Vorwahlen in den USA: Was war los in Iowa?

Als erster Vorwahlstaat sollte Iowa für die Demokraten der Anfang sein. Nach dem Wahlchaos steht der Bundesstaat jetzt wie wie ein Trottel da.

US Fahne als Muster einer Handtasche

America, America: Eine Anhängerin der Demokraten trägt eine Handtasche im Muster der US-Flagge Foto: Ivan Alvarado/reuters

BERLIN taz | Nur mühsam ergibt sich in der Öffentlichkeit ein Bild davon, was am Abend der Iowa Caucuses eigentlich schiefgelaufen ist. Warum es selbst am Morgen nach den vielen Bürgerversammlungen, in deren Verlauf per Abstimmung die 41 Delegiertenplätze des Bundesstaats zum Demokratischen Nominierungsparteitag vergeben werden, noch keine Ergebnisse gab. Die Protagonist*innen: Eine App, die nicht immer funktioniert, Menschen, die sie nicht bedienen können oder wollen, und gleich zwei Telefonzentralen, die über Stunden nicht zu erreichen sind. Im Ergebnis steht das kleine Iowa, das viele Jahre stolz und mit Eifer seine Position als erster Vorwahlstaat in Präsidentschaftswahljahren verteidigt hat, als Trottel da.

Nach den Vorwahlen 2016 hatte die Demokratische Partei in Iowa das Wahlsystem leicht verändert. Vor allem sollte nunmehr von den rund 1.700 Bürgerversammlungen nicht mehr nur an die Zentrale berichtet werden, wer gewonnen hat, sondern auch die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen für jede*n Kandidierenden. Zu diesem Zweck wurde von der Firma Shadow Inc erst vor wenigen Wochen eine App entwickelt, mit der die Versammlungsleiter*innen die Zahlen und ein Foto des Wahlprotokolls an die Zentrale übertragen sollten. Als Backup sollte es möglich sein, die Zahlen auch telefonisch durchzugeben.

Und hier begann offenbar das Problem: „Die meisten meiner Versammlungsleiter*innen waren ein bisschen älter“, sagt Demokratenchefin Laura Hubka aus Howard County in Nord-Iowa der New York Times. Sie kamen mit der App nicht klar.

In Poweshiek County, berichtet der dortige Demokratenchef John Grennan der Zeitung, luden sieben von zehn Versammlungsleitern die App gar nicht erst auf ihr Smartphone, manche hatten auch gar keins. Anderenorts versuchten Versammlungsleiter die App zu laden, scheiterten aber an der Eingabe einer vierstelligen PIN-Nummer. Und beim telefonischen Support, der dabei Hilfestellung geben sollte, hingen die Menschen so lange in der Warteschleife, bis sie es aufgaben und sich entschieden, ihre Daten dann eben wie üblich am Wahlabend per Telefon zu übermitteln.

In der Warteschleife

Da aber passierte genau das Gleiche: Warteschleife zwischen einer halben und zwei Stunden, Chaos. Und auch wer die App installiert hatte, konnte nicht immer die Daten übermitteln: Mal ließen sich Daten eingeben, aber nicht senden, mal zeigte die App plötzlich andere Zahlen, als die Freiwilligen eingegeben hatten.

Iowas Demokraten beruhigen: Es werde zwar alles noch ein bisschen dauern, aber die Daten seien sicher. Hieß es vor dem Wahltag allerdings noch, die App sei umfangreich getestet und vom Heimatschutzministerium auf Sicherheit überprüft worden, wurde jetzt genau das Gegenteil berichtet: keine Tests unter annähernd realistischen Bedingungen, keine Sicherheitsprüfung durch das Heimatschutzministerium.

Und nun? Die App soll auch am 22. Februar in Nevada benutzt werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Am 3. November 2020 haben die USA einen neuen Präsidenten gewählt: Der Demokrat Joe Biden, langjähriger Senator und von 2009 bis 2017 Vize unter Barack Obama, hat sich gegen Amtsinhaber Donald Trump durchgesetzt.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.