Wahlkampf im Saarland: Die Saar-Piraten sortieren sich

Mit Neuwahlen im Saarland hatten die Piraten nicht gerechnet. Nun haben sie die Chance, ins Landesparlament einzuziehen und beginnen einen hektischen Wahlkampf.

Etwas chaotisch aber mit guten Chancen: Die Politik der Piraten. Bild: dpa

BERLIN taz | "Es ist ein heilloses Chaos ausgebrochen", sagt Thomas Brück offen. "Aber wir Piraten sind ja dann am effektivsten und kreativsten." Die überraschenden Neuwahlen Ende März bereiten dem zweiten Vorsitzenden der Saarpiraten reichlich Kopfschmerzen. Eigentlich sollten zum Jahresbeginn mehrere Kreisverbände gegründet werden, eine Werbetour durch das kleine Bundesland war geplant. Jetzt kommt noch der Wahlkampf dazu: Es muss ein Programm formuliert, Wahlwerbung konzipiert und Unterschriften gesammelt werden, damit die Partei antreten darf.

Vor zwei Wochen hatte Brück noch gesagt, vorgezogene Landtagswahlen würden eine "kleine Katastrophe" für die Piraten sein. Die Planung sei auf eine Bundestagswahl 2013 und eine Landtagswahl 2014 ausgerichtet. Anfang Januar war die Koalition aus CDU, FDP und Grüne kollabiert, und es sah so aus, als würden sich CDU und SPD auf eine große Koalition einigen. Kurz darauf scheiterten die Verhandlungen.

Nun ist also die "kleine Katastrophe" da, und bei den Piraten geht es hektisch zu. Schon an diesem Wochenende soll eine Landesliste aufgestellt werden - erst danach dürfen die 900 Unterschriften für die Zulassung zur Wahl gesammelt werden. Außerdem soll in wenigen Wochen das Wahlprogramm stehen. Ein Vollprogramm soll es sein, das zu allen Themen Stellung nimmt, die auch die anderen Parteien ansprechen.

Doch die Partei improvisiert gekonnt: Die Kreisverbandsgründungen werden kurzerhand zu Wahlkampfveranstaltungen, die Werbetour zur Wahlkampftour. Landtagswahl_2012/Wahlkampf/Unterbringung_von_Wahlkampfhelfern:Eine Bettenbörse ist eingerichtet, um angereiste Unterstützer aufzunehmen, die Piraten aus NRW haben ihnen Termine/Vorstandssitzungen/2012-01-27#Budgets:10.000 Euro geliehen und auch die Luxemburger Piraten wollen mithelfen: An der Grenze werden sie deutsche Tanktouristen um Unterschriften bitten. Kernstück des Wahlkampfs werden 150.000 Broschüren, die an Haushalte verteilt werden. Die Gelder dafür sammelten die Piraten in wenigen Tagen online: Mehr als 300 Leute versprachen je 15 Euro.

In den Umfragen bekommt die Piratenpartei im Saarland vier bis fünf Prozent der Stimmen - es wird also knapp. Die Berliner Wahl im Oktober, bei der die Piraten überraschend 9 Prozent der Stimmen holten, sorgte auch im Saarland für Aufsehen. Die Mitgliederzahl hat sich seitdem auf knapp 300 vervierfacht. Doch an einen solchen Triumph glaubt Brück nicht: "Wir schaffen das, aber ich glaube nicht, dass wir deutlich über 5 Prozent kommen". Viele Teile des Saarlands seien zu ländlich, um mit Netzthemen punkten zu können.

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