Wettbewerbsprüfung der EU: Android unter Beschuss

Googles Betriebssystem Android ist Marktführer bei Smartphones. Mehrere Konkurrenten, darunter Microsoft und Nokia, haben bei der EU nun Beschwerde eingereicht.

Hoffentlich steht sie stabil: Googles Android-Figur. Bild: dpa

BRÜSSEL/BERLIN dpa | Konkurrenten von Google wollen eine Wettbewerbsprüfung des führenden Smartphone-Betriebssystems Android durch die EU-Kommission erreichen. Die Organisation Fairsearch.org, der unter anderem Microsoft und Nokia angehören, reichte in Brüssel eine Beschwerde ein.

Sie wirft Google ein wettbewerbsfeindliches Verhalten im mobilen Geschäft vor. EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia sagte der New York Times, die Behörde habe Android bereits zusätzlich zur laufenden Untersuchung von Googles Suchmaschinen-Geschäft unter die Lupe genommen.

Die von Google ins Leben gerufene Android-Plattform hatte zuletzt einen Marktanteil von rund 70 Prozent im Smartphone-Geschäft und ist auch bei Tablet-Computern auf dem Vormarsch. Google-Dienste stehen im Mittelpunkt des Systems. „Google nutzt das Android-Betriebssystem als ein 'Trojanisches Pferd', um Partner hinters Licht zu führen, das mobile Geschäft zu monopolisieren und Nutzer-Daten zu kontrollieren“, erklärte Thomas Vinje von Fairsearch.

Almunias Büro bestätigte am Dienstag den Eingang der Beschwerde, wollte aber keinen weiteren Kommentar abgeben.

Der Organisation gehören auch Google-Rivalen wie Oracle oder spezialisierte Suchmaschinen wie ShopCity und Foundem an. Unter den 17 Mitgliedern sind zudem Reise-Websites wie Expedia, Kayak und TripAdvisor, die sich Sorgen wegen Googles Konkurrenz-Angeboten machen.

Andere Anbieter benachteiligt

Die Konkurrenten kritisieren unter anderem, dass Google sein Android-System den Geräteherstellern kostenlos zur Verfügung stellt. „Googles ruinöser Vertrieb von Android unter den Kosten macht es anderen Anbietern von Betriebssystemen schwierig, ihre Investitionen wieder reinzuholen.“ Zugleich müssten alle Hersteller von Android-Geräten Google-Anwendungen wie Karten, Youtube oder den App-Marktplatz Play vorinstallieren. „Das benachteiligt andere Anbieter und bringt Googles Android die Kontrolle über Verbraucher-Informationen auf einem Großteil der aktuell verkauften Smartphones.“

Microsoft ist mit dem Smartphone-Betriebssystem Windows Phone im Geschäft, es hängt jedoch bei niedrigen Marktanteilen im einstelligen Prozentbereich fest. Der Windows-Produzent hat eine lange eigene Geschäfte von Problemen mit Kartellwächtern. Erst Anfang März verdonnerte die EU-Kommission Microsoft zu einer Geldstrafe von 561 Millionen Euro. Microsoft hatte es entgegen früherer Zusagen versäumt, den Nutzern des PC-Betriebssystems Windows 7 neben dem hauseigenen Internet Explorer verschiedene Browser von Konkurrenten für das Surfen im Internet anzubieten.

Fairsearch wirft Google schon lange Wettbewerbsverletzungen vor und trug auch zur laufenden Untersuchung des Suchmaschinengeschäfts bei. In dem seit rund zwei Jahren laufenden EU-Verfahren wolle Google diese Woche Lösungsvorschläge einreichen, sagte Almunia der New York Times.

Die Kommission will unter anderem, dass bei den Ergebnissen einer Google-Suche eigene Angebote des Konzerns klarer erkennbar sind. Konkurrenten werfen Google vor, sie zugunsten eigener Dienste zu benachteiligen. Google konterte stets, man sei für Nutzer und nicht für andere Suchmaschinen da. Die amerikanischen Wettbewerbshüter stellten ihre Ermittlungen gegen Google im vergangenen Jahr ein, ihre Brüsseler Kollegen schlugen eine härtere Gangart ein. Er werde zu den Google-Vorschlägen die Beschwerdeführer und andere Unternehmen befragen, sagte Almunia der New York Times.

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