Volkswagen und die Rockmusik: Familienglück statt Groupie-Sex

Der Tourbus ist ein mythischer Ort – und eine aussterbende Gattung. Das zeigt der Versuch von VW, den Multivan Highline als Tourbus zu inszenieren.

Eher was für Familien als für Rockstars: Der VW Mulitvan T5. Bild: dpa

HAMBURG taz | Als es noch Rockstars gab, da war der Tourbus ein mythischer Ort. Die Geschichten handelten von Groupies, von Drogen, Sex und Abenteuer. Der Tourbus war eine antibürgerliche Insel der Freiheit, von der immer nur kolportiert wurde. Zum Teil übernahmen das die Rockstars selbst: Frank Zappa beispielsweise zielte 1979 mit den Songs „Crew Slut“ und „Wet T-Shirt Nite“ direkt auf die Fantasien seiner Fans.

Heute ist es so, dass Volkswagen einen Vertrag mit der Band „Söhne Mannheims“ schließt und damit wirbt, dass die Musiker in VW-Bussen der Produktlinie Multivan Highline T5 unterwegs sind. Beide, die Söhne Mannheims und der Multivan Highline, haben mit dem Mythos „Tourbus“ soviel zu tun wie Lena Meyer-Landrut mit Janis Joplin.

Das fängt schon damit an, dass der Multivan T5 als Nachfahre des VW-Busses zu klein ist für eine 13-köpfige Band – also sind es vier davon, mit denen die Söhne Mannheims touren. Anders als die Tourbusse alter Schule, in denen Band und Crew auch übernachteten, ist der Multivan Highline ein Auto ohne eingebaute Betten. Auch Hippie-Nimbus hat er keinen mehr, im Gegenteil: Der Multivan Highline sei erstens teuer und zweitens „das wahrscheinlich komfortabelste Reisegefährt für Familien jenseits eines Privatflugzeugs“, schreibt Focus Online.

Ebenso familienkompatibel sind die Söhne Mannheims: grausig anbiedernder Soul-Hip-Hop-Mix im Zeichen der Suche nach einer besseren Welt. Die Tour, die die Band derzeit durch Deutschland führt, trägt den Titel „Wer fühlen will, muss hören“. Das einzige Trostpflaster: Schmalz-König Xavier Naidoo ist nicht mehr dabei.

Ist der Tourbus als mythischer Ort tot? Nicht ganz. Vergangenen Sommer beispielsweise stoppte die Polizei die schwedische Band Bullet auf den letzten Metern zu ihrem Auftritt beim Heavy-Metal-Festival in Wacken. Bei dem schrottreifen Tourbus waren nach Angaben der Beamten unter anderem die Bremsen defekt. „Der wird in Deutschland keinen Meter mehr fahren“, sagte ein Polizeisprecher. In Schweden hatte es der Bus, der aussieht wie ein umgestalteter Stadtbus aus den 1960ern, noch durch den TÜV geschafft.

Ein paar Tage vorher gab es noch die Geschichte, dass im Tourbus von Justin Bieber Drogen gefunden worden waren. Es handelte sich um eine geringe Menge Marihuana, Bieber selbst war zum Zeitpunkt der Untersuchung auch nicht an Bord. Vermutlich war er gerade beim VW-Händler. Den neuen Multivan Highline kucken.  

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