Welterbe Urwald bedroht: Der Teufel besiegt Australien

Tony Abbott, Premierminister des fünften Kontinents, hält nichts vom Umweltschutz. Seine jüngste Idee heißt: Urwälder abholzen. Die Unesco beißt zurück.

Putzig: bedrohter Beutelteufel. Bild: dpa

CANBERRA taz | Sieg für den tasmanischen Teufel: Die Bäume in den wenigen noch von Menschenhand unberührten Wäldern auf der australischen Insel Tasmanien sollen weiter vor der Kettensäge geschützt bleiben. In einer nur zehnminütigen Sitzung schmetterte die UN-Kulturorganisation Unesco einen Antrag der australischen Regierung ab, 74.000 Hektar Urwald von der Liste des Weltnaturerbes zu nehmen.

Erst vor einem Jahr hatte die damalige sozialdemokratische Regierung die Aufnahme von 172.500 Hektar Urwald ins Register erreicht. Das würde der neue Premierminister Tony Abbott am liebsten ungeschehen machen. Australien habe eh schon zu viele Wälder, die „weggeschlossen sind“, sagte er kürzlich. Außerdem müsse die Umwelt „dem Menschen dienen, nicht umgekehrt“. In seiner kurzen Amtszeit seit September 2013 hat Abbott bereits die Klimaschutzambitionen Australiens eingefroren, die Energiewende zurückgedreht und ein Revival der Kohleindustrie ausgerufen.

Tasmanien war lange einer der wichtigsten Hersteller von Holzsschnitzeln für die Verpackungs- und Papierindustrie in Asien. Ein Preiseinbruch, globale Proteste von Umweltschützern gegen das Abholzen von Urwäldern sowie der Druck auf internationale Finanzinstitute führten dazu, dass das wichtigste tasmanische Unternehmen Konkurs anmelden musste: Gunns Limited hatte jahrelang einen starken Einfluss auf die lokale und nationale Politik – und kooperierte dabei mit Forstverbänden und Gewerkschaften, die es mitfinanzierte. Dabei verliert der Holzsektor gesamtwirtschaftlich rasant an Bedeutung, Produktion und Beschäftigung gehen zurück.

Die Unesco erklärte, die australische Regierung habe ihren Antrag „lahm begründet“. Umweltminister Greg Hunt hatte geltend gemacht, in den Wäldern gebe es einzelne Pinienplantagen, außerdem seien früher selektiv Bäume gefällt worden. Waldgebiete wie Mount Field gehören zu den letzten ursprünglichen Kühltemperatur-Urwäldern auf dem Globus. Eine Ausklammerung der Wildnisgebiete wäre ein „unakzeptabler Präzedenzfall“ gewesen, so die Unesco.

Normalerweise kämpfen Nationen um das Register

Dass ein Land die Organisation überhaupt bittet, ein Welterbe abzustufen, ist äußerst selten. Nationen kämpfen in der Regel für eine Aufnahme ins Register. Denn solche Gebiete locken Touristen an, was in aller Regel einen Entwicklungsschwung mit sich bringt. Umweltorganisationen sehen in der Anfrage der australischen Regierung vor allem ideologische Gründe. Premierminister Tony Abbott hat sich strikt dem wirtschaftlichen Wachstum verschrieben, wenn nötig auch auf Kosten der Umwelt.

Vergangene Woche warnte die Unesco, sie werde das Great Barrier Riff vor der Ostküste des Kontinents auf die Liste der gefährdeten Welterbegüter stellen, falls Australien es nicht besser schütze. Die Regierung hatte der indischen Adani-Gruppe grünes Licht gegeben, im größten Korallenriff der Welt mehrere Millionen Tonnen Baggerschlamm zu versenken. Der multinationale Rohstoffkonzern plant, in unmittelbarer Nähe des Riffs den größten Kohleverladehafen der Welt zu bauen.

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