Web-Kurzfilm-Serie : Bei Anruf Dope

Die Serie „High Maintenance“ über einen Drogenkurier in New York liefert ein Panorama des urbanen Mittelstands. Und die Darsteller haben Talent.

Der Dealer und seine Kundin im Gespräch. Tabelle: High Maintenance/VImeo.com

Die USA sind offensichtlich vollkommen breit, stoned und absolut bekifft. Erst legalisieren die Bundesstaaten Colorado und Washington Gras, und jetzt feiert das Feuilleton des Landes „High Maintenance“. Vom New Yorker bis USA Today, die Kulturjournalisten sind begeistert von der ausschließlich fürs Internet produzierten Kurzfilm-Serie über Gras, noch mal Gras und jede Menge skurrile Gestalten.

Im Mittelpunkt der Serie steht „The Guy“: Ein junger Mann, der sich für den überaus ehrbaren Beruf des Drogenkuriers entschieden hat. Sympathisch mit Bart, Rennrad und einem Smartphone im Dauereinsatz, kann er als der Prototyp des männlichen New Yorker Hipsters gelten. Ein Anruf, und er liefert sein Dope nach Hause. Jede Episode von „High Maintenance“ ist ein kleiner Snack für sich.

Die Folgen sind kurz, zwischen fünf und zwölf Minuten lang, und erzählen jeweils eine in sich abgeschlossene Geschichte. Schaut man sich die einzelnen Episoden dann am Stück an, entsteht so etwas wie ein Panorama des New Yorker Mittelstands.

Denn die Haushalte die „The Guy“ beliefert, sind so unterschiedlich wie seine Gras-Sorten. Da gibt es solche, die eher zum Nachdenken anregen und andere die einen zum Lachen bringen. Zwei Beispiele? In der Folge „Olivia“ wird der „Guy“ angerufen und auf dem Bildschirm seines Smartphones prangt „Assholes“.

„Arschlöcher“

Und so kommt’s dann auch: Ein überaus anstrengendes Künstlerpärchen will Gras, sofort und auf der Stelle – und hat dann kein Geld zum Bezahlen. Nebenher ziehen sie über ihre Familie, Freunde und Kollegen her, dass man bei so viel unterhaltsamer Bösartigkeit am Ende auch nur noch denken kann: „Arschlöcher“.

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In der Episode „Jonathan“ geht es dagegen um einen Comedian, dessen Show mit Schusswaffen überfallen wurde. Seinen Beruf übt er zwar weiter aus, er bringt einen Gag nach dem anderen, aber genauso wie um Humor geht es in dieser Folge um ein Leben mit Trauma und Schmerz.

Bekannte Schauspieler sind Mangelware

Gespielt wird Jonathan übrigens von Hannibal Buress, der auch im echten Leben ein erfolgreicher US-Comedian ist und kürzlich sich und seine Gags in der David-Letterman-Show zum Besten gab. Ansonsten sind bekannte Schauspieler Mangelware in dieser Web-Serie.

Das tut der künstlerischen Qualität nicht den geringsten Abbruch. Die Darsteller mögen nicht groß bekannt sein, aber sie haben jede Menge Talent. So wie Hauptdarsteller Ben Sinclair, der dem „Guy“ seinen liebenswerten, lustigen und auch einmal ungehaltenen Charakter gibt. Gemeinsam mit seiner Frau Katja Blichfeld hat er „High Maintenance“ entwickelt.

Bis zum Erfolg mit ihrer Serie trat das Paar, das im New Yorker Stadtteil Brooklyn lebt, in der Unterhaltungsindustrie eher unter ferner liefen auf: Blichfelds Name erscheint im Abspann von ein paar Filmen und Serien als Casting-Beauftragte, die bekannteste davon ist „30 Rock“; Sinclair hatte ein paar Nebenrollen. 13 Folgen sind bisher kostenlos von „High Maintenance“ auf Vimeo zu sehen. Jetzt will das Videoportal in die Serie investieren. Die entstehenden sechs Folgen gibt es dann nur noch gegen Bezahlung.

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