Vorwürfe gegen Ex-US-Präsident Obama: Trump unterstellt Abhöraktionen

US-Präsident Donald Trump hat seinen Amtsvorgänger Barack Obama auf Twitter bezichtigt, ihn während des Wahlkampfes abgehört zu haben. Belege nannte er nicht.

Zwei Männer gucken sich ins Gesicht

Geben sich keinen Bruderkuss: Donald Trump und Barack Obama Foto: reuters

WASHINGTON dpa | US-Präsident Donald Trump hat am Samstag in rüdem Ton schwere Vorwürfe gegen seinen Vorgänger Barack Obama erhoben. Trump schrieb in einer Serie von Tweets, Obama habe ihn vor der Präsidentschaftswahl im Trump-Tower abhören lassen. „Wie tief ist Präsident Obama gesunken, meine Telefone während des heiligen Wahlprozesses anzuzapfen. Böser (oder kranker) Typ!“

Trump zog auch einen Vergleich zur Watergate-Affäre, als US-Präsident Richard Nixon infolge einer Affäre zurücktreten musste, in der es um angezapfte Telefone ging.

Trump nannte keine Belege. Er muss sich mit seinen Anschuldigungen aber wohl auf Untersuchungen bezogen haben, die FBI und Geheimdienste 2016 in seinem Umfeld vorgenommen haben sollen. Angeblich sollte untersucht werden, ob es finanzielle Verbindungen aus Trumps Umfeld nach Russland gab.

Die Berichte bezogen sich auf polizeiliche und geheimdienstliche Untersuchungen. Nach allem, was bekannt ist, hatte Obama damit nichts zu tun. Abhöraktionen wie die unterstellte müssten von James Comey angeordnet werden, dem Chef des FBI, nicht vom Weißen Haus.

Informations-Kaskade

Am Donnerstag hatte eines der vielen rechtsgerichteten Talk Radios in den USA (Mark Levin) berichtet, Obama stecke hinter solchen Untersuchungen. Am Freitag griff Breitbart News das auf. Am Samstag twitterte der Präsident.

Berichte über Untersuchungen in Trumps Umfeld sind bekannt. Zuletzt hatte am 19. Januar, dem Vorabend seiner Amtseinführung, die „New York Times“ ausführlich darüber berichtet. Es wurde damals nicht klar gesagt, ob es etwa neben Untersuchungen von Bankkonten auch Abhöraktionen gab und wen sie betrafen.

Erste Reaktionen schlossen am Samstag nicht aus, dass Trump mit seiner Aufsehen erregenden Aktion von größeren Schwierigkeiten ablenken will, die sich aus nicht geklärten, möglichen Beziehungen seines Wahlkampfteams und nun seiner Regierung zu Russland ergeben.

Große US-Medien wie Washington Post und New York Times erschienen am Samstag mit Titelgeschichten zu Russland und Trump. Trump versucht immer wieder, Themen selber zu setzen und so Berichterstattung zu lenken.

Nicht präsidentiell

Nach seiner Rede an den Kongress am Dienstag hatten viele Medien berichtet, Trump habe sich mit diesem Auftritt als „präsidentiell“ gewandelt präsentiert. Am Samstag hieß es in vielen Kommentaren zu Trumps zorniger Twitter-Serie, sie beweise einmal mehr, dass es nur einen Donald Trump gebe.

In den vergangenen Tagen war Trump auf Twitter eher still gewesen, das endete am Samstag. Am Morgen schloss er seine Twittersalve mit einem Angriff auf Arnold Schwarzenegger ab. Der Hollywood-Star und Ex-Gouverneur hatte am Vortag als Trumps Nachfolger bei der US-Show „The Apprentice“ gekündigt. Trump schrieb, Schwarzenegger sei nicht freiwillig gegangen, sondern wegen schlechter Quoten.

Der Präsident ist über das Wochenende in Mar-a-Lago in Florida. Es ist das vierte Wochenende, das er dort verbringt, seit er Präsident wurde.

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