Vorwurf von Aktivisten: H&M beutet weiter aus

Beschäftigte in der Textilindustrie in Kambodscha, die H&M zuarbeiten, verdienen zu wenig. Die Arbeitsbedingungen sollen miserabel sein.

Ein Schaufenster von H&M

Gut ausgeleuchtetes Schaufenster von H&M in Berlin. Weniger gut ausgeleuchtet sind die Arbeitsbedingungen in der Zuliefererindustrie Foto: dpa

BERLIN taz | Trotz gegenteiliger Absichtserklärungen kauft der Textilhändler H&M Aktivisten zufolge immer noch in Fabriken mit sehr geringen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen ein. Die durchschnittlichen Monatsgehälter (ohne Überstunden) bei drei Zulieferern in Kambodscha hätten 172,51 US-Dollar betragen, teilte die Kampagne für Saubere Kleidung mit. Dabei würden Arbeiter im Branchenschnitt 178 Dollar verdienten. Die Aktivisten haben Betroffene befragt.

Eine andere von H&M beauftragte Fabrik in dem asiatischen Land zahlte demnach Mitte 2015 mehr als die drei Konkurrenten. Da Bestellungen ausgeblieben seien, habe sie die Gehälter jedoch auf 136 Dollar gesenkt, obwohl der Mindestlohn auf 140 Dollar gestiegen sei. Dabei habe H&M Fabrikbesitzern Hilfe versprochen, „Strukturen zu entwickeln, die die Zahlung eines Lohns zum Leben ermöglichen“, sagte Carin Leffler von der Kampagne. „Rechtzeitige Auftragsplanung und stabile Bestellvolumen gehören dazu.“

Der schwedische Konzern hatte 2013 eine Strategie mit dem Ziel gestartet, dass alle wichtigen Zulieferer ihren Arbeitern einen fairen Lohn zahlen, von dem diese leben können. Die von der Kampagne untersuchten Fabriken nehmen an einem Programm dieser Strategie teil und haben dabei laut H&M besonders gut abgeschnitten.

ArbeiterInnen aus drei der vier überprüften Fabriken waren laut den Aktivisten über Kurzzeitarbeitsverträge mit einer Länge von zwei bis sechs Monaten angestellt. Das Arbeitsrecht in Kambodscha sehe aber vor, dass Beschäftigte, die länger als zwei Jahre in derselben Fabrik arbeiten, einen Anspruch auf Festanstellung haben.

Zulieferfirmen sollen ihren ArbeiterInnen einen Lohn zahlen, der zum Leben reicht

Der Kampagne zufolge beklagten ArbeiterInnen auch, dass es keine unabhängige Gewerkschaften gebe. Sie fürchteten Diskriminierung oder die Kündigung, wenn sie eine Arbeitnehmervertretung gründen würden. Außerdem gebe es Berichte über unzureichende Krankentage, eingeschränkte Toilettenpausen und Ohnmachtsanfälle in den Fabriken. Damit hätten die Firmen gegen das kambodschanische Arbeitsrecht, die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und H & Ms Verhaltenskodex verstoßen, kritisierten die Aktivisten.

In einer Stellungnahme für die taz bestritt H&M die Vorwürfe nicht. „Alle unsere Zulieferer müssen unseren strengen Verhaltenskodex unterschreiben und die nationalen Gesetze befolgen“, schrieb eine Sprecherin. „Wir überprüfen regelmäßig durch unangekündigte und angekündigte Besuche, dass unsere Anforderungen erfüllt werden.“ Dabei würden auch Arbeiter und Arbeiterinnen befragt.

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