Waldbrände in Griechenland: Feuerhölle Hellas
Wegen Gluthitze, extremer Dürre und starker Winde brennen vielerorts die griechischen Wälder. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz, nun soll die EU helfen.

„Die staatlichen Behörden haben einen gigantischen Kampf geführt“, schreibt der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis am Sonntag auf Facebook. An die Betroffenen der Brände gerichtet fügt er hinzu: „Wir stehen an der Seite derer, deren Eigentum zerstört worden ist.“
Doch erst einmal gilt es, gegen die Feuersbrunst in vielen Teilen Griechenlands vorzugehen. Hellas' Kräfte reichen dafür offenkundig nicht mehr aus. Nun hat Athen die Europäische Union um Hilfe gebeten. Insbesondere Löschflugzeuge sollen den Griechen im Kampf gegen die Feuer unterstützen.
Am schwierigsten gestaltete sich die Lage auf der Insel Kythira, die südlich der Halbinsel Peloponnes liegt. Dort waren am Sonntag fünf Flugzeuge im Einsatz. Die Einwohner von Kythira baten aus Angst vor einer Ausweitung der Feuerwalze indes um Verstärkung. Viele Inselbewohner nehmen selber an der Brandbekämpfung teil, um ihre Häuser und sonstiges Eigentum vor den Flammen zu retten – bis an den Rand der Erschöpfung.
„Albtraumhafte Zustände“
Der Bürgermeister von Kythera, Efstratios Zarchalakis, erlitt am Samstagabend einen Ohnmachtsanfall während der Koordinierung des Einsatzes zur Löschung des Brandes auf der Insel. Er wurde sofort in das Athener Krankenhaus Evangelismos gebracht, unterzog sich dort einer Reihe medizinischer Untersuchungen und wurde anschließend in eine kardiologische Klinik eingeliefert.
Andernorts entspannte sich die Lage an der hellenischen Feuerfront am Sonntag in der Früh wieder. Zuvor hatte sich der Samstag dramatisch entwickelt. Griechische Medien sprachen von „albtraumhaften Zuständen“.
Am Sonntag kämpfte die griechische Feuerwehr noch gegen vereinzelte Brandherde im Ort Pissona auf der Halbinsel Euböa, Molos in der Region Lakonien (Peloponnes) sowie Aetos in der Region Messenien (Peloponnes), ebenso in den Außenbezirken der westkretischen Stadt Chania, einer der Tourismushochburgen Griechenlands. Dort hat die Feuerwalze eine gewaltige Zerstörung hinterlassen.
Ein Trend der letzten Jahre
Häuser, Bienenstöcke, Vieh und eine Kirche fielen dem Feuer zum Opfer. Verbrannte Erde, zerstörte Häuser, beschädigte Autos: Dieses Bild bot sich dem Beobachter nach einem Waldbrand im attischen Kryoneri. Die Ortschaft liegt nur 20 Kilometer nordöstlich der Athener Innenstadt.
Auffällig ist die hohe Anzahl an Waldbränden, die binnen kürzester Zeit ihren Anfang nahmen. Am Sonntag waren innerhalb von 24 Stunden in ganz Griechenland 52 Brände ausgebrochen. 10.282 Hektar wurden in diesem Jahr bereits durch die Flammen zerstört, wie das Europäischen Waldbrandinformationssystem (Effis) erfasst. Die Effis-Datenbank zählt nur Waldbrände, die eine Fläche von mindestens 30 Hektar betreffen. Unzählige kleinere Waldbrände bleiben unberücksichtigt.
Griechenland ist seit einigen Jahren verheerende Waldbrände gewöhnt. 2021 brannten 85 Großbrände 130.744 Hektar nieder. Es folgten 22.480 Hektar im Jahr 2022, 174.773 Hektar im Jahr 2023 und 41.948 Hektar im Jahr 2024. Unter dem Strich belief sich die zwischen 2021 und 2024 verbrannte Fläche auf enorme 369.945 Hektar. Das entspricht 3.699 Quadratkilometern oder der Gesamtfläche der drei Bundesländer Saarland, Hamburg und Bremen.
Und es geht weiter. Für Montag, den 28. Juli, hat die griechische Feuerwehr für die Regionen Attika (Großraum Athen), Westgriechenland, Peloponnes, Mittelgriechenland, Thessalien sowie Kreta erneut ein sehr hohes Brandrisiko der zweithöchsten Risikokategorie 4 vorhergesagt.
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