Urteil in China: Tod auf Bewährung

Gu Kailai, Frau des entmachteten chinesischen Spitzenpolitikers Bo Xilai, ist wegen Mordes zum Tode verurteilt worden. Eine Umwandlung in lebenslange Haft ist in zwei Jahren möglich.

Die Beteiligten in einem Krimi um Macht und Geld: Bo Xilai (li.), der ermordete Neil Heywood (mi.) und die jetzt verurteilte Gu Kailai. Bild: reuters

PEKING taz | Todesstrafe ja, aber sie wird nicht vollstreckt. Das Gericht der chinesischen Provinzstadt Hefei hat am Montag Gu Kailai, die Ehefrau des einstigen Spitzenpolitikers Bo Xilai, wegen Mordes an einen britischen Geschäftsmann zum Tode verurteilt.

Die Richter gewährten ihr jedoch einen zweijährigen Strafaufschub. Das heißt: Bei guter Führung könnte ihre Todesstrafe nach zwei Jahren in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt werden. Vielleicht wird sie auch auf 25 Jahre begrenzt, das Minimum in China für Mord. Ihr persönlicher Assistent und Komplize Zhang Xiaojun soll für neun Jahre ins Gefängnis, teilte Gus Anwalt am Montag nach der Urteilsverkündung mit.

Damit zementiert das Gericht ganz offiziell, was viele Beobachter bereits im Vorfeld vermutet hatten. Das Urteil gegen Gu Kailai fällt zwar mit aller Härte aus. Tatsächlich aber wird mit ihr verhältnismäßig milde umgegangen. Dass die Behörden sie seit ihrer Festnahme im Frühjahr bereits sehr viel besser behandelt haben, als es sonst mit Häftlingen in China üblich ist, zeigen auch Bilder von ihrem Prozess.

Normalerweise werden männlichen Häftlingen in chinesischen Gefängnissen die Haare komplett geschoren, bei Frauen werden sie sehr kurz geschnitten. Beides war bei Gu Kailai und ihrem Assistenten nicht der Fall. Und beide sahen auf den Bildern sogar wohl genährter aus als vor ihrer Haft. Offensichtlich hat Gu innerhalb der chinesischen Führung noch immer eine Reihe von Fürsprechern.

Keine Berufung

„Wir respektieren die heutige Entscheidung", sagte der Anwalt von Gu. In der Volksrepublik ist bei solchen Prozessen der Gang in die nächste Instanz aber ohnehin nicht üblich. Die Gattin des im Zuge des Skandals in Ungnade gefallenen Spitzenpolitikers Bo Xilai hatte bereits vergangene Woche zugegeben, dass sie den britischen Geschäftsmann Neil Heywood vergiftet hat.

Die Familie Bo pflegte jahrzehntelang eine enge Beziehung zu dem Briten. Heywood vermittelte unter anderem ihrem Sohn einen Platz an einer renommierten Schule in England. Zudem hat er wahrscheinlich über Jahre hinweg große Summen des Vermögens der Familie Bo ins Ausland geschafft. Als sich Gu im November vergangenen Jahres mit Heywood über ein gescheitertes Geschäft nicht einig wurde, brachte sie ihn um.

Sie selbst sagte vor Gericht aus, sie habe aus Sorge um ihren 24-jährigen Sohn gehandelt, dem wiederum Heywood gedroht haben soll. Worum es bei dem gescheiterten Geschäft konkret gegangen war, ist nicht bekannt. Chinesische Medien berichten über angeblichen Organhandel. Die britische Botschaft in Peking zeigte sich zufrieden mit dem Urteil. "Wir begrüßen, dass die chinesischen Behörden zum Tod von Neil Heywood ermittelt und diejenigen verurteilt haben, die als Verantwortliche identifiziert wurden", hieß es in einer Presseerklärung.

Zugleich betonte die Botschaft, Großbritannien habe immer wieder deutlich gemacht, dass es die Todesstrafe ablehnt. Obwohl es sich bei den Geschäften mit Heywood um das Vermögen der gesamten Familie gehandelt haben dürfte, fiel der Name Bo Xilai beim Prozess nicht. Damit wird er strafrechtlich offensichtlich verschont.

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