Urteil zu Gema und Youtube: Die Streithähne im Hintergrund

Das Urteil ist gefällt. Der Konflikt zwischen Gema und Youtube dauert an. Es geht um viel Geld – um wie viel, bleibt im Dunkeln, weil Google schweigt.

Google will nicht verraten, um wieviel Geld es bei diesem Konflikt geht. Bild: dpa

BERLIN taz | Das Urteil des Landgerichts Hamburg bringt der Verwertungsgesellschaft Gema noch keine Einnahmen. Doch was käme bei einer Einigung mit Youtube beziehungsweise dem Mutterkonzern Google herum?

Das wäre abhängig vom Bezahlungsmodell, das jedoch steht noch nicht fest. Die Gema hat in dem seit 2009 laufenden Streit mehrere Vorschläge gemacht, wie Google für die Bereitstellung der Musikwerke durch die Videos aufkommen soll. Ein mögliches Modell wäre, dass 10,25 Prozent der Werbeeinnahmen, die Youtube im Zusammenhang mit Musikvideos macht, an die Gema gehen.

Wie für alle seine Produkte veröffentlicht Google die jährlichen Umsätze und Gewinne von Youtube nicht. Doch klar ist: Die weltweit größte Website für Onlinevideos muss sich nicht um Inserenten reißen, die Anzeigen auf der Youtube-Startseite und den Suchergebnisseiten kaufen.

Die andere Option wäre eine Pauschalabgabe, die pro Klick auf ein Musikvideo mit geschütztem Inhalt fällig würde. Die möglichen Erträge für die Gema können nur geschätzt werden: Laut der Marktforschungsfirma Comscore klickten die deutschen Nutzer im April 2011 knapp 3,8 Milliarden Videos auf Youtube an.

Für alle Musikvideos, deren Text oder Idee von einem der 64.000 Gema-Mitglieder in Deutschland stammt, würde die Verwertungsgesellschaft Abgaben fordern und dann teilweise ausschütten.

Dienst mit „geringer Interaktivität“

„Wir erhalten keine Daten von Google, wie viele Videos eigentlich geschützte Werke beinhalten“, sagt Peter Hempel, Sprecher der Gema. Die Informationspolitik des Internetriesen sei mangelhaft. Man warte auch noch auf eine Ansage, ob die Google-Tochter ihr Angebot umstrukturieren will, um nach Gema-Definition ein Dienst mit „geringer Interaktivität“ zu werden.

Darunter fallen etwa Angebote wie Webradios, bei denen der Nutzer nicht viel mehr als Start und Stop drücken kann. Sie müssen statt der 0,06 Cent, die die Gema aktuell pro abgerufenem Video von YouTube verlangen will, nur 0,0025 Cent zahlen.

Bei jedem Abruf gingen rund 85 Prozent der Vergütungskosten direkt an den jeweiligen Urheber der Werke. Von den Gesamterträgen von zuletzt 863 Millionen Euro 2010 zahlte die Gema mit 736 Millionen Euro auch insgesamt 85 Prozent an ihre Mitglieder aus. Das Onlinegeschäft bleibt das Sorgenkind unter den vier Lizenzierungsbereichen – es wächst nur langsam: Um 2,7 Millionen Euro zwischen 2009 und 2010 auf 13,3 Millionen Euro.

Möglicherweise hätten die Urheber am meisten davon, wenn die Gema sich an Verwertungsgesellschaften in anderen Ländern wie Frankreich orientieren würde: Dort hat sich Youtube mit der Gesellschaft auf eine jährliche Pauschalabgabe für Musikvideos geeinigt.

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