Verschleppte Mädchen in Nigeria: Wir wissen was, sagen's aber nicht

Weiß das nigerianische Militär, wo die entführten Mädchen sind? Verhinderte die Regierung ihre Freilassung per Gefangenenaustausch?

„Bringt unsere Mädchen zurück“: Der Protest auf Nigerias Straßen dauert an. Bild: reuters

ABUJA/BERLIN afp/ap/taz | Sechs Wochen nach der Entführung von mehr als 200 Schülerinnen in Nigeria kennt das Militär nach eigenen Angaben ihren Aufenthaltsort. Eine gewaltsame Befreiungsaktion sei aber nicht geplant, weil sie das Leben der Mädchen in Gefahr bringen könne, sagte Luftwaffenchef Alex Badeh am Montag in der Hauptstadt Abuja. Auch den Aufenthaltsort will die Armee nicht preisgeben, der Sucheinsatz sei ein „Militärgeheimnis“.

„Die gute Nachricht für die Mädchen ist, dass wir wissen, wo sie sind“, sagte Badeh vor Journalisten. „Aber wir können es Ihnen nicht sagen.“ Er äußerte sich im Rahmen einer neuen Demonstration in der Hauptstadt Abuja für die Freilassung der entführten Mädchen.

Die Islamistengruppe Boko Haram hatte in der Nacht zum 15. April in Chibok im Nordosten des Landes fast 300 Schülerinnen verschleppt. Einigen Mädchen gelang die Flucht, noch immer sind nach Militärangaben 223 in der Gewalt der Gruppe. Boko Haram ist nach eigenen Angaben bereit, einige Mädchen im Gegenzug für die Freilassung von Gesinnungsgenossen laufen zu lassen - die Regierung lehnt einen Gefangenenaustausch ab.

Die Regierung trat Berichten des BBC-Rundfunks vom Montag entgegen, wonach sie einen Deal darüber in letzter Minute abgeblasen habe. Laut BBC waren Verhandlungen weit gediehen. Regierungssprecher Mike Omeri sagte dazu gegenüber der nigerianischen Tageszeitung Guardian, dies sei „ein falsches Bild“.

Ein Menschenrechtsaktivist erklärte, vor einer Woche sei ein Abkommen ausgehandelt worden. Doch der Deal sei gescheitert, weil Nigerias Präsident Goodluck Jonathan ihn nicht unterstützte.

Berichten zufolge handelt es sich bei dem Unterhändler um keinen Geringeren als Expräsident Olusegun Obasanjo, der Nigeria 1999 zur Demokratie geführt hatte. Obasanjo habe auf seine Farm im südöstlichen Bundesstaat Ogun Unterhändler von Boko Haram getroffen, sagte sein Rechtsanwalt. Obasanjo gilt als Kritiker von Präsident Jonathan.

Das Hin und Her sorgt dafür, dass Proteste gegen die Untätigkeit der Behörden weitergehen. In der Hauptstadt Abuja gingen am Montag erneut Tausende auf die Straße.

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