Versorgungslage in Venezuela: Der Brotkrieg ist ausgebrochen

Die venezolanische Regierung wirft den Bäckern vor, zu viel Süßes zu fabrizieren. Die wehren sich und fordern mehr Weizenimporte für Brot.

Verkäuferin reicht Tüten mit Brot über eine Verkaufstheke

Seltener Anblick: Brot in Tüten, Caracas Foto: reuters

BUENOS AIRES taz | Seit Monaten steht die Bevölkerung in Venezuela Schlange vor den Bäckereien. An vielen hängt ein Schild: „No hay pan“ – es gibt kein Brot. Jetzt meint die Regierung, den guerra del pan, den Brotkrieg, ausgemacht zu haben, und stellt die vermeintlichen Kriegstreiber an den Pranger: die Bäcker. Diese würden das Mehl nicht zum Brotbacken verwenden, sondern für anderes Backwerk, vor allem für Süßes.

Der Brotkrieg reiht sich ein in die Vorwürfe an die Rechten, die Präsident Nicolás Maduro gebetsmühlenhaft für die seit Jahren katastrophale Versorgungslage verantwortlich macht. Nicht nur an Nahrungsmitteln mangelt es. Außer Öl produziert Venezuela fast nichts, alles muss importiert werden. Wo es was zu kaufen gibt, stehen die Menschen Schlange.

Nach der jüngsten Regierungsanordnung müssen die Bäcker nun 90 Prozent ihres Mehls zum Backen von Brot verwenden, das von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends verkauft werden muss. Nur ein Zehntel darf zum Backen von süßen Waren verwendet werden. Jenen Bäckereien, die gegen die Anordnung verstoßen, drohen drastische Sanktionen.

Um über die Runden zu kommen, backen viele Bäckereien eher Süßes als Brot. Während die 90 Gramm schweren Brötchen zum staatlich festgelegten Preis von 90 Bolivares verkauft werden müssen, können Hersteller für süßes Gebäck höhere Preise verlangen. Fevipan, die Vereinigung der Brotfabrikanten, sieht die Ursache für den Brotmangel jedoch nicht bei den Bäckern, sondern darin, dass nicht ausreichend Weizen importiert werde. Ohne Weizen kein Mehl, ohne Mehl kein Brot, so Fevipan.

Inspekteure in Caracas

„Die Verantwortlichen für den Brotkrieg werden dafür bezahlen und dann sollen sie bloß nicht sagen, sie würden politisch verfolgt“, hatte Präsident Maduro den Bäckern in einer sonntäglichen Fernsehsendung gedroht. Venezuelas Vizepräsident Tareck El Aissami wurde noch deutlicher: „Die Bäckereien, die sich nicht daran halten, werden von der Regierung besetzt.“

Mitte März trat dann ein Plan zur Inspektion der Bäckereien in Kraft. Seitdem schwärmen in Caracas rund 3.900 Inspekteure aus, um die Einhaltung der Verordnungen in den 709 Bäckereien der Hauptstadt zu überprüfen. Die kleinen Trupps bestehen aus Armee- und Polizeiangehörigen, Angestellten der nationalen Verbraucherschutzbehörde und Vertretern der „Lokalen Komitees für Versorgung und Produktion“ (Clap). Einen Tag nach Bekanntgabe des Plans waren bereits 21 Bäckereien geschlossen worden.

Nur ein Zehntel des Mehls darf für Süßes verwendet werden

Die Bäcker hätten nicht zum Krieg gegen den Staat aufgerufen, stellt die Vereinigung der Müller (Fetraharina) klar. Stattdessen hätten sie die Lösung auf den Tisch gelegt: mehr Weizenimporte. Die Vereinigung schätzt die nötige Menge auf monatlich 120.000 Tonnen Weizen. Importiert werden aber nur rund 30.000 Tonnen. „Bevor die Regierung Bäckereien schließt oder übernimmt, sollte sie den notwendigen Weizen importieren,“ so Juan Crespo, ­Vorsitzender von Fetraharina.

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