Veganes Futter: Ein ungenehmigter Tierversuch

Vegetarische oder gar vegane Ernährung für Hunde oder Katzen ist stark umstritten.

Sojamilch für die Katze? Bild: dpa

DEUTSCHLAND zeo2 | Über 20 Millionen Hunde und Katzen bevölkern laut Statistischem Bundesamt deutsche Haushalte als Partner, Kindersatz, Kuscheltier oder Wachhund. Hunderttausende Tonnen Fleisch werden jährlich an die tierischen Lieblinge verfüttert, ihr Konsum erzeugt jährlich bis zu zwei Tonnen CO2 pro Tier. Seit einigen Jahren finden sich deshalb fleischlose Konserven in Ökosupermärkten. Und die Tierschutzorganisation Peta verweist gerne auf die Hündin Bramble, die laut Guinnessbuch 2002 mit veganer Ernährung 27 Jahre alt wurde.

Tatsächlich gilt die vegetarische Ernährung mit Milchprodukten und Eiern beim Hund als relativ bedenkenlos. „Hunde sind seit Jahrhunderten zu Omnivoren domestiziert“, erklärt Ellen Kienzle, Fachtierärztin für Tierernährung und Ernährungsberaterin für Kleintiere an der Universität München – sie fressen schon immer auch fleischlose Essensreste des Herrchens. Schon der Wolf hat dem Hund eine große Flexibilität des Stoffwechsels vererbt. Wenn vor allem auf den Kalziumgehalt der Nahrung geachtet werde, sei das genauso verträglich wie das als Barfen bezeichnete Füttern mit rohem Fleisch, Knochen und Gemüse, so Kienzle.

Bei veganer Ernährung scheiden sich die Geister jedoch. Bei erwachsenen Hunden wäre das noch gerade möglich, „ein toller Plan ist das aber nicht“, sagt Kienzle. Insbesondere bei Hündinnen in der Reproduktionsphase oder bei Welpen höre der Spaß auf: „Da ist auch die Frage, ob das Verdauungssystem des Hundes für so viel Pflanzliches überhaupt ausgelegt ist.“

Katzen haben mit einer vegetarischen oder gar veganen Diät noch weit größere Probleme. Sie wurden auch im Haus des Menschen lebend weiter zum Mäusefangen gehalten und sind sehr stark an Fleisch angepasst. Auch für die Tierärztin Radka Engelhardt, die sich schon 1999 in ihrer Dissertation mit fleischloser Ernährung von Hunden und Katzen beschäftigt hat, ist ihre fleischlose Ernährung nur möglich, wenn man die Nahrung künstlich um Inhaltsstoffe wie Taurin, Magnesium oder Phosphor ergänze. „Das muss genau nach Lehrbuch supplementiert und am besten von einem Fachtierarzt bilanziert werden, damit die ernährungsphysiologischen Werte ideal bleiben“, warnt Engelhardt.

Ellen Kienzle hält von vegetarischer oder gar veganer Katzenernährung rundweg nichts: „Das ist in meinen Augen ein ungenehmigter Tierversuch – auch bei erwachsenen Tieren.“ Tatsächlich müssen sich die vegetarischen Halter vorwerfen lassen, ihre Ideale der artgerechten Haltung gerade beim eigenen Tier zu verwerfen. Die pro-vegane Peta geißelt die Haltung von Tieren generell als Einschränkung der tierischen Freiheit. Vielleicht legt man sich statt der carnivoren Katze also besser ein von Natur aus vegetarisches Kaninchen als Begleiter zu.

Jesko Habert, der Artikel ist erschienen in der Ausgabe zeo2 3/2014. Den Artikel können Sie gerne auf unserer Facebook-Seite diskutieren.