Verleihung der Emmys: Vom Abseits ins Rampenlicht

Montagnacht werden die Emmys vergeben. Transsexuelle, Schwarze, Lesben, Schwule und Marginalisierte – noch nie war die Nominierung so vielfältig.

Laverne Cox mit ihrer Mutter bei der Verleihung der Creative Arts Emmys, die schon letzte Woche stattfand. Bild: ap

Laverne Cox hat bereits Geschichte geschrieben. Sie ist die erste bekennende Transgender-Schauspielerin, die in der Kategorie „DarstellerInnen“ des wichtigsten Fernsehpreises der Welt nominiert wurde. Gewonnen hat sie ihn zwar nicht (wegen der Vielzahl der Kategorien fand die Verleihung der „Creative Arts Emmys“ bereits am Samstag vor einer Woche statt); aber die charismatische Cox ist momentan eine der bekanntesten Kämpferinnen für die „Lesbian, Gay, Bisexual und Trans“-Bewegung (kurz LGBT).

Sie ziert das Cover des Time Magazine und ist regelmäßiger Gast in Talkshows. Für ihre Gastrolle in der Serie „Orange Is The New Black“ von Jenji Kohan („Weeds“) war die ehemalige Reality-TV-Darstellerin nominiert, unterlag aber ihrer Kollegin Uzo Aduba, die ebenfalls in der Produktion mitspielt.

Die Serie des Video-on-Demand-Portals Netflix erzählt die Geschichten der Insassinnen eines US-amerikanischen Frauengefängnisses und versammelt eines der größten und vielfältigsten weiblichen Charakterensembles aller Zeiten. Mit zwölf Nominierungen würdigte die Jury die Qualität dieses aktuellen Serienhighlights. In der „Comedy“-Kategorie wirkte es allerdings etwas deplatziert, trotz vieler lustiger Momente.

Ethnien, Geschlechtsidentitäten oder sexuelle Ausrichtung – Kohans Serie bildet die modernen Gesellschaften ab. Dass sich diese „Diversität“ in einer Haftanstalt, also eingesperrt und weggeschlossen von der Öffentlichkeit, abspielt, ist sicher kein Zufall, sondern veranschaulicht die anhaltende Marginalisierung dieser Gruppen. Mit diesem Ansatz ist die Serie bei der Emmy-Verleihung nicht allein.

Der 16fach nominierte Fernsehfilm „The Normal Heart“, des Pay-TV-Senders HBO hinterfragt die Solidarität und Aufrichtigkeit der vermeintlich aufgeklärten westlichen Gesellschaft. Mit einem prominenten Hollywoodensemble, angeführt von Mark Ruffalo und Julia Roberts, verfilmte Regisseur Ryan Murphy das gleichnamige Bühnenstück von Larry Kramer. Der schildert den Ausbruch und die Verbreitung des Aidsvirus im Jahr 1981 aus Sicht der Schwulenszene, die sich, ohne öffentliches Forum oder Regierungsunterstützung, der Epidemie ausgeliefert sieht.

Der intensive Film ist eine eindeutige Reaktion auf den wachsenden Einfluss der konservativen Rechten in den USA. Im Lichte von Diskussionen über das Adoptionsrecht für Homosexuelle oder das Coming-out von Fußballern ist die Botschaft aber auch in Deutschland aktuell.

Mit der in 17 Kategorien nominierten Anthologieserie „American Horror Story“ greift Autor und Regisseur Murphy die Ausgrenzungsthematik erneut auf. In „Coven“, der dritten Staffel der Horrorserie, konfrontiert er seine starken und mächtigen Protagonistinnen, angebliche Nachfahren der Hexen von Salem, mit der Angst der bürgerlichen Mittelschicht. Genau diese wird in „Orange Is The New Black“ von der weißen Hauptdarstellerin Taylor Schilling persifliert. Sie ist die zur TV-Zielgruppe vermittelnde Figur und ist als einziges Ensemblemitglied in einer Hauptkategorie nominiert.

Vielleicht gleicht die Emmy-Jury den Widerspruch an prominenter Stelle einfach selbst aus: Für ihre Serie „Scandal“ könnte Kerry Washington den Preis für die „beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie“ als erste Afroamerikanerin überhaupt entgegennehmen. Es wäre an der Zeit.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.