Waffenlieferant mit Geldnöten: Heckler & Koch droht die Pleite

Laut Wirtschaftsprüfern steht der ohnehin angeschlagene Konzern unter Liquiditätsdruck. Umstrukturierungen seien dringend nötig.

Das Sturmgewehr G36 vor dem Heckler und Koch Logo

Unzuverlässig, vorbestraft und knapp bei Kasse: Heckler & Koch Foto: dpa

BERLIN taz | Es könnte eine gute Nachricht sein: Heckler & Koch, weltweit führender Hersteller von Handfeuerwaffen, eher unzuverlässiger Lieferant von Sturmgewehren und wegen illegaler Waffenexporte verurteilt, droht pleitezugehen. Das meldet unter Berufung auf eine sogenannte Warnpassage im Unternehmensregister die Welt am Sonntag.

Erst im Februar erging im Stuttgarter Landgericht ein bisher einmaliges Urteil: Erstmals wurde ein deutsches Rüstungsunternehmen wegen illegaler Waffenexporte zur Rechenschaft gezogen. Zwei Mitarbeiter wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt, Heckler & Koch, Ausrüster von Polizei und Bundeswehr, musste die 3,7 Millionen Euro, die es aus einem illegalen Waffendeal mit Mexiko eingenommen hatte, an Strafe zahlen.

Jetzt kommen wohl wirtschaftliche Unwägbarkeiten hinzu, nachzulesen im Unternehmensbericht für 2018 unter der Überschrift „Wesentliche Unsicherheit im Zusammenhang mit der Fortführung der Unternehmenstätigkeit“. Die Prüfer weisen vor allem auf das Risiko fehlender Liquidität hin. Die Liquiditätsziele, so heißt es in merkwürdigem Betriebswirtschaftsdeutsch, können „nur erreicht werden, wenn die Produktionsprozesse nachhaltig so verbessert werden, dass die geplanten Ausbringungsmengen bei margenseitig günstigerem Produktmix erreicht werden können“.

Es sind Umstrukturierungen nötig, um auf die notwendige Rendite zu kommen. Oder einfach: Geld muss her. Zur Not Fremdgeld. „Sollte dies nicht gelingen“, heißt es weiter, „bestehen anderweitige Finanzierungsnotwendigkeiten, für die es dann externer Quellen bedarf. Sofern externe Quellen nicht entsprechend in Anspruch genommen werden können, besteht ein bestandsgefährdendes Risiko.“

Insgesamt ist der Konzern schon seit längerer Zeit angeschlagen, nicht nur aufgrund zwielichtiger Deals oder des Ärgers mit dem berüchtigten Sturmgewehr G36, das von der Bundeswehr angeschafft wurde, dann aber wegen mutmaßlicher technischer Mängel von Soldaten kritisiert wurde. Andererseits ist die Konjunkturlage für Waffenexporte weltweit derzeit nachhaltig günstig. So schnell wird die deutsche Waffenindustrie nicht untergehen.

Eine schriftliche Bitte der taz um Stellungnahme – telefonische Anfragen schließt der Konzern aus – ließ der Oberndorfer Konzern bis Redaktionsschluss am Sonntag unbeantwortet.

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