Verkehr in Deutschland: Bahn frei nach Lutz-Aus
Wird die Bahn nun endlich richtig priorisieren? Und wer übernimmt das? Beim Heidegipfel hofft man. Der Fahrtgastverband hat einen Personalvorschlag.
So sprachen sich beim sogenannten Heidegipfel in Bispingen am Wochenende mehr als 100 Vertreter:innen aus Politik, Umweltverbänden und Bürgerinitiativen gegen eine neue ICE-Trasse durch die Lüneburger Heide aus. Die Linie soll Hamburg und Hannover verbinden und ist laut der Deutschen Bahn wichtig für den sogenannten Deutschlandtakt. Nach diesem Konzept sollen irgendwann einmal bundesweit Fern-, Regional- und Güterzüge so aufeinander abgestimmt sein, dass die wichtigsten Linien des Fernverkehrs zuverlässig im Halbstundentakt bedient werden.
Anwohner:innen, Umweltschützer:innen und Landwirt:innen kritisieren, dass ein Neubau erheblich in die Natur eingreife, sie fürchten Lärm und die Zerschneidung von Wohn- und Landwirtschaftsflächen.
Das Dialogforum Schiene Nord hatte 2015 einen Kompromiss gefunden, wie die aktuell zu den unpünktlichsten gehörende Verbindung durch bessere Anbindungen vorhandener Strecken verbessert werden könnte. Aber Ende Juni erklärt die Bahn plötzlich, sie wolle eine neue ICE-Trasse durch das ökologisch sensible Gebiet bauen.
Korbutt for Bahnchefin?
„Infrastruktur muss miteinander, nicht gegeneinander entwickelt werden“, sagte der niedersächsische Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne jetzt. Von der neuen Bahnspitze erwarte er Verständnis für die Lage vor Ort. Bislang ist geplant, dass der Bundestag dieses Jahr über die Strecke entscheidet.
In die Debatte um die Neubesetzung des Bahnvorsitzes schaltete sich auch der Fahrgastverband Pro Bahn ein. Die neue Spitze müsse das deutsche Eisenbahn-System kennen. „Und es sollte jemand sein, der nicht schon ewig und drei Tage im Bahn-Konzern ist“, sagte der Bundesvorsitzende des Verbands, Lukas Iffländer. Er schlug die derzeitige Geschäftsführerin des Hamburger Verkehrsverbunds HVV, Anna-Theresa Korbutt, vor. Korbutt könne anecken und habe etwa in der Debatte um die Finanzierung des Deutschlandtickets klar Position bezogen. Es brauche allerdings auch ein neues Team, das die neue Spitzenkraft unterstütze – auch gegen „verkrustete Strukturen“. Korbutt selbst zeigte sich auf Linkedin zumindest nicht abgeneigt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatten um Religionsunterricht
Religiöse Bildung für alle
Klöckner setzt taz mit Nius gleich
Die taz hat News für Klöckner
Wahlen in Bolivien
Der Traum ist aus
Migration neu denken
So könnte eine humane Fluchtpolitik aussehen
Kneipenlärm und Ohropax
Nachtunruhe aushalten – das ist ein Großstadt-Skill
Europas Rolle nach Alaska-Gipfel
Sanktionen reichen nicht