Waldzustandsbericht 2017: Eichen sind ganz schön empfindlich

Der Waldzustandswbericht 2017 zeigt: Dem Berliner Wald geht es gar nicht so schlecht. Aber es fehlt ihm noch an Diversity.

Sieht nicht so gut aus – aber das war „Xavier“ Foto: dpa

In den 80ern sah es so aus, als werde der Deutschen liebste Vegetationsform eingehen wie eine Primel. Am Ende fiel dasWaldsterben aus – und eigentlich geht es dem Berliner Wald heute ganz gut, wie Umweltsenatorin Regine Günther am Donnerstag bei der Vorstellung des Waldzustandberichts 2017 unterstrich. Eigentlich, denn die positive Entwicklung hat einen Dämpfer erlitten – nicht nur durch Sturm „Xavier“.

Allein der riss innerhalb weniger Stunden mindestens 46.000 Bäume in den Tod, vor allem im Tegeler Forst, in Spandau und im Bereich Dreilinden. Mittlerweile sind laut Günther die wichtigsten Wege wieder begehbar, „trotzdem ist noch Vorsicht geboten“.

Und doch: „Im Prinzip ist der Berliner Wald in keinem schlechten gesundheitlichen Zustand“, so die Senatorin. Allerdings haben sich die heißen, trockenen Sommer 2015 und 2016 sichtlich auf die Baumgesundheit ausgewirkt: Gerade beim wichtigsten Laubbaum, der Eiche, ist der Anteil von Exemplaren mit deutlichen Schäden (Stufen 2–4 auf einer Skala von 0 bis 4) von 21 auf 34 Prozent gestiegen, der Anteil von Bäumen ohne jede Schädigung (Schadstufe 0) von 37 auf 22 Prozent gefallen.

Dazu muss man sagen: Die schadensfreien Bestände waren in den vergangenen drei Jahren so groß wie lange nicht. Noch 2004 hatten die Experten der Berliner Forsten nur 1 Prozent vollkommen gesunde Eichen registriert.

Weniger Probleme hatte Berlins mit Abstand häufigste Baumart, die Kiefer – mit 37 Prozent (minus 4 Prozentpunkte) völlig gesunden und 8 Prozent (plus 2 Prozentpunkte) deutlich geschädigten Exemplaren. Damit steht sie leicht besser dar als der Durchschnitt aller Baumarten.

„Laubbäume kriegen schneller die Kurve“

Wie der Leiter der Berliner Forsten, Elmar Lakenberg, erklärte, liegt der Unterschied zwischen dem Schädigungsgrad der Baumarten in deren Reaktionsgeschwindigkeit. Als Laubbaum verliere eine Eiche am Ende jeder Vegetationsperiode alle Blätter, beim Nadelbaum Kiefer ziehe sich der Erneuerungsprozess über Jahre hin. „Bei Trockenstress wirft die Kiefer nur die älteren Nadeljahrgänge ab“, die Kronen lichten sich nicht so schnell. „Die Laubbäume reagieren heftiger, kriegen aber auch schneller die Kurve.“

Deshalb, so Lakenberg, sei es kein Widerspruch, dass Berlin seit 2012 mit dem „Mischwaldprogramm“ den Laubbaumanteil in den immer noch von Kiefern-Monokulturen geprägten Forsten erhöhe. Mehr Vielfalt bedeute mehr Resistenz, da negative Einflüsse nie alle Baumarten gleich stark träfen. Und: „Die kahlen Laubbäume im Winter lassen mehr Niederschläge zum Boden – das bedeutet eine erhöhte Grundwasserbildung.“ So könne die im Zuge des Klimawandels zunehmende Trockenheit kompensiert werden.

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