Wegen Epstein-Skandal: Britischer Botschafter Peter Mandelson entlassen
Der britische Botschafter in Washington wurde entlassen. Er hat Sexualstraftäter Jeffrey Epstein unterstützt – und weitere pikante Karrieremomente.

„You are my best pal“ – „Du bist mein bester Kumpel“. So schmeichelte Peter Mandelson, der britische Botschafter in Washington, 2003 dem US-amerikanischen Investmentbanker und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Am Donnerstag wurde der Botschafter gefeuert.
Das 238-seitige Buch, in dem Mandelson diese Worte handschriftlich notiert hatte, war eine Kollage zum 50. Geburtstag von Epstein. Im gleichen Buch gibt es angeblich einen Eintrag von Donald Trump.
Aber es waren nicht diese Worte, die Mandelsons Karriere als britischer Vertreter in Washington am Donnerstagmorgen beendeten, sondern E-Mails an Epstein aus dem Jahr 2008. Mandelson soll sie trotz Epsteins erster Verurteilung wegen zweifacher Prostitution von Minderjährigen geschrieben haben. Der nun Gefeuerte riet Epstein darin, sich für eine frühe Entlassung aus dem Gefängnis einzusetzen. „Deine Freunde bleiben bei Dir und lieben Dich“, schrieb Mandelson. Der Brite setzte sich immer wieder für Epstein ein, 2002 wollte er, dass der damalige Premierminister Tony Blair in treffe.
Der heute 71-jährige Lord wurde einst als „Prince of Darkness“ – „Fürst der Finsterniss“ – und „Spindoctor“ bezeichnet: für die Blair- und Gordon-Brown-Regierung in Ministerämtern sowie als Kommunikationschef für den Ex-Labourchef Neil Kinnock. Er gilt als guter Manipulator und Mitarchitekt der New Labour Era.
Was ihm noch vorgeworfen wurde
Mandelson, der in London aufwuchs und in Oxford studiert hatte, wurde 1992 in der nordostenglischen damaligen Labourhochburg Hartlepool als Abgeordneter aufgestellt. 1997 wurde er Minister ohne Aufgaben und Staatssekretär für Handel und Industrie. Schon bald verlor er diese Position aufgrund eines nicht deklarierten zinsfreien Immobiliendarlehens eines Kabinettsmitglieds.
Bereits neun Monate später machte ihn Blair zum Nordirlandminister. Doch nachdem Mandelson beschuldigt wurde, die Staatsbürgerschaftsanerkennung eines indischen Millionärs und seiner Brüder beeinflusst zu haben, wurde er wieder suspendiert. Eine spätere Untersuchung erwies jedoch Mandelsons Unschuld.
2004, nachdem er nicht mehr im Unterhaus saß, wurde er britischer Handelskommissar in der Europäischen Kommission. Vier Jahre später als Lord des britischen Oberhauses ernannt, machte ihn Gordon Brown zum Handelsminister. Nachdem 2010 die Konservativen an die Macht kamen und verschiedenen Rollen in der Finanzwelt setzte er sich 2016 für den britischen Verbleib in der EU ein. Später wurde er Berater Keir Starmers.
Als Donald Trump zum zweiten Mal US-Präsident wurde, ernannte Keir Starmer Mandelson zum US-Botschafter. Mandelson profilierte sich, indem er herzliche Beziehungen zur Trump-Regierung aufbaute, was zu einem US-britischen Handelsabkommen führte, und zu besseren Einfuhrtarifen als für die meisten anderen Staaten.
Noch am Mittwoch versicherte Keir Starmer auf die Frage der Oppositionsvorsitzenden Kemi Badenoch, dass er volles Vertrauen in Mandelson hätte. Der Botschafter sei den üblichen Prüfungen und Untersuchungen für dieses Amt unterstellt worden. Doch bereits einen Tag später hatte er Mandelson den Laufpass gegeben, aufgrund – so hieß es offiziell – neuer Informationen.
Starmer versucht gerade, seine Glaubwürdigkeit nach dem Sturz seiner Stellvertreterin Angela Rayner zu rehabilitieren. Die konservative Oppositionsführerin Badenoch fordert nun eine Untersuchung: Wieso wurde Mandelsons überhaupt eingestellt? Was wusste man über ihn?
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