Wahlkampf in den USA: Hillarys Ein-Dollar-Hölle

Sanders hat großen Erfolg mit kleinen Spenden. Clinton eher kleinen Erfolg mit großen. Nun wollte sie Sanders kopieren. Das ging voll daneben.

ein Dollarschein, auf dem George Washington die Hände über dem Kopf zusammenschlägt

So fühlt sich Hillary Clinton zur Zeit Foto: reuters

WASHINGTON taz | Die Sache mit dem Geld bekommt Hillary Clinton einfach nicht so richtig in den Griff. Ganz im Gegensatz zu Bernie Sanders. Ihr Konkurrent um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten lehnt das große Geld ab. Er hat keine Super-PACs – also keine Organisationen, die unbegrenzt Geld annehmen können, solange sie nicht direkt mit einer Wahlkampagne eines Kandidaten verbunden sind. Und Sanders ist Meister darin, Kleinspenden einzusammeln.

Das baut er regelmäßig in seine Reden ein. 27 Dollar ist dabei die magische Zahl. Das ist der Durchschnittsbetrag, den mittlerweile mehr als drei Millionen individuelle Unterstützer seiner Kampagne haben zukommen lassen. Wenn Sanders auf der Bühne steht und diese Geschichte erzählt, ertönen die 27 Dollar in einem lauten Crescendo aus dem Publikum.

Clinton sieht dagegen nicht gut aus. Ihr Kampagne profitiert von vielen Großspendern, kein anderer Kandidat hat in diesem Präsidentschaftswahlkampf mehr Geld eingesammelt als sie. Über 163 Millionen Dollar hat sie laut New York Times in ihrer Kriegskasse – gewonnen hat sie dadurch jedoch noch nichts. Bei der Vorwahl in New Hampshire wurde sie vernichtend von Sanders geschlagen. Clinton versucht nun, auch ihre Kampagne als ein von vielen Menschen getragene zu inszenieren.

Aber das mit der Inszenierung hapert dieser Tage und jeder Stolperer wird gnadenlos für Spott genutzt. Nach ihrer Niederlage in New Hampshire schrieb das Clinton-Team eine Mail, in der um einen Dollar als Spende gebeten wurde: “I’m not kidding, Maddi, I’m asking you to give 1 $ right this second. Can you chip in?“, heißt es darin (“Ich mache keine Scherze, ich bitte dich, jetzt ein Dollar zu spenden. Kannst du aushelfen?“.

Das Internet hilft aus – mit dem Hashtag #Imnotkiddingmaddi. Denn viele nehmen Clinton das nicht ab. „Ich mache keine Scherze wenn ich sage, dass #Imnotkiddingmaddi sehr effektiv alle unentschiedenen Wähler zwischen 18 und 30 zu @BernieSanders treiben wird“, twittert Winnie Wong.

Die Kreativität der Memes ist grenzenlos: Clinton vor der Karte eines Dollar-Menüs mit Chicken McNuggets für einen Dollar, die Zeile: “Spendet einen Dollar um meinen Spendendurchschnitt zu senken, damit es nicht so aussieht, als sei ich gekauft“ oder ein Foto von Clinton und Madeleine Albright und darunter: “Wenn du den Dollar nicht schickst Maddi, kommst du in die Hölle“ – eine Referenz auf Albrights Aussage, Frauen, die andere Frauen nicht unterstützten, kämen in die Hölle. Clintons Hölle hat früh in diesem Vorwahlkampf einen Namen: Glaubwürdigkeitsproblem.

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