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Wahl in der ElfenbeinküsteDer alte und neue Präsident heißt Alassane Ouattara

In der Elfenbeinküste wurde Präsident Ouattara mit knapp 90 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Es ist die vierte Amtszeit für den 83-Jährigen.

Abidjan, Elfenbeinküste, 27. Oktober: Anhänger von Alassane Ouattara feiern den Wahlsieg Foto: Yvan Sonh/Xinhua/imago
Helena Kreiensiek

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Helena Kreiensiek aus Abidjan

Eine Visagistin eilt auf die Bühne. Mit einem letzten Tupfer Puder nimmt sie dem Präsidenten der ivorischen Wahlkommission CEI, Ibrahim Kuibiert Coulibaly, und CEI-Pressesprecher Émile Ébrottie den letzten Glanz von der Stirn. Noch ein prüfender Blick in die Kamera, dann wenden sich die beiden den wartenden Journalistinnen und Journalisten zu.

Was Coulibaly zu sagen hat, überrascht niemanden: Alassane Ouattara, seit 2011 Präsident der Elfenbeinküste, wird ein viertes Mal das Land an der Westküste Afrikas leiten.

Mit 89,77 Prozent ist der 83-Jährige nach den vorläufigen Ergebnissen der CEI bei den Präsidentschaftswahlen am 25. Oktober in der Elfenbeinküste wiedergewählt worden. „Eine historische Volksabstimmung!“, feierte die Regierungspartei RHDP den Sieg Ouattaras, die Elfenbeinküste habe sich für Kontinuität und Entwicklung entschieden.

Der Zweitplatzierte, Jean-Louis Billon, folgt weit abgeschlagen mit 3,09 Prozent. Es ist ein eindeutiges Ergebnis – und dennoch kein Mandat, das auf breiter Unterstützung basiert. 8,7 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Lediglich 50 Prozent davon suchten jedoch am Samstag ein Wahlbüro auf.

2010 noch in der Erinnerung

„Für die Elfenbeinküste ist das eine gute Beteiligung“, sagt Georges Ibrahim Toungara von der „Fondation pour la Démocratie et le Développement“ (FDD). Die ivorische Stiftung setzt sich für politische Bildung ein und hatte am Samstag auch Wahlbeobachtungen durchgeführt.

Lediglich 2010 lag die Wahlbeteiligung bei mehr als 80 Prozent, berichtet Toungara. Das Jahr, in dem Alassane Ouattara erstmals gewählt wurde und der amtierende Präsident Laurent Gbagbo seinen Machtverlust monatelang mit Gewalt zu verhindern versuchte. Mehr als 3.000 Menschen starben im Zuge der Ausschreitungen, über Monate herrschten auch in der Wirtschaftsmetropole Abidjan bürgerkriegsähnliche Zustände.

Die Explosionskraft der Wahlen von 2010 ist bis heute unvergessen. Viele Menschen verließen am Wahltag kaum ihr Viertel, manche blieben ganz zu Hause. In den Straßen Abidjans herrschte ungewohnte Leere. Auch wenn es diesmal ruhig blieb, war die Vorsicht am Samstag spürbar. Seither schwanke die Wahlbeteiligung in der Regel zwischen 30 und 40 Prozent, ergänzt Toungara.

Während im Norden, der Hochburg Alassane Ouattaras, eine starke Beteiligung stattfand, blieben im Westen und im Zentrum des Landes die Wahlbüros leer. Beide Regionen sind den Parteien der Politiker Laurent Gbagbo und Tidjane Thiam treu. Die Oppositionspolitiker waren in einer umstrittenen Entscheidung von der Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen ausgeschlossen worden und hatten dazu aufgerufen.

Ruhe am Wahltag

Angesichts dessen blieb es am Wahltag selbst verhältnismäßig ruhig. Abgesehen von Verzögerungen bei der Öffnung von Wahllokalen habe es in einigen Ortschaften Versuche gegeben, Wahlmaterial zu zerstören.

Die ivorische Menschenrechtskommission CNDH bezifferte am Montag die Zahl der Toten auf sechs in der gesamten Wahlperiode. Eine vergleichsweise niedrige Zahl. Entsprechend erleichtert zeigte sich CNDH-Präsidentin Namizata Sangaré bei einer Pressekonferenz, dass die Wahlen weitestgehend gut verlaufen waren.

Oppositionspolitiker Jean-Louis Billon gratulierte Präsident Ouattara bereits am Sonntag zu seinem eindeutigen Wahlsieg, auch Gegenkandidatin Simone Ehivet Gbagbot schloss sich den Glückwünschen nach der Verkündung der Ergebnisse an. Des Weiteren hatten der ehemalige Regierungssprecher Ahoua Don Mello und die Ex-Familienministerin Henriette Lagou kandidiert.

Die Resultate werden nun an das ivorische Verfassungsgericht übermittelt. Dieses hat fünf Tage Zeit, um die Ergebnisse zu überprüfen und zu bestätigen. Es ist nicht davon auszugehen, dass es zu einer Anfechtung kommt.

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