Weltbevölkerung: Mensch Nr. 7.000.000.000 geboren

Auf den Philippinen wurde symbolisch der siebenmilliardste Erdenbürger gekürt. Vor 12 Jahren wurde der Sechstmilliardeste von der UN groß gefeiert - er lebt heute in Armut.

Der siebenmilliardste Mensch: Danica Camacho aus Manila. Bild: dpa

MANILA dapd/dpa | Die Weltbevölkerung hat in der Nacht zum Montag die Marke von sieben Milliarden überschritten. Das haben Experten der Vereinten Nationen (UN) errechnet.

Auf den Philippinen wurde das neugeborene Mädchen Danica Galura in einem Kreißsaal in Manila symbolisch gekürt. Danica hat den Titel allerdings nicht exklusiv, auch in anderen Ländern wurden Babys in ähnlicher Weise gefeiert.

Da die exakte Zuordnung einer Geburt kaum möglich ist, hatten die Vereinten Nationen einen "Tag der sieben Milliarden" ausgerufen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Regierungen in aller Welt auf, sich den Herausforderungen des Bevölkerungswachstums zu stellen. Notwendig seien eine nachhaltige Politik, städtebauliche Entwicklung und Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Derzeit wächst die Erde jährlich um 80 Millionen Menschen - das entspricht der Einwohnerzahl Deutschlands, mit Rang 16 in der Bevölkerungsstatistik. In der Bundesrepublik selbst nimmt die Zahl der Einwohner aber weiter ab; in den nächsten 50 Jahren soll Deutschland mehr als ein Fünftel verlieren. Andere Länder wachsen rasant, vor allem in Afrika, aber auch Afghanistan und der Irak. Und Indien soll in gut zehn Jahren China überholen und dann das bevölkerungsreichste Land sein.

Plusminus 350 Millionen

Die Vereinten gehen davon aus, dass in 14 Jahren die achte Milliarde registriert wird und 2050 etwa 9,2 Milliarden Menschen auf der Welt leben werden. Etwas später wird die Weltbevölkerung zum ersten Mal schrumpfen. Die Experten streiten aber noch, ob die Auswirkungen noch in diesem Jahrhundert oder erst zum Anfang des 22. Jahrhunderts spürbar sein werden. Unklar ist auch, ob die Menschheit jemals die Zahl zehn Milliarden erreichen wird oder schon vorher den Knick nach unten macht.

Wie viele Menschen genau auf der Erde leben, ist indes unklar, da die meisten Länder nicht über ernstzunehmende Bevölkerungsstatistiken verfügen. Die UN-Zahlen gelten aber dennoch als verhältnismäßig zuverlässig, weil die Experten viele verschiedene Daten abgleichen und immer wieder aktualisieren. Deshalb wird eine Abweichung von nicht mehr als fünf Prozent erwartet - was allerdings 350 Millionen Menschen mehr oder weniger wären.

Die Medaille kann man nicht essen

Auch bei der Geburt des sechsmilliardsten Menschen war das internationale Interesse groß, rund zwölf Jahre später ist davon nichts mehr geblieben. Im Oktober 1999 ließ es sich UN-Generalsekretär Kofi Annanin in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo nicht nehmen, unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen den neugeborenen Adnan Mevic auf den Arm zu nehmen. Heute lebt der bosnische Junge mit seinen Eltern in der Stadt Visoko in bitterer Armut und ist von den Vereinten Nationen tief enttäuscht.

Adnan hatte zur Geburt eine UN-Silberplakette bekommen. Vater Jasmin Mevic erklärt, "Das bedeutet uns wenig, denn die kann man nicht essen". Die Familie bräuchte nach eigenen Angaben umgerechnet rund 750 Euro zum Leben, sie haben aber nur 350.

"Wenn man sich überhaupt nicht kümmert, braucht man auch nicht soviel Show bei der Geburt zu machen", ergänzt seine Frau. Sie ist dazu übergegangen, von den Reportern aus aller Welt, die ihre kleine Wohnung regelrecht besetzt hielten, Geld zu verlangen.

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