Vorpommern-Thriller: CSI Stralsund

Mit "Stralsund - Mörderische Verfolgung" versucht sich das ZDF an einem Vorpommern-Thriller (20.15 Uhr).

Die junge Kommissarin Nina Petersen (Katharina Wackernagel) muss die Verhandlungen bei einer Geiselnahme führen. Bild: zdf

Streckenweise erinnert die Szenerie des ZDF-Fernsehfilms der Woche an eine weniger aufwendige Version von "Password: Swordfish", dem packenden Actiondrama mit John Travolta und Halle Berry: Schwarz gekleidete SEK-Fighter packen eine gerade freigelassene hübsche Geisel, um sie von der Straße zu zerren. Ein Polizei-Computer-Nerd hackt sich in das Computersystem des Versicherungsgebäudes, in dem die Entführer mit ihren Geiseln sind. Polizisten in schwarzen Westen laufen mit Taschenlampe und Pistole durch die Kanalisation und erinnern dabei eher an CSI-Cops als an die biedere deutsche Kripo.

Doch auch wenn "Stralsund - Mörderische Verfolgung" kein deutscher Krimi, sondern Thriller sein will: Das Ganze spielt halt nicht in L. A. und noch nicht mal in Berlin, sondern eben im beschaulichen Stralsund.

Im Zentrum steht zunächst die Geiselnahme. Ein mysteriöser Anruf lockt Hauptkommissarin Susanne Winkler (Kirsten Block) in das Büro, wo sie sich bald gefesselt wiederfindet. Ihre Kollegen müssen handeln, schlagen ihr Quartier in der gegenüberliegenden Spielautomatenkneipe auf - ganz ähnlich wie in "Password: Swordfish". Und wie im Hollywoodstreifen entsteht Spannung auch hier dadurch, dass die Handlung im engen Sinne des Wortes verfolgt werden muss. So wie die Polizisten wird man immer wieder im Unklaren gelassen, was denn jetzt eigentlich passiert ist. Wen traf der fatale Schuss? Wohin sind die Täter entkommen? Sicher, das ist alles andere als neu, aber im amerikanisch anmutenden Stil spannend und unterhaltsam erzählt.

Zum Star des Films wird die junge Kommissarin Nina Petersen, verkörpert von Katharina Wackernagel. Die gewitzte Verhörspezialistin übernimmt in Abwesenheit der Chefin die Verhandlungen mit den Geiselnehmern. Mit Coolness und Härte muss sie sich gegen Kollegen und SEK durchsetzen. Für ausgiebige Darstellungen von Gefühlslagen bleibt bei der "mörderischen Verfolgung" kaum Zeit: Neben ein paar Tränen in den Augen von Nina Petersen bleibt die zärtliche Stimmung zwischen der gefangenen Kommissarin und der plötzlich aufgetauchten zweiten Geiselnehmerin Mona (Bernadette Heerwagen) die Ausnahme.

An deren Verhältnis hängt auch die Vorgeschichte, die aber etwas zu knapp ausfällt. Motive und Konflikte der Täter sowie die Geschichte des freigepressten Häftlings Michael Broder bleiben weitgehend unklar. Letzterer wird von Harald Schrott als das Arschloch gespielt, das man von ihm schon gefühlte 100 Mal bei ARD und ZDF gesehen hat. Mit halblangen Haaren und akkuratem Bart sieht er diesmal jedoch wie ein böser Kevin Kurányi aus.

Dass Regisseur und Autor Martin Eigler mehr Wert auf Spannung als auf Gefühle und Motive legt, bedeutet keineswegs, dass der insgesamt überaus sehenswerte Film plump inszeniert wäre. Nur das Ende hat etwas "Tatort"-Haftes, das heißt: Nach 90 Minuten muss halt Schluss sein.

Und so muss dieses CSI Stralsund mit "Swordfish"-Anleihen nach einem kurzen Abstecher zu Bonnie und Clyde am Ende doch wieder zum ganz normalen Krimi im Zweiten Deutschen Fernsehen werden. STEFAN NIKLAS

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