Vergabe der Bundesligarechte: Beispiellos besudelt

Am Dienstag entscheidet sich die Vergabe der TV-Live-Rechte der Fußball-Bundesliga. Ein Zuschlag für Rupert Murdochs Sky brächte den Ruf der Liga in Gefahr.

Darth Vader und Darth Sidious … äh, Unsinn: James und Rupert Murdoch. Bild: dpa

Allzu oft dürfte es Rupert Murdoch in seiner Karriere noch nicht passiert sein, dass er in einer Auseinandersetzung als eine Art bemitleidenswerter Underdog beschrieben wird. Doch die Entscheidung der Telekom, im Kampf um die TV-Rechte an Livespielen der Fußball-Bundesliga gegen Murdochs Sky Deutschland GmbH anzutreten, hat hiesige Journalisten in den letzten Tagen zu solchen Darstellungen animiert.

In einem Kommentar im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung etwa hieß es kürzlich: „Es ist einfach ungehörig, wenn eine teilstaatliche Firma einem privaten Wettbewerber seine wichtigste Ressource wegschnappt und ihn quasi in Existenznot bringt.“ Das Duell sei „nicht fair“.

Am Dienstag entscheidet eine außerordentliche Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) über die Vergabe der Übertragungsrechte für den Zeitraum 2013 bis 2017. Die Experten aus der Medienbranche sind sich weitgehend einig darin, wie es laufen sollte. Die Telekom, an der die Bundesrepublik Deutschland mit 32 Prozent beteiligt ist, dürfe auf gar keinen Fall die Pay-TV-Rechte bekommen. Das sei nicht vereinbar mit der grundgesetzlich festgeschriebenen Staatsferne des Rundfunks.

Gewiss, so ein Deal wäre medienrechtlich fragwürdig. Nur: Sollte Sky aus dem Wettkampf als Sieger hervorgehen, wäre das auch fragwürdig. Nicht aus rechtlichen, sondern aus moralischen Gründen. Denn der Pay-TV-Sender aus Unterföhring ist bekanntlich Teil eines Medienimperiums, dessen Ruf auf beispiellose Weise besudelt ist.

Telefonüberwachung und Bestechung

Seitdem im Juli 2011 bekannt wurde, dass die mittlerweile eingestellte Boulevardzeitung News of the World (NotW) die Handy-Mailbox des 13-jährigen Sexualmordopfers Milly Dowler gehackt hatte, kommen regelmäßig neue skandalöse Details aus Murdochs Reich ans Tageslicht. Sei es über die Telefonabhörpraktiken von News of the World, sei es über illegale Zahlungen von Redakteuren des Schwesterblatts The Sun an Polizisten, die im Gegenzug Topstorys lieferten.

17 Journalisten saßen kurzzeitig in Haft, Murdochs einstige Führungskraft Rebekah Brooks schon zweimal. Als im November sein Sohn James im Untersuchungsausschuss des Unterhauses behauptete, von den Praktiken bei seinen Blättern nichts gewusst zu haben, antwortete ihm der Labour-Politiker Tom Watson: „Sie müssen der erste Mafia-Boss der Geschichte sein, der nicht weiß, dass er eine kriminelle Organisation führt.“

Ende Februar trat Murdoch junior als Vorstandschef der NotW-Muttergruppe News International zurück. In diesem Monat warf er auch als Vorsitzender des Verwaltungsrats bei BSkyB hin, jenem britischen Pay-TV-Sender, der viel Geld mit Fußball verdient – anders als sein defizitäres deutsches Pendant.

Die britische Medienaufsicht prüft

39,1 Prozent der Anteile an BSkyB hält Murdochs Holding News Corp.. In Großbritannien prüft die Medienaufsichtsbehörde Ofcom ob News Corp. angesichts der Skandale um Hacking und Korruption geeignet ist, einen Fernsehsender zu betreiben. Wie will es die DFL da rechtfertigen, weiterhin mit einem Unternehmen aus diesem Dunstkreis zu kooperieren?

Man kann natürlich argumentieren, Sky Deutschland sei ein seriöser Sender, der nichts für die Ferkeleien kann, die bei britischen Zeitungen gelaufen sind. Stimmt. Ist aber nicht der Punkt. Als Teil der News Corp. – sie hält rund die Hälfte der Aktien – ist der Sender mit betroffen von den Skandalen. Sky würde nicht existieren ohne Murdoch, eine Milliarde Euro hat er in den letzten drei Jahren in das Unternehmen gesteckt.

Vor ihrer Entscheidung müsste sich die DFL nicht zuletzt folgende Frage stellen: Können wir es uns leisten, dass Murdochs desaströses Image auf die Bundesliga abfärbt? Aber aller Wahrscheinlichkeit nach werden solche Überlegungen keine Rolle spielen.

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