Wahl des neuen Papstes: Quaeremus Papam – wir suchen noch

Es begann mit einem kräftigen Donnerwetter und endete mit schwarzem Rauch. Erstmal. Der erste Tag der Papstwahl ist ohne Ergebnis zu Ende.

Ohren zu und durch. Bild: dpa

ROM taz | Es ist noch nichts entschieden. Schwarzer Rauch stieg auf und die Kardinäle müssen am Mittwoch noch einmal von vorne beginnen. Ein neuer Papst ist noch nicht gefunden.

Es begann mit einem kräftigen Donnerwetter. Mitten in den feierlichen Gottesdienst zum Beginn des Konklave krachte am Dienstagvormittag über Rom ein Gewitter nieder, das mit Wind und einem kalten Regenguss Tausende von Gläubigen durchnässte. Die Menschen, die außerhalb des Petersdoms die Messe auf Großleinwänden verfolgt hatten, flüchteten sich in die Arkaden. Die Kirchenfürsten saßen im Petersdom allerdings warm und trocken. Routiniert feierlich brachten sie die Messe hinter sich und zogen sich dann zum Mittagessen zurück.

Auf ein ähnlich direktes Eingreifen des Himmels hoffen die Kardinäle ab dem Nachmittag: Beim feierlichen Umzug in die Sixtinische Kapelle singen sie „Komm, heiliger Geist“, der bei der Auswahl des neuen Oberhirten helfen soll. Am Nachmittag beginnt der erste Wahlgang, um den 307. Papst der katholischen Christenheit zu bestimmen. Wie lange das Konklave dauern wird, ist völlig offen. Die italienischen Zeitungen, durch Indiskretionen vor allem der italienischen Bischöfe gefüttert und deshalb gut informiert, sagen mal eine kurze und mal eine quälend lange Wahl voraus.

Auf welchen Mitbruder sich die Kardinäle am Ende als ihren zukünftigen Chef einigen werden, ist ebenso ungewiss. Mitentscheidend wird sein, ob sich der Block aus italienischen und Kurienkardinälen mit einem Italo-Kandidaten im Hauruck-Verfahren durchsetzen kann. Die letzten Gerüchte gehen ansonsten von einem Zweikampf zwischen dem Mailänder Erzbischof Angelo Scola und dem Brasilianer Odilo Scherer aus Sao Paolo aus. Für Scola sprechen seine Erfahrung als Chef eines der größten Bistümer der Welt und seine guten Verbindungen in den Vatikan und die Politik – er galt lange als Mann Berlusconis.

Scherer dagegen kennt auch Rom aus langen Dienstjahren in der strategisch wichtigen Bischofskongregation, hat aber seine ebenfalls riesige Heimatdiözese gut im Griff – ein Umstand, auf den die Kardinäle derzeit genau achten. Der deutschstämmige Scherer ist konservativ, hält aber auch Kontakt zu den Armen und seine schützende Hand über Basiskirchen und Befreiungstheologen.

"Der Papst darf kein Yankee sein"

Das Angebot an potenziellen Päpsten ist aber noch viel größer. Etwa zehn bis 15 Purpurträger rechnen sich Chancen auf den Führungsjob aus, meinen Insider. Der Ghanaer Peter Turkson gilt manchen nach anfänglicher Begeisterung als zu konservativ und zu islamkritisch; die Bischöfe von Boston und New York, Sean O´Meally und Timothy Dolan, gelten als gute Sanierer und zugewandte Seelsorger – doch der Papst „kann kein Yankee sein“, heißt es, weil er für die Gläubigen in Lateinamerika und die arabische Welt ein rotes Tuch wäre.

Der ehemalige Staatssekretär des Vatikan, Tarcisio Bertone, habe schon vor Monaten geprahlt, er habe 50 Stimmen sicher, berichten Vatikankenner. Doch jetzt ist sein Stern gesunken, weil er für die Selbstblockade der Kurie verantwortlich gemacht wird. Der Kanadier Marc Ouellet, ein früher Favorit, ist gut vernetzt, weder Italiener noch US-Bürger und hat sich bisher bedeckt gehalten – drei gute Qualifikationen, um vielleicht als Kompromisskandidat aus dem Kelch gezaubert zu werden, wenn sich die anderen Fraktionen gegenseitig blockieren.

„Können Sie uns nicht jemanden backen“, seufzte ein gut vernetzter Priester, „der die Durchsetzungskraft der Amerikaner mit dem Insiderwissen der Italiener und der theologische Brillanz mit Weltoffenheit vereint?“ Die Spekulationen über Namen verdecken, dass die Kardinäle vor wichtigen strukturellen Entscheidungen stehen: Wer kann die Vatikanverwaltung reformieren? Wieviele Rechte bekommen die Ortskirchen, gibt es eine Abkehr vom absoluten römischen Zentralismus? Und: Welcher Papst könnte das Vertrauen von Gläubigen und Öffentlichkeit nach den Missbrauchsskandalen zurückgewinnen?

Fragen, deren Antworten erst nach der Wahl erwartet werden. Wenn überhaupt.

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