Venezuela schließt Grenzen zu Kolumbien: Maduro macht dicht

Die Regierung will das Einsickern von Paramilitärs und den Lebensmittelschmuggel eindämmen. Der Konflikt spitzt sich zu.

Familien fliehen mit ihrem Hab und Gut über den Grenzfluss Tachira gen Kolumbien. Foto: Elicier Mantilla/ap

BUENOS AIRES taz | Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat am Montag die Schließung des Grenzüberganges Cruce de Paraguachón zu Kolumbien angeordnet. Damit weitet er die Grenzschließungen zum Nachbarland auf den Bundesstaat Zulia aus. Zudem verhängte Maduro den Ausnahmezustand über drei Gemeinden in Zulia, um „das Volk von den Attacken der Paramilitärs und Schmugglerbanden zu befreien“.

Am 21. August hatte Maduro die Schließung der Grenze zwischen dem Bundesstaat Táchira und der kolumbianischen Provinz Norte de Santander beschlossen. Anlass war eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen venezolanischen Ordnungskräften und kolumbianischen Paramilitärs, bei der drei venezolanische Militärs verletzt wurden. Neben der Grenzschließung verhängte Maduro über die zehn Grenzgemeinden den Ausnahmezustand. Die grenznahen Ortschaften auf venezolanischem Gebiet werden seither kontrolliert.

Mindestens 1.200 in dem Bundesstaat lebende Menschen mit kolumbianischem Pass oder unklarem Aufenthaltsstatus wurden über die Grenze nach Kolumbien deportiert. Über 8.000 KolumbianerInnen flüchteten aus Angst vor Repressalien auf eigene Faust über die grüne Grenze in die grenznahe Stadt Cúcuta. Ganze Familien wateten mit ihrem Hab und Gut durch den Grenzfluss Táchira.

Während Kolumbiens Präsident Santos versuchte, internationale Organisationen wie die Organisation Amerikanischer Staaten oder die südamerikanische Staatengemeinschaft Unasur einzubinden, sorgte die venezolanische Diplomatie dafür, dass das Thema dort nicht auf die Tagesordnung kam. Nach dem Willen der Unasur sollen die beiden Staatschefs die Angelegenheit direkt klären.

Venezolanische Opposition vermutet Ablenkungsmanöver

Doch das Klima zwischen Maduro und Santos ist gegenwärtig wieder rau. Maduro hatte zuletzt beklagt, in Kolumbien werde ein Mordkomplott gegen ihn geschmiedet.

Für die venezolanische Opposition ist der wahre Grund für Maduros Säbelrasseln jedoch ein anderer. Im Vorfeld der kommenden Parlamentswahl am6. Dezember, bei welcher der chavistischen Regierung eine Niederlage droht, brauche der Präsident einen äußeren Feind, um von den innenpolitischen Missständen abzulenken.

Paramilitärs, Guerillas und Schmugglerbanden sind in der kolumbianisch-venezolanischen Grenzregion nichts Neues. Seit Jahrzehnten verlaufen hier Transitwege für Kokain aus kolumbianischer Herstellung zu den Häfen an Venezuelas Küste. Von dort wird es nach Nordamerika oder Europa verschifft. Es ist ein offenes Geheimnis, dass dabei Behörden und Ordnungskräfte beider Länder kräftig mitverdienen.

Lange war der Schmuggel günstiger kolumbianischer Waren nach Venezuela lukrativ. So bildete sich die informelle Infrastruktur in der Grenzregion aus. Seit der kräftigen Subventionierung der Grundnahrungsmittel durch die chavistische Regierung drehten sich die Warenströme jedoch um.

Vor allem das in Venezuela zum Geschenkpreis verkaufte Benzin ist in Kolumbien begehrt und unterhält einen ganzen informellen Sektor. Nach den Grenzschließungen stürzte dieser in eine tiefe Krise. Gut 500 Benzin-KleinverkäuferInnen zogen daher vergangene Woche auf die Straßen der Grenzstadt Cúcuta und forderten Hilfsmaßnahmen von der Regierung Santos. Kolumbien kündigte an, 200.000 Tonnen Kohle nach Cúcuta zu schicken, um das Fehlen des Brennstoffs aus dem Nachbarland auszugleichen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.