Vormarsch der Regime-Armee in Syrien: IS aus weiterer Stadt vertrieben

In Syrien hat die Armee des Assad-Regimes offenbar die IS-Miliz aus Al-Karjatain vertrieben. In Palmyra wurde unterdessen ein Massengrab entdeckt.

Soldaten stehen neben einem Auto, auf dem Bilder von Assad und Putin aufgeklebt sind

Dank Putin: Regimesoldaten mit einem dekorierten Fahrzeug Foto: ap

BEIRUT/PALMYRA rtr | Die syrische Armee macht mit Unterstützung der russischen Luftwaffe Boden gut und hat am Sonntag bei Palmyra eine weitere von der IS-Miliz gehaltene Stadt erobert. Al-Karjatain sei vollständig unter Kontrolle der Regierungstruppen, berichtete das Staatsfernsehen am Sonntag.

Auch oppositionelle Beobachter teilten mit, nach der Umzingelung durch die syrische Armee sei Al-Karjatain militärisch so gut wie gefallen. Palmyra hatten die Soldaten von Präsident Baschar al-Assad vor einer Woche vom IS zurückerobert. Dort entdeckten sie am Wochenende ein Massengrab mit mehr als 40 Leichen, die zum Teil enthauptet waren.

Die Armee und ihre Verbündeten hätten in Al-Karjatain „Sicherheit und Stabilität wiederhergestellt“ und die letzten verbliebenen IS-Kämpfer getötet, berichtete das Staatsfernsehen. Die Regierungstruppen hätten in den vergangenen Tagen die Stadt nach und nach umzingelt. Am Sonntag seien sie von mehreren Seiten vorgerückt, hieß es in Medienberichten. Die Nachrichtenagentur Sana meldete unter Berufung auf Militärkreise, die Soldaten seien nun dabei, von den IS-Kämpfern gelegte Minen zu entschärfen.

„Die Stadt ist militärisch so gut wie gefallen“, sagte der Direktor der in London ansässigen Beobachterstelle, Rami Abdurrahman, der Nachrichtenagentur Reuters. Die Assad-Truppen kontrollierten die Hügel rings um Al-Karjatain. Russische und syrische Flugzeuge hätten am Sonntag mehr als 40 Angriffe rings um Al-Karjatain geflogen.

IS-Kämpfer hatten Al-Karjatain im August eingenommen. Die Stadt liegt rund 100 Kilometer westlich von Palmyra, das Assads Soldaten vor einer Woche vom IS zurückerobert hatten.

Massengrab in Palmyra gefunden

Nach der Vertreibung des IS aus Palmyra fanden Soldaten im Nordosten der Stadt der Agentur Sana zufolge rund 45 Leichen. Unter den Toten seien viele Frauen und Kinder, einige seien enthauptet worden. Es handele sich um Zivilisten und Angehörige der syrischen Armee, die vom IS gefangen genommen wurden.

Nach Angaben der Beobachtungsgruppe für Menschenrechte hat die IS-Miliz in Palmyra zahlreiche Menschen getötet und sie am Stadtrand verscharrt. Die in London ansässige Gruppe steht der syrischen Opposition nahe und erhält ihre Informationen durch ein Netzwerk von Menschen, die seit Beginn des Bürgerkrieges vor rund fünf Jahren in Syrien ausharren.

Die IS-Miliz hatte Palmyra im Mai vergangenen Jahres eingenommen und dort antike Skulpturen und weltberühmte Bauwerke wie den Baal-Tempel gesprengt. Tausende Minen und Sprengsätze haben die Extremisten zudem in Haupt- und Seitenstraßen der Stadt angebracht. Die Regierungssoldaten versuchen nun, sie zu entschärfen. Seit der Rückeroberung Palmyras seien mehr als 3.000 Sprengsätze unschädlich gemacht worden, sagte ein Offizier in Palmyra Reuters. Sie seien miteinander verbunden gewesen. „Die Idee war, dass sie losgehen, sobald wir einrücken – alle auf einmal, nicht Bombe für Bombe. Und da liegen wirklich viele Minen.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.