlungen 2006 nicht übernahm, obwohl es inzwischen neun Todesopfer in verschiedenen Regionen Deutschlands gab. Beckstein soll sich gegen eine solche Übernahme gewehrt haben.

Den Rechtsterroristen werden Morde an neun Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft sowie an einer Polizistin vorgeworfen. Fünf Morde wurden in Bayern begangen, weshalb das Verhalten der bayerischen Behörden und die Arbeit der bayerischen Soko „Bosporus“ zunächst im Mittelpunkt des Ausschusses stehen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Mit der taz Bewegung bleibst Du auf dem Laufenden über Demos, Diskussionen und Aktionen gegen rechts.

Hier erfährst du mehr

Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.