Wahl in Brandenburg: Grüne Serie

Zum zweiten Mal in Folge ziehen die Grünen in den Landtag ein. Sie können laut Hochrechnungen sogar leicht zulegen – und bleiben doch in der Opposition.

Jetzt können sie optimistischer dreinblicken: die beiden grünen SpitzenkandidatInnen, hier noch vor der Wahl. Bild: dpa

6,5. Zwei Ziffern nur und ein Prozentzeichen sind es, die um Punkt 18 Uhr im Hafthorn für Jubel bei Dutzenden Menschen sorgen, von denen viele ein grünes T-Shirt tragen. Es ist die ARD-Prognose für den Ausgang der brandenburgischen Landtagswahl, die im Innenhof der Szenekneipe in der Potsdamer Innenstadt auf einem meterbreiten Bildschirm zu sehen ist. Es müsste schon viel schiefgehen, damit das nicht reicht für die Grünen.

Spitzenkandidatin Ute Nonnemacher hält hier bei der Wahlparty die Stellung, sie ist eines der fünf bisherigen Grünen-Parlamentsmitglieder. „Super“, brüllt die Landesparteichefin neben ihr, fällt ihr um den Hals und erdrückt die schmale Nonnenmacher schier. Die steckt das gerne weg: 6,5 Prozent sind deutlich mehr, als die jüngsten Umfragen den Grünen gegeben haben.

Eine Stunde zuvor ist Axel Vogel, Nonnemachers Ko-Spitzenkandidat und bisheriger Grünen-Fraktionschef, in den kaum 800 Meter entfernten Landtag im neuen Schloss gekommen, im Schlepptau die Bundesvorsitzende der Partei, Simone Peter. Wie alle Spitzenpolitiker kennt er zu diesem Zeitpunkt schon Trends aus den exit polls, den Befragungen direkt am Wahllokal. Die reichen zu diesem Zeitpunkt, um im Landtag zu bleiben. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Vogels Lächeln alles andere als gezwungen aussieht. „Könnte aber noch ein bisschen mehr werden“, sagt der Fraktionschef.

Vielleicht ist es ja doch die Wahlkampfhilfe aus Berlin gewesen, die die letzten Stimmen und Zehntel gebracht hat. Die Parteifreunde aus dem dortigen Abgeordnetenhaus hatten vor einer Woche nach ihrer Fraktionsklausur in Beetz nordwestlich von Berlin Plakate gehängt und Stimmung gegen rechts zu machen versucht. Auch darüber hinaus hätten die Berliner Grünen ihre Parteifreunde stark unterstützt, unter anderem mit einem Tourbus, lobt der brandenburgische Landesvorstand im Hafthorn.

Ergebnisse wie die 17,8 Prozent bei der Berliner Parlamentswahl 2011 sind zwar weiter Lichtjahre weg, doch die waren ohnehin nicht der Maßstab: Immerhin waren die Brandenburger Grünen erst bei der vergangenen Wahl nach 15 Jahren Landtagspause wieder ins Parlament gekommen, als kleinste Fraktion mit 5 von 88 Sitzen. Und die Umfragen vor der Wahl fielen nicht so aus, dass sich Vogel, Nonnemacher und ihre Parteifreunde sicher sein konnten, dass es wieder reicht.

„Da war viel von einer Zitterpartie zu hören“, sagt Nonnemacher, nun habe man beide Wahlziele erreicht: wieder in den Landtag zu kommen, und das gestärkt zu tun. Sie selbst will das alles eher gelassen gesehen haben: Wenn man wie sie 26 Jahre als Ärztin im Rettungswagen existenzielle Situationen zwischen Leben und Tod erlebt habe, dann lerne man, die Dinge zu relativieren.

Kurz darauf hat sich der Gang zur Wahlparty für die Anhänger nicht nur wegen des Verbleibs im Landtag gelohnt, wo die Grünen voraussichtlich sechs Sitze haben werden. Denn zur zweiten Hochrechnung, als die ARD die Partei mit weiter klar über 6 Prozent als „sicher drin“ bezeichnet“, tritt ein schmaler Mann mit Bart ans Mikro, wird als Schatzmeister vorgestellt und hat eine wichtige Mitteilung zu machen: Angesichts des Ergebnisses gelte nun eine halbe Stunde „open bar“. Woanders hieße das Freibier, aber das wäre hier wohl zu prollig. In jedem Fall steht bald eine Menschenschlange durchs halbe Lokal.

Wahlberichte SEITE 2, 3
Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.