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Verkehr in DeutschlandBahn frei nach Lutz-Aus

Wird die Bahn nun endlich richtig priorisieren? Und wer übernimmt das? Beim Heidegipfel hofft man. Der Fahrtgastverband hat einen Personalvorschlag.

Das Schienennetz am Kölner Hauptbahnhof Foto: imageBROKER/imago

Berlin taz/dpa | Bringt das Aus von Bahnchef Richard Lutz tatsächlich einen Befreiungsschlag für den wichtigen Verkehrsträger? Werden Bundesregierung und Aufsichtsrat ei­ne:n Nach­fol­ge­r:in finden, die oder der Bewegung in das bundeseigene Unternehmen bringt? Kri­ti­ke­r:in­nen der aktuellen Bahnpolitik formulieren jetzt jedenfalls ihre Erwartungen – vom Stopp konkreter Pläne wie der Neubaustrecke Hamburg-Hannover bis zur Besetzung des Spitzenpostens.

So sprachen sich beim sogenannten Heidegipfel in Bispingen am Wochenende mehr als 100 Ver­tre­te­r:in­nen aus Politik, Umweltverbänden und Bürgerinitiativen gegen eine neue ICE-Trasse durch die Lüneburger Heide aus. Die Linie soll Hamburg und Hannover verbinden und ist laut der Deutschen Bahn wichtig für den sogenannten Deutschlandtakt. Nach diesem Konzept sollen irgendwann einmal bundesweit Fern-, Regional- und Güterzüge so aufeinander abgestimmt sein, dass die wichtigsten Linien des Fernverkehrs zuverlässig im Halbstundentakt bedient werden.

Anwohner:innen, Um­welt­schüt­ze­r:in­nen und Land­wir­t:in­nen kritisieren, dass ein Neubau erheblich in die Natur eingreife, sie fürchten Lärm und die Zerschneidung von Wohn- und Landwirtschaftsflächen.

Das Dialogforum Schiene Nord hatte 2015 einen Kompromiss gefunden, wie die aktuell zu den unpünktlichsten gehörende Verbindung durch bessere Anbindungen vorhandener Strecken verbessert werden könnte. Aber Ende Juni erklärt die Bahn plötzlich, sie wolle eine neue ICE-Trasse durch das ökologisch sensible Gebiet bauen.

Korbutt for Bahnchefin?

„Infrastruktur muss miteinander, nicht gegeneinander entwickelt werden“, sagte der niedersächsische Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne jetzt. Von der neuen Bahnspitze erwarte er Verständnis für die Lage vor Ort. Bislang ist geplant, dass der Bundestag dieses Jahr über die Strecke entscheidet.

In die Debatte um die Neubesetzung des Bahnvorsitzes schaltete sich auch der Fahrgastverband Pro Bahn ein. Die neue Spitze müsse das deutsche Eisenbahn-System kennen. „Und es sollte jemand sein, der nicht schon ewig und drei Tage im Bahn-Konzern ist“, sagte der Bundesvorsitzende des Verbands, Lukas Iffländer. Er schlug die derzeitige Geschäftsführerin des Hamburger Verkehrsverbunds HVV, Anna-Theresa Korbutt, vor. Korbutt könne anecken und habe etwa in der Debatte um die Finanzierung des Deutschlandtickets klar Position bezogen. Es brauche allerdings auch ein neues Team, das die neue Spitzenkraft unterstütze – auch gegen „verkrustete Strukturen“. Korbutt selbst zeigte sich auf Linkedin zumindest nicht abgeneigt.

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