Video der Woche: Der letzte Diktator allein

Ein Werbefilm nimmt den simbabwischen Präsidenten Mugabe als "letzten Diktator" auf die Schippe. Nach Drohungen wurde der Film zurückgezogen - und zum Netzphänomen.

Wonniger Diktatorenurlaub: "Mugabe" und "Saddam" am Strand. Bild: Screenshot: Youtube.com

DURBAN taz | Was war das schön: Im Sand liegen, Arme und Beine ausstrecken und Engelchen malen mit Saddam! Oder den Muammar mit der Wasserpistole nass spritzen. Oder mit Idi Amin auf dem Panzerdach balancieren. Simbabwes 86jähriger Präsident Robert Mugabe lässt seine Gedanken schweifen. Er freut sich wie ein Kind. Die guten alten Zeiten, wo sind sie geblieben?

Im Hintergrund läuft der wehmütige Mary Hopkins Song "Those were the days" - jener Song, der 1975 gespielt wurde, während Francisco Macías Nguema von Äquatorialguinea 150 Oppositionelle hinrichten ließ.

Nun sitzt Mugabe allein an der Festtafel. Der große Tisch ist für alle Freunde gedeckt. Mugabe hat sich seine beste Uniform aus den Kämpfertagen angezogen. Mit Abzeichen. Dann holt ihn die Realität ein: Der letzte Diktator im Amt. Über Weihnachten. Da isst man nicht allein. Komm doch zu Nando’s und hol Dir ein Hühnchen, empfiehlt die Fernsehanzeige der südafrikanischen Restaurantkette.

Sie hatte zunächst mit diesem brillant inszenierten Filmclip zur Weihnachtszeit Riesenerfolg. Aber nur für ein paar Tage: Als das Regime in Simbabwe gegen die Geschäftskette und seine Angestellten Drohungen aussprach, zog das Unternehmen eine seiner besten Anzeigen zurück.

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"Wir haben die politischen Reaktionen in Simbabwe zur Kenntnis genommen, auch die Drohungen gegen die Geschäftsführung in Simbabwe, die Angestellten und Kunden", sagte das Unternehmen mit Hauptsitz in Südafrika. "Keine Fernsehanzeige ist es wert, das Leben unserer Mitarbeiter zu riskieren." Eine militante Gruppe, Anhänger der diktatorischen Regierung von Mugabe in Simbabwe, hatte auch den Boykott der Nando’s Gruppe angekündigt.

Der Leiter der Nando’s Geschäftskette dort hatte angeblich nichts von der südafrikanischen Nando’s Fernseh-Kampagne jenseits der Grenze gehört. Doch im nahen Nachbarland wird südafrikanisches Fernsehen empfangen. Laut Gesetz ist es verboten, Mugabe zu beleidigen oder negativ darzustellen. Nun wurde es etwas brenzlig für das Unternehmen, das bekannt ist für seine komischen und oft umstrittenen kommerziellen Anzeigen im Fernsehen.

Eine der "heißesten" Anzeigenmarken

Nando’s Gratwanderung zwischen witzig oder überzogen und damit geschmacklos ist sehr dünn. Zum Beispiel die "double chicken breast" Anzeige. Darin bestellt die pralle Blonde einen doppelten Chicken Burger, ist am Handy und schnippt nach der Kellnerin "Wo sind meine Chips?" Sie kommt, zieht den Teller etwas vor, die Kamera filmt es von oben, und unter dem eingeschnürten Riesen-Ausschnitt tauchen die Chips neben dem Burger auf.

Nando’s ist 2010 von der Zeitschrift Advertising Age in New York als eine der 30 „heißesten“ Anzeigenmarken gewählt worden. Nando’s verkauft Hühnchen nach portugiesisch-mosambikanischer Art in 30 Ländern auf fünf Kontinenten. Oft nimmt die Firma typische südafrikanische Verhaltensweisen in den Blick, ahmt Akzente der ethnischen Gruppen nach oder reagiert auf politische Skandale.

Die Leitung: "Nando’s Südafrika bleibt der Anzeigen-Philosophie treu, die rund um soziale Kommentare gebaut ist und Debatten unter den Leuten anspornen soll." So hatte die Hühnchen-Kette 2009 Südafrikas jetzt gerade suspendierten Jugendliga-Führer der Regierungspartei, Julius Malema, aufs Korn genommen. Aber keine der jeweils Furore machenden Anzeigen kam dem aktuellen Hit nahe mit dem Titel: "The last dictator standing".

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