Wettskandal in Italien: Ein paar Millionen auf ein Unentschieden

Im italienischen Wettskandal nutzen einige der Verdächtigen die Feiertage, um sich zu besinnen. Und ihr Gewissen weiter zu erleichtern.

Ist geständig: Cristiano Doni. Bild: dpa

Eingeschränkte Bewegungsfreiheit kann Läuterungsprozesse einleiten und Erkenntnisse bescheren. Einige wegen des Wettbetrugsskandals im italienischen Fußball kurz vor Weihnachten festgenommene und über die Feiertage in Hausarrest entlassene Spieler enthüllten nun neue Details. Ihren Aussagen nach verschiebt sich das Epizentrum von Cremona in die unweit Bergamos gelegenen Gemeinden Albino und Leffe.

Dort entstand aus einer Fusion zweier Winzvereine der Zweitligaklub UC AlbinoLeffe, und dort scheint die italienische Abteilung der wohl aus Singapur geführten Wettbetrugsorganisation ihren Ursprung zu besitzen. Gleich fünf Spieler der Mannschaft hätten 2007 begonnen, Spiele zu manipulieren, erzählte Carlo Gervasoni, einer der Spieler, den Richtern. Mindestens 25 Partien der Serie B sollen beeinflusst worden sein von dem Quintett, das im Laufe der letzten Jahre in verschiedenste, ebenfalls vom Wettskandal betroffene Vereine transferiert wurde, darunter Cremonese, Piacenza, Grosseto, Siena und Benevento.

Dabei hätten die Spieler auch mit anderen Geldgebern als der vom Singapurer Eng Tan Seet geleiteten Organisation kooperiert, berichtete Gervasoni den Ermittlern. Eng Tan Seet soll nach Angaben eines in Finnland inhaftierten Aussteigers aus dem Betrugskartell sogar "finanzielle Kontrolle über den Verein AlbinoLeffe" gehabt haben. Dessen Präsident weist diese Anschuldigungen allerdings zurück und erklärte seinen Verein zum Nebenkläger. Was da Wahrheit und was nur Schutzbehauptung ist, wird sich in Zukunft erweisen.

Einen Hinweis auf die Umsatzdimension der Wettbetrüger liefert die Serie-B-Begegnung AlbinoLeffe - Piacenza vom Dezember 2010. Insgesamt 6,5 Millionen Euro sollen allein beim britischen Anbieter Betfair gesetzt worden sein. Üblich seien bei Spielen dieses Kalibers 150.000 Euro. Die meisten Wetten waren auf ein Unentschieden platziert, das es nach sechs Toren auch tatsächlich gab.

Für frohe Weihnachtsstimmung sorgte in Fußball-Italien lediglich eine Initiative von Nationalcoach Cesare Prandelli. Der lud Simone Farina, einen Verteidiger des Zweitligaklubs AS Gubbio, zu einem Besuch bei der Nationalmannschaft ein. Farina hat sich als allererster Fußballprofi dazu durchgerungen, als Nebenkläger gegen seine betrügerischen Vereinskollegen und Gegenspieler aufzutreten. "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch", meinte bereits Friedrich Hölderlin.

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