Verhinderte Kurdistan-Veranstaltung: Asyl in der eigenen Kammer

Erst fürchtete man Islamisten, dann Hooligans: Nach Hickhack mit der Hochschulleitung veranstaltet der Asta der HAW eine Reihe über Kurdistan nun doch.

Diente den HAW-Oberen als Grund, lieber die Finger zu lassen: Kurdische Spontan-Demo am Abend des 9. Oktober in St. Georg. Bild: dpa

HAMBURG taz | Eigentlich sollte es schon Ende Oktober losgehen. Eine Veranstaltungsreihe zur Lage in Kurdistan untersagte dem Asta der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) die Hochschulleitung – aus Angst vor salafistischen Übergriffen. Die insgesamt vier Abende, an denen ein Soziologe und eine Anwältin von ihrer Reise in die umkämpfte Region Rojava berichten, wird nun doch abgehalten – um rund zwei Wochen verspätet. Allerdings nicht in einem Hörsaal, sondern in einem kleineren Raum, in dem die Studierendenvertretung das Hausrecht innehat.

Nach der öffentlichen Kritik am Vorgehen der Hochschulleitung hatte zunächst so ausgesehen, als würde sie sich mit dem Asta verständigen. Die Vorwürfe – die „HAW kuscht vor Salafisten“ (taz) oder handle im „vorauseilendem Gehorsam“ (Hamburger Abendblatt) – hatte sich daran entzündet, dass Hochschulkanzler Bernd Klöver die Veranstaltung untersagte, obwohl keine konkrete Drohung vorlag und auch kein Gespräch mit der Polizei über eine etwaige Gefährdung geführt worden war. „Es ist der falsche Zeitpunkt und der falsche Ort“, hatte HAW-Sprecherin Katharina Jeorgakopulos unter Hinweis auf die Ausschreitungen von Salafisten und Kurden in St. Georg gesagt. Die lagen da allerdings schon Wochen zurück.

„Es gab seitdem viel Hin- und Her und Gespräche“, sagt Asta-Referent Christoffer Bethmann. Anfang vergangener Woche erhielt der Asta das Angebot, einen Hörsaal für 200 Personen im HAW-Hauptgebäude am Berliner Tor nutzen zu dürfen – Bedingung: eine Kooperation mit den Sicherheitsbehörden. Darauf sei man „selbstverständlich“ eingegangen, sagt Bethmann. Mehrfach habe er mit dem zuständigen Kommissariat gesprochen.

Am 27. Oktober, einen Tag nach der gewallttätigen Demonstration der „Hooligans gegen Salafisten“ in Köln, erteilte das HAW-Präsidium erneut eine Absage – unter Berufung auf die Demonstration, die für den 15. November angemeldet worden war. „Absurd“, sagt der eingeladene Referent Martin Dolzer. Die HAW-Leitung versuche, „eine differenzierte Auseinandersetzung mit einem aktuellen politischen Thema zu verhindern“.

Am vergangenen Donnerstag beschloss der Asta, die Veranstaltung im eigenen Raum abzuhalten, der Platz für rund 50 Zuschauer bietet. Tags darauf wurde dann bekannt, dass die Hooligan-Demo am 15. November abgeblasen sei. Gegenüber der taz schwenkte HAW-Kanzler Klöver erneut um: Der Asta könne seine Reihe in einer Aula an der Armgartstraße abhalten. Bedingung sei wiederum ein Sicherheitskonzept, das mit der zuständigen Polizeiwache abgesprochen werde. Auch müsse die dortige Dekanin zustimmen. Im Falle von Krawall „behält sich der Kanzler vor, die Veranstaltung kurzfristig abzusagen“, so Sprecherin Jeorgakopulos.

„Für uns ist das jetzt zu spät“, sagt Asta-Referent Bethmann. „Wir haben schon 2.000 Flyer gedruckt und können das nicht mehr rückgängig machen.“ Vier Mal habe man den Termin bereits verlegt – und wolle nun die Referenten „nicht weiter vertrösten“.  KAJ

„Kurdistan – Zwischen basisdemokratischer Selbstverwaltung und den Angriffen des islamischen Staates“: 6., 7., 11. und 12. November, jeweils 18 Uhr, HAW, Berliner Tor 21, Raum 503

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