Verluste an asiatischen Börsen: Keine Panik

An den Börsen in Asien ging es abwärts – die in Neuseeland und Australien starteten negativ, stabilisierten sich aber. In Hongkong und China ging es nach Minus-Start weiter abwärts.

In Peking ging es um vier Prozent abwärts. Bild: dapd

TOKIO/WASHINGTON/BERLIN dpa | Trotz aller Krisengespräche und Stabilisierungsbemühungen auf höchster Ebene am Wochenende hat sich der Kursrutsch der Aktien am Montag unmittelbar nach Öffnung der ersten Märkte im Pazifik und Fernen Osten fortgesetzt. Allerdings blieben Panikverkäufe aus, wie Händler betonten.

Mit den neuen Verlusten reagierten die Märkte weiter auf die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA in der Vorwoche. Mit einer gemeinsamen Erklärung nach einer Telefonkonferenz versuchten die Finanzminister der sieben stärksten Industrieländer (G7), einem weiteren Verfall der Märkte entgegenzuwirken.

Für zusätzlichen Zündstoff sorgt die europäische Schuldenkrise, über deren Bewältigung nur knapp drei Wochen nach dem jüngsten Euro-Krisengipfel schon wieder gestritten wird. Dort signalisierte jedoch die Europäische Zentralbank am Sonntagabend den Ankauf von spanischen und italienischen Staatsanleihen. Die EZB wolle ihr Anleihenkaufprogramm "aktiv umsetzten", teilte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet nach einer Telefonkonferenz des Rats der Notenbank am Sonntag in Frankfurt mit.

Vier Prozent abwärts

An den Börsen von Neuseeland bis Singapur rutschten die Aktienwerte kurz nach Handelsbeginn am Montag weiter ab. Das Minus der wichtigsten Indizes lag zu Handelsbeginn zwischen 3,3 (Neuseeland) und 1,04 (Südkorea). In Tokio notierte der Nikkei-Index für 225 führende Werte zur Handelsmitte ein Minus von 121,85 Punkten oder 1,21 Prozent beim Zwischenstand von 9178,03 Punkten. Der breit gefasste Topix gab bis dahin um 13,29 Punkte oder 1,66 Prozent auf 787,67 Zähler nach. An den früher eröffneten Börsen in Neuseeland und Australien stabilisierte sich die Lage im Laufe des Vormittags und die Verluste wurden verringert. In China (Shanghai und Shenzhen) sowie in Hongkong lief es entgegengesetzt – nach einem moderaten Minus-Auftakt ging es am Vormittag um fast vier Prozent auf Talfahrt.

Trotz Schuldenkrise und schwacher Wirtschaftsentwicklung will US- Finanzminister Timothy Geithner weiter im Amt bleiben. Das teilte er nach Angaben einer Ministeriumssprecherin vom Sonntag Präsident Barack Obama mit. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, dass Geithner sich zurückziehen könnte. Obama habe Geithner gebeten zu bleiben, "und er begrüßt seine Entscheidung", zitierte die Wirtschaftsagentur Bloomberg den Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Geithner hatte selbst vor Wochen angedeutet, dass er sich nach der Erhöhung der Schuldengrenze zurückziehen könnte.

Telefonkonferenz der G7

Die Finanzminister der G7 bekannten sich nach einer Telefonkonferenz in der Nacht zum Montag zu ihrer Verantwortung für stabile Aktienmärkte. Die G7 würden bei Bedarf "koordiniert eingreifen", um Liquidität zu sichern und um das Funktionieren der Finanzmärkte zu unterstützen, heißt es unter anderem in einer am Morgen in Tokio verbreiteten gemeinsamen Erklärung. Wie Japans Finanzminister Yoshihiko Noda erklärte, hatte er kurz vor Handelsbeginn an der Tokioter Börse mit seinen Kollegen telefoniert. Die Minister vereinbarten zudem, dass sie in den kommenden Wochen bei Bedarf weitere Stabilisierungsmaßnahmen erörtern wollten.

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hatte am Freitag den USA die Bestnote "AAA" entzogen und die Bonität auf "AA+" abgestuft. Die Agentur begründete dies mit dem jüngsten Schuldenabkommen. Die angepeilten Einsparungen reichten zur Finanzkonsolidierung nicht aus. Außerdem wurde die Berechenbarkeit der US-Politik in Frage gestellt. Die beiden anderen wichtigen US-Ratingagenturen Moody's und Fitch hielten an der Bestnote fest. Konsequenz eines schlechteren Ratings können höhere Zinsen für die Aufnahme frischen Geldes sein: Die USA müssten dann neben der Tilgung ihrer riesigen Schulden zusätzlich eine wachsende Zinslast schultern.

Nach Einschätzung des Wirtschaftsprofessors der Universität Bonn und Direktors des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), Klaus Zimmermann, drohen den USA weitere Herabstufungen durch Ratingagenturen. "Die Entscheidung der Ratingagentur Standard & Poor's, die Bonität der USA erstmals um eine Stufe auf "AA+" herabzusetzen, ist ein dramatischer Weckruf, dass die USA ihre seit Jahren verschleppten strukturellen Haushaltsprobleme endlich nachhaltig angehen müssen", schreibt Zimmermann am Montag in einem Gastbeitrag für Handelsblatt Online. Der Haushaltskompromiss von vergangener Woche zeige, dass diese Lösung bestenfalls ein Zeitgewinn bis nach der Präsidentenwahl darstellt. "Insoweit erwarte ich weitere Abstufungen, auch von anderen Ratingagenturen."

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