Verbraucherschutz und Finanzprodukte: Tausende Beschwerden gesammelt

Die Verbraucherzentralen sammeln seit 18 Monaten Hinweise auf dubiose Finanzprodukte. Inzwischen wurden fast 7.000 Beschwerden bearbeitet.

Auf einem Schild an einem Hauseingang steht "Verbraucherzentrale"

Mahnte zwölf Anbieter ab und ließ eine Pseudobank schließen: Verbraucherzentrale in Mainz Foto: dpa

BERLIN afp | Eine Bank, die gar keine Lizenz hat, ein Vergleichsportal, das nicht gerade günstige Preise anzeigt: Solche Fälle sammeln zwei neue Schwerpunktstellen der Verbraucherzentralen – und schreiten ein. Seit dem Start vor 18 Monaten erhielten die Marktwächter Finanzen und Digitale Welt über 6.800 Hinweise zu fragwürdigen Anbietern oder Maschen, wie der Verbraucherzentralen Bundesverband (vzbv) am Donnerstag mitteilte. Die Wächter veröffentlichen Warnungen für Verbraucher, mahnen Unternehmen ab und gehen Problemen auf den Grund.

Die Marktwächter Finanzen und Digitale Welt waren im März 2015 mit Unterstützung des Bundesverbraucherministeriums gestartet. Seitdem sammelten sie aus über einer halben Million Anfragen und Beratungen in den Verbraucherzentralen mehr als 6.800 auffällige Meldungen und werteten sie aus. Das seien etwa Fälle mit hohem Schaden für Verbraucher oder besonders häufig auftretende Fälle, aber auch neue Themenfelder, wie der vzbv mitteilte.

Bei der Feststellung von Problemen bleibt es nicht: Die Marktwächter gaben zum Beispiel in diesem Jahr bereits sechs Warnungen heraus, um auf bestimmte Missstände aufmerksam zu machen – etwa vor nutzlosen Dienstleistern, die Rückabwicklungen von Versicherungen anbieten. In einer zunehmenden Zahl von Fällen hatte sich gezeigt, dass die angebliche Hilfestellung kaum Mehrwert für die Kunden bietet.

In zwölf Fällen mahnten die Verbraucherschützer Unternehmen ab – etwa einen Homeshopping-Anbieter wegen irreführender Werbung oder einen Direktinvestment-Anbieter wegen Verstößen gegen das Vermögensanlagegesetz. Es war ein Hinweis des Marktwächters Finanzen, der die Finanzaufsichtsbehörde Bafin auf die angebliche SPS Bank aufmerksam machte. Diese verlangte für die „unbürokratische“ Kreditvergabe eine Vorabüberweisung von 450 Euro. Die Bafin machte die Pseudo-Bank dicht.

Die Marktwächter Finanzen und Digitale Welt untersuchten zudem sieben Probleme näher, etwa indem sie verdeckt einkaufen gingen oder Verbraucher befragten. Im Ergebnis kamen sie so zu dem Schluss, dass die jährlichen Standmitteilungen von Lebensversicherungen oft zu intransparent sind oder dass jeder vierte Internetnutzer über Probleme mit Streaming-Diensten klagt.

„Der Dreiklang aus warnen, über Risiken aufklären und Verbraucherinnen und Verbraucher schützen zeigt Wirkung“, erklärte Ulrich Kelber (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Verbraucherministerium. „So funktioniert eine wirkungsvolle, realitätsnahe und gut verzahnte Verbraucherschutzpolitik.“

Grünen fordern langfristige Förderung

Auch vzbv-Chef Klaus Müller zeigte sich zufrieden: „Die Marktwächter wirken“, erklärte er. Bereits nach kurzer Projektlaufzeit habe sich gezeigt, „dass wir den Verbraucherschutz deutlich stärken können“.

Die Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion für Verbraucherpolitik, Nicole Maisch, forderte angesichts der Erfolgsmeldungen eine langfristige Förderung für die Marktwächter statt eine auf wenige Jahre beschränkte Projektfinanzierung. Es gebe noch „Luft nach oben“.

Banken und Sparkassen forderten, in Zukunft müssten vor Veröffentlichung von Missständen alle relevanten Interessengruppen angehört werden. So könne auch die Finanzindustrie ihren Teil zur Fortentwicklung des finanziellen Verbraucherschutzes beitragen.

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