Videos aus dem Schlachthof Frenken: Europas Schlachtbank

Wieder zeigen Videos von Tierschützern leidende Tiere. Aber auch Kunde McDonald’s sieht sich nicht in der Verantwortung.

Bei einer Kunstausstellung: Ein künstlicher Schweinekadaver mit weißen Engelsflügeln scheint in der Luft zu schweben

Tierrecht? Auf der Fahrt in den Himmel, ist es für das arme Schwein zu spät Foto: dpa

BERLIN taz | Schnappatmende Schweine liegen blutend auf dem Boden: Das ist in einem neuen Video der Tierrechtsorganisation Soko Tierschutz zu sehen, das den Todeskampf von Vieh auf der Schlachtbank des Großbetriebs Frenken in Düren zeigt. Die Tiere werden trotz misslungener Betäubung geschlachtet. „Oft ist die Effektivität des Bolzenschusses problematisch“, erklärt Soko-Tierschutz-Vorsitzender Friedrich Mülln.

Besondere Aufmerksamkeit bekommt der Skandal im Schlachthof durch einen bekannten Kunden: Die Fastfood-Kette McDonald’s bezog bis diese Woche einen Teil des beliebten Burger-Fleischs aus Düren. Trotz regelmäßiger Kontrollen habe man darüber nicht Bescheid gewusst, heißt es aus dem Unternehmen.

McDonald’s führt nach eigenen Angaben bei allen liefernden Schlachthöfen stichprobenartige Audits durch. Laut Mülln soll eine solche bei Frenken noch am Tag der Videoaufnahmen durchgeführt worden sein.

„Bei den Audits handelt es sich immer nur um eine Momentaufnahme“, erklärt McDo­nald’s-Sprecher Philipp Wachholz. Sie seien eine freiwillige Zusatzmaßnahme. Die Verantwortung für kontinuierliche Kontrollen liege bei den Vete­ri­när­ämtern und dem Tierschutzbeauftragten des Schlachthofs. Doch auch gesetzlich wird nur stichprobenartig kontrolliert. Das Veterinäramt Düren zieht aus den Videos jetzt die Konsequenz: Alle Betäubungen sollen ab sofort von einem Tierarzt überwacht werden.

Alle Betäubungen sollen ab sofort von einem Tierarzt überwacht werden

Soko-Aktivist Mülln verurteilt die Aufregung über die Missstände bei Frenken als „heuchlerisch“. Was als einzelner Skandal dargestellt werde, sei ein flächendeckendes Problem, das auch den Behörden bekannt sei. Schließlich gebe es immer wieder kritische Studien und Berichte. Im Jahr 2016 wurde zum Beispiel eine Dissertation über die Missstände in bayrischen Schlachtbetrieben veröffentlicht. Demnach wurden in den meisten der untersuchten Betriebe über 75 Prozent der gesetzlichen Tierschutz Vorgaben nicht erfüllt.

Mülln erklärt die Tatenlosigkeit der Behörden damit, dass „Deutschland die Schlachtbank Europas“ sei. Die wirtschaftliche Relevanz der Schlachtindustrie sei zu stark. „Sonst wären morgen die Supermarkttheken leer“, meint der Aktivist. In den nächsten Monaten plant die Soko Tierschutz weitere Videos zu veröffentlichen.

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