Vom Berliner Skateverein zu Olympia: Skaten wie Lilly

Nicht nur Olympiateilnehmerin Lilly Stoephasius liebt das Skaten. Immer mehr Mädchen setzen sich in der Jungs-Domäne durch.

Skaterin Lilly Stoephasius bei einem Spung in Tokio

Skaterin Lilly Stoephasius bei den Olympischen Spielen in Tokio Foto: imago

Das erste Mal überhaupt zählt Skateboarding zu den olympischen Disziplinen. Und mit den diesjährigen Olympischen Spielen in Tokio steht eine Berlinerin als Skatetalent besonders im Fokus: Die 14-jährige Lilly Stoephasius hat sich in der Disziplin Park qualifiziert und vertritt Deutschland.

Während Lilly sich auf ihren Auftritt in Tokio vorbereitet, knallen und rollen in der Skate­halle auf dem RAW-Gelände in Berlin Mädchen auf Brettern die Rampen hinunter über Skate­elemente und fliegen durch die Lüfte.

Es ist noch nicht lange her, da war Skaten männerdominiert. Mittlerweile betreiben aber auch immer mehr Mädchen den Sport.

Neben Parks wie etwa dem am Poststadion, wo zu jeder Zeit Skateboard gefahren werden kann, werden die Tore der Skatehalle Berlin einmal in der Woche nur für Mädchen geöffnet. Ziel ist es, einen sicheren Ort zu schaffen, an dem sie beim Skaten ihre Anfänge machen können – ganz ohne Jungs.

Denn wenn man erst einmal auf der Rampe steht, merkt man, wie viel Überwindung und auch Selbstbewusstsein gefordert ist, um sich seinen Weg durch die Halle zu bahnen. Da ist es ganz gut, wenn die anderen vielleicht auch gerade erst mit dem Fahren angefangen haben und mehr Rücksicht nehmen.

Schon früh auf dem Board

„Wenn man als Mädchen in den Skatepark geht und Jungs dich sehen und denken, dass du nicht skaten kannst, weil du ein Mädchen bist, dann will ich ihnen zeigen, dass ich das auch kann und sie nicht immer in allem besser sind“, beantwortet Isa, eine 13-jährige Skaterin mit raspelkurzen blonden Haaren und rot-schwarz lackierten Fingernägeln, die Frage danach, warum sie in der Skatehalle beim Mädelsskaten ist.

Und es geht sogar noch jünger als Isa und Lilly: Nicht einmal halb so hoch wie die Rampe ist eine Skaterin, die sich mit Leo­parden­helm und rosafarbenen Knieschonern auf dem Skateboard von der Rampe in die Tiefe wirft und den Trick sicher landet. Mit ihr üben weitere, die vielleicht gerade mal fünf Jahre alt sind und sich auf dem Brett durch die Halle manövrieren wie die Großen.

Alter kennt hier keine Grenzen: Die ältesten Skaterinnen haben schon selbst Töchter, die auf dem Board stehen können.

„Alle hier finden Lilly cool“, sagt Joest Schmidt, Vorstandsmitglied des Vereins Drop In e. V., der Verein, der das Mädelsskaten mit organisiert. Er habe früher mit Lillys Vater auf dem Brett gestanden, als Lilly noch nicht einmal geplant gewesen sei, erzählt er. Heute ist sie Olympiateilnehmerin.

Neue Trainingsmöglichkeiten für Lilly nach Olympia

Allein schon deswegen sollte Lillys Start bei den Olympischen Spielen eigentlich in der Skatehalle Berlin gezeigt werden. Doch das wäre zu kompliziert und nicht realisierbar gewesen, sagt Joest Schmidt.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio schafft es Lilly Stoephasius in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch unter die ersten zehn von zwanzig angetretenen Skaterinnen. Ihr erster Run läuft so gut, dass sie kurzzeitig zu den Besten gehört. Mit dem zweiten und dritten Versuch reicht es dann aber nicht für den Einzug in das Finale. Sie hätte den achten Platz gebraucht, machte aber nur den neunten.

Weitertrainieren wird Lilly Stoephasius aber trotzdem. Und wenn sie in Berlin zurück ist, könnte es sogar sein, dass sich neue Trainingsmöglichkeiten ergeben. So gab im Juni der Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses die Zusage zum Bau eines „international wettkampffähigen Skateparks“. Bis Ende 2021 sollen mögliche Standorte gesucht werden, 2022 folgt die Suche nach finanziellen Mitteln, heißt es im beschlossenen Antrag. Vielleicht qualifizieren sich dann noch mehr deutsche Ska­te­r:in­nen für Olympia. Ein Idol gibt es jetzt mit Lilly auf jeden Fall.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.