Verdrängung im Schanzenviertel: Brachialer Rauswurf

Ein Polizeiaufgebot sichert in der Schanze die Schlüsselübergabe an den neuen Mieter des „Schanzenhofs“. Sie befürchten eine weitere Gentrifizierung.

Verschafft sich gewaltsam Zutritt zum verbarrikadierten Schanzenhof: Einsatzstaffel der Polizei. Foto: dpa

HAMBURG taz | Im Hamburger Schanzenviertel haben am Donnerstag rund 150 Polizisten den alternativen Schanzenhof belagert und gestürmt. Mit diesem Vorgehen sicherten sie die Schlüsselübergabe an den neuen Mieter des Schanzensterns ab, die seit den Morgenstunden von Protesten begleitet war. Rund 80 Schanzenhof-Unterstützer hatten die Eingänge mit einem Transparent mit der Aufschrift „Hände weg vom Schanzenhof“ versperrt.

Die Proteste richten sich gegen eine weitere Vermarktung des Schanzenhofes, der vor 25 Jahren ein Vorzeigeprojekt des damaligen SPD-Senats für behutsame und soziale Stadtentwicklung gewesen war. Sie lehnen den Auszug der alten Mieter, darunter auch Musiker und Kulturschaffende, ab und befürchten – durch drastische Mieterhöhungen von 40 Prozent – eine weitere Gentrifizierungswelle im hippen Viertel.

Die neuen Investoren, Maximilian und Moritz Schommartz, hatten das Areal 2013 gekauft und nach 25 Jahren Betrieb die Pachtverträge für ein Bio-Restaurant und das Gasthaus Schanzenstern nicht verlängert. Statt dessen vermieteten sie die Räume an den Hotelier Stephan Behrmann, der auf St. Pauli das Hostel Pyjama-Park betreibt.

Als zwei Rechtsanwälte der Schommartz die Polizei zur Hilfe holten, verschlossen die Protestierenden die Eingänge zum Schanzenhof. Nach einer Stunde brach die Polizei ein Hoftor auf, eine nahkampferprobte Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit stürmte Gelände und Restaurant. Im Schanzenstern nahmen die Beamten sogar von den MitarbeiterInnen die Personalien auf und erteilten Platzverweise für die gesamte Schanze.

Ein Mitarbeiter, der sechs Jahre hinter Rezeption des Schanzensterns stand, gab der Beamten seine Personalien. „Ich habe sie lieber angegeben, bevor die mich fertig machen“, sagte er der taz. Ein anderer Mitarbeiter hatte seine Personendaten zuvor verweigert – mit dem Hinweis, dass die Polizei im Schanzenstern kein Hausrecht habe. Er war daraufhin zu Boden gestoßen worden.

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